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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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er eine Entscheidung getroffen und dazu würde er – koste es ihn, was es wolle – auch in Zukunft stehen. Angel brauchte Karo mehr als er.
    Ihre Stimme riss ihn in die Gegenwart zurück. „Ich bin unendlich froh , wenigstens mit dir reden zu können, Dani. Was sollte ich bloß ohne dich tun? Seit Cat … habe ich niemanden mehr. Alle Freunde – weg! Von den Kommilitonen, an denen mir etwas liegt, wird niemand nach dem Studium in der Stadt bleiben. In alle Winde verweht werden wir uns vielleicht in fünfzig Jahren beim Veteranentreffen wiedersehen. Und unsere beiden Meerjungfrauen kriege ich künftig noch seltener zu Gesicht. Sie werden nach der Diplomverteidigung zur See fahren. Du erinnerst dich an Beate, die große, grünäugige Nixe? Sie kam neulich zu uns, um einiges …“, Karo atmete zittrig ein, „einiges für den Törn auf dem Zeesenboot … mit den Fischern und … Cat …“
    Ihre Worte gingen in einer erneuten Sturzflut von Tränen unter. Danilo hielt ihr sein Taschentuch unter die Nase. Er durfte sie nicht in seine Arme nehmen und ihr die Tränen von den Wangen küssen. Er durfte ihr seine Zuneigung nicht zeigen. Sie war Angels Frau!
    „Nun bleibst bloß noch du, Danilo. Es bedeutet mir so viel zu wissen, dass du immer da bist, wenn ich dich brauche.“
    Sie lachte heiser auf , sagte: „Danke“ und dachte: Oh-oh! Von der ersten Sekunde an hatte dieser Mann ihr Interesse geweckt, sie hatte ihn gehasst für seine deutlichen Worte im Café und spätestens in dem Moment gemocht, als er ihr gestanden hatte, wie sehr er sich Angel verbunden fühlte. Aber jetzt fing sie an, ihn zu brauchen und vielleicht noch mehr als das (was eine echte Katastrophe wäre).
    „ Dabei war ich zunächst wirklich der Meinung, du könntest mich nicht ausstehen. Zumindest hast du dich so benommen. Du bist mir regelrecht aus dem Weg gegangen. Im Krankenhaus, erinnerst du dich? Damals bei Angel?“
    Danilo nickte stumm. Die Kehle wurde ihm eng und ließ keinen Ton mehr heraus. Wie sollte er je diesen Augenblick vergessen, als er Karo das erste Mal durch die Glasscheibe zu Angels Zimmer auf der Intensivstation entdeckt hatte? Sein Atem hatte gestockt, während sein Puls wie wild raste und ihm die Hände feucht wurden. Wie heute stand dieses Bild vor seinen Augen: Karo am Krankenbett seines Freundes, das Haar zerzaust, die Brille bis zur Nasenspitze vorgerutscht. Ihre Nase war ein wenig zu lang, das Kinn zu spitz, die Augen zu groß. Selbst ihr Mund war eine Spur zu voll. Selten genug, dass sie ihn einmal schloss. Völlig unbekümmert hatte sie Stunde um Stunde auf Angel eingeredet, als hätte sie einen guten, alten Bekannten auf der Straße getroffen. Während ihr Mund auf Hochtouren lief, hatte sie mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit ein Blatt nach dem anderen aus ihrem Skizzenblock mit Porträts von Angel gefüllt.
    Er selber hatte Karo angestarrt, fasziniert von ihrer natürlichen Ausstrahlung, gefangen von ihrer von Herzen kommenden Fröhlichkeit. Unüberhörbar hatte ihn eine innere Stimme gemahnt davonzulaufen, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Doch wie ein Idiot war er stehengeblieben.
    Dann wandte sie den Kopf zur Seite, als hätte sie gespürt, dass sie beobachtet wurde, und hatte ihn angeschaut, einen flüchtigen Moment lediglich, doch in dieser Sekunde konnte er den Rest seines Lebens in ihren Augen erkennen. Ihr helles Lachen hatte sich an diesem Tag für immer in sein Gedächtnis gebrannt. Seit jener Stunde glaubte er an Liebe auf den ersten Blick. Und er war dieser Frau einzig deshalb ausgewichen, weil er es nicht ertragen konnte, Karo unerreichbar für sich selbst an Angels Seite zu wissen.
    Seine tiefen Gefühle waren der Grund gewesen, warum er Karo wie Luft behandelt hatte. Seit sie Angel aus dem Koma zurückgeholt hatte, wusste er, die beiden gehörten zusammen. Was die Medizin nicht geschafft hatte, war der Kraft der Liebe gelungen. Und Karo trug diese Kraft in sich. Er wollte sich mit Angel nicht um eine Frau streiten. Und dabei war er sich so sicher wie nie zuvor in seinem Leben, dass sie es wert war.
    „Ich habe dich immer nur aus der Ferne gesehen. Tagelang habe ich mir die Rübe zerbrochen, was ich wohl falsch gemacht haben könnte. Wir haben kein einziges Wort miteinander gewechselt, doch du warst derart abweisend, dass es schon fast an Frechheit grenzte!“
    Sie schmunzelte bei der Erinnerung daran und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Der größte Hammer hat mich allerdings getroffen, als du

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