Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
aufgefallen. Wie oft war er in der letzten Zeit bei dir? Sag schon!“
„Du kannst einem wirklich l eidtun. Armer Irrer.“
Das hätte sie besser nicht gesagt, dachte sie, als alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Er starrte sie an und einen flüchtigen Augenblick lang ließ er sie seine entsetzliche Hilflosigkeit sehen, bevor sich seine Augen verhärteten. Ihr Blick fiel auf seine Fäuste, die sich drohend schlossen und wieder öffneten.
„Tu das nicht, Angel. Das ist mir nur so rausgerutscht. Ich wollte das nicht sagen. Entschuldige.“
„Ich tue dir l eid? Ich … ich brauche kein Mitleid. Von niemandem!“
In seinen Augen blitzte es teuflisch, als er mit honigsüßer Stimme fortfuhr: „Aber meinst du nicht auch, man würde einem armen Irren einiges nachsehen? Hat ein Verrückter nicht gewisse Freiheiten? Du solltest ihn demnach besser nicht noch mehr reizen. Es könnte ungeahnte Folgen haben. Schlimme Folgen für die ungehorsame, kleine Frau. Gut, tun wir trotz allem einmal so, als ob dieser Wahnsinnige der Vater deiner Kinder ist. Dann wirst du in Zukunft nämlich alles tun, was er dir sagt, um böse Überraschungen zu vermeiden. Hast du das begriffen?“
„ Hör auf, mir Angst einzujagen! Ich hasse es, wenn du so redest. Ich bin nicht Danilo, den du nach Belieben manipulieren und für deine Zwecke einspannen kannst. Du wirst mich zu nichts zwingen, was ich nicht will, denn ich weiß auch ohne deine klugen Ratschläge, was gut für mich ist und was ich zu tun habe. Kümmere du dich zuerst um dich selbst, bevor du anderen etwas vorzuschreiben versuchst.“
Im nächsten Moment wurde sie von einem harten Schlag ins Gesicht in die Ecke geschleudert. Ihr Kopf knallte an den schweren Blech schrank mit den Patientenakten. Sie begriff nicht sofort, was passiert war. Wie gelähmt vor Schreck und mit weit aufgerissenen Augen blickte sie zu Angel. Ungläubig fasste sie sich an ihre brennende Wange.
Nein, das hatte er nicht getan! Niemals würde er sie … schlagen. Das würde er nic ht tun. Das hatte sie geträumt.
Ihre Hand tastete über die Beule an ihrem Hinterkopf.
Mit versteinerter Miene trat er einen Schritt auf sie zu. „Gibst du endlich zu, mich betrogen zu haben? Dachtest du, es käme nicht darauf an, weil es in der Familie bleibt? Dass ich es nicht merken würde, weil mir dieser Bastard so verdammt ähnlich sieht?“
„Du bist verrückt!“, schrie Karo auf, die Arme schützend über dem Kopf erhoben. „Fass mich nicht an! Nie mehr! Verschwinde!“
21 . Kapitel
Völlig außer Atem klingelte sie Sturm an Danilos Junggesellenwohnung. Aus Angst, Angel könnte ihr gefolgt sein, war sie die fünfzehn Minuten Fußweg von der Klinik bis hierher gerannt. Am ganzen Körper schlotternd sank Karo erschöpft in Danilos Arme und ließ ihren Tränen freien Lauf. Leise schloss er die Tür hinter sich.
Angesichts des bevorstehenden Umzuges waren die Zimmer der kleinen Wohnung schon teilweise leer geräumt, sodass Karo und Danilo auf einem dicken Teppich Platz nahmen.
„Damit ist er endgültig zu weit gegangen. Du musst ihn anzeigen.“
„Für diese tolle Idee wird er dich umbringen. “ Sie lachte bitter auf. „Außerdem solltest du wissen, dass ich das nicht tun würde.“
„Es kann jederzeit wieder passieren.“
Karo hob erschrocken den Kopf und wehrte halbherzig ab: „Nein, Dani, das glaube ich nicht. Das war … Angel sah nur …“ Sie ließ frustriert die Schultern sinken. „Vielleicht hatte er heute mehr als den sonst üblichen Ärger bei der Arbeit.“
Danilo wusste genau, um welche Art von Ärger es sich handelte, weshalb es ihm ganz und gar nicht behagte, dass sich ausgerechnet Karo die Schuld an Angels Verhalten geben wollte.
„Er ist plötzlich so jähzornig. Noch nie habe ich ihn der maßen unkontrolliert erlebt. Und das macht mir Angst, Danilo. Was ist mit ihm passiert? Fast habe ich den Eindruck … es hört sich irgendwie … ach, ich weiß nicht …“
„Was?“
„Das war er nicht. Ich meine, wie er mich ansah, was er sagte, wie er reagierte, als hätte ein völlig anderer Mensch vor mir gestanden und mit mir geredet. Sogar seine Stimme hat anders geklungen und seine Augen … Dieses wunderschöne Blau war mit einem Mal verschwunden.“
Sie hielt einen Moment inne und schien nachzudenken. „Ist Angel Linkshänder?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Er wollte sich ein Stück Heftpflaster abschneiden mit der Schere, die auf dem Schreibtisch in seinem Büro liegt,
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