Zurueck ins Glueck
Sie Lust auf einen kleinen Spaziergang?« Gillian drehte sich eine Strähne ihrer jetzt perfekt gefönten dunklen Mähne um den Finger. »Es war ein langer Tag, ich muss unbedingt ein bisschen abschalten.«
Luke sah seine Traumfrau an. Das ist einfach zu schön, um wahr zu sein, dachte er.
»Natürlich«, stimmte er zu, öffnete die Eingangstür des Manor und stellte zu seiner großen Erleichterung fest, dass der Sturm weitergezogen war. Der Regen war versiegt, die Luft jetzt angenehm mild.
»Was für eine herrliche Nacht«, seufzte Gillian. »Kennen Sie sich auf dem Hotelgelände gut aus, Luke?«
»Nein, das kann ich nun wirklich nicht behaupten.«
»Umso besser.« Ein schelmischer Funke tanzte in ihren Augen. »Dann können wir ja gemeinsam Neuland entdecken.«
Cameron schäumte vor Wut, als er feststellte, dass Gillian nicht wie verabredet in der Hochzeitssuite auf ihn wartete. Wo zum Teufel steckte sie? Er wählte die Nummer
ihres Zimmers, legte aber auf, als Wendy sich meldete. Vier Uhr morgens war nun wirklich keine passende Zeit, zu der ein Bräutigam seine Brautjungfer anrufen sollte, und er wollte unbedingt vermeiden, dass Wendy Verdacht schöpfte. Wo konnte Gillian so spät in der Nacht noch sein?
Erst ein paar Minuten später fand er ihre Nachricht.
Hatte keine Lust mehr, noch länger auf dich zu warten. Alles Gute zum Geburtstag, Gillian.
10. Kapitel
Es war schon nach vier Uhr früh, als Stephanie Judge-Neilson aufblickte und ihren Mann mit Marcus im Schlepptau die große Bar des Rathnew Manor betreten sah. Die meisten anderen Gäste hatten sich schon vor Stunden in ihre Zimmer zurückgezogen.
Sie drückte ihre Zigarette aus, ließ den Stummel in ein leeres Glas fallen und griff nach ihrem Wodka-Orange. »Und?«, erkundigte sie sich ohne jedwedes Interesse. »Wie geht es dem lieben Cameron? Besteht eine Überlebenschance?«
»Steph«, tadelte Caroline, die allein für sich in der Mitte des Raumes tanzte, ihre Schwester laut und vernehmlich. »Sprich nicht so abfällig von deinem einzigen Bruder.«
»Du sei lieber still«, erwiderte Stephanie kampfeslustig. »Und setz dich endlich hin, Caroline, dein Gehampel macht mich wahnsinnig.«
»Hörst du die Musik denn nicht?«, fragte Caroline verträumt. »Sie ist wunderschön.«
»Nein, ich höre sie nicht, weil ich nicht bis zum Stehkragen zugedröhnt bin«, gab Stephanie bissig zurück.
David trat zu ihr und ließ sich neben ihr in einen Sessel fallen, dann stibitzte er seiner Frau eine Zigarette.
»Deinem Bruder fehlt weiter nichts, er hat nur einen harten Tag hinter sich und kann ein bisschen Unterstützung
seitens der Familie vertragen, wenn das nicht zu viel verlangt ist, Stephanie.«
Caroline hatte derweilen versucht, Marcus zum Tanzen zu überreden, aber er zog sie zu einem der weichen Sessel am Feuer hinüber, und sie machte es sich zufrieden auf seinem Schoß bequem.
»Die ganze Familie hat heute einiges durchgemacht«, gab Marcus zu bedenken. »Jede Wette, dass sich das gesamte Dorf das Maul über die Judges zerreißt. Am besten, ihr schenkt den Gerüchten überhaupt keine Beachtung.«
Stephanie beäugte den neuesten Galan ihrer Schwester argwöhnisch. »Deine Sorge um die Familie ist wirklich rührend, Marcus, aber vollkommen überflüssig. Kein Wort von dieser Geschichte ist wahr, warum sollten wir uns also deswegen den Kopf zerbrechen?«
Caroline setzte sich so ruckartig auf Marcus’ Schoß auf, als habe sie eine Erleuchtung gehabt. »Und wenn es doch stimmt?«, kicherte sie.
»Werde bitte nicht geschmacklos«, schnitt Stephanie ihrer jüngeren Schwester scharf das Wort ab.
»Nein, im Ernst... was, wenn die alte Vogelscheuche in der Kirche die Wahrheit gesagt hat? Vielleicht hatte sie eine Affäre mit Daddy. Sie wäre nicht die Erste, die einen unehelichen Judge-Sprössling in die Welt setzt.«
»Caroline!«
Aber Caroline, einmal in Fahrt, war nicht zu bremsen. »Oder kann es sein, dass Mummy die süße kleine Samantha White heimlich zur Welt gebracht und dann weggegeben hat, weil sie keine Judge ist?«
Diesmal griff David ein. »Caroline, jetzt geht aber wirklich deine Fantasie mit dir durch.«
»Und was, wenn unser lieber Bruder Cameron gar nicht unser Bruder ist? Vielleicht haben Mum und Dad ihn adoptiert, weil sie selbst keinen Sohn und Erben zustande gebracht haben.«
»Hör jetzt mit diesem Unsinn auf«, wies David sie streng zurecht, bevor sie noch mehr Schaden anrichten konnte. »Wir sollten uns lieber
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