Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
sobald ein Bett frei ist. Ich denke, spätestens Anfang der nächsten Woche. Wenn du also nachher zu Hause bist, packst du sofort alles zusammen, was du benötigst. Morgen früh hole ich die Tasche bei dir ab und deponiere sie hier im Büro, bis du die Einweisung hast.“
„Tut mir leid, aber …“
Er zog eine Braue hoch. „Wie bitte?“
„Tut mir leid?“ Unglücklicherweise klang ihre Antwort wie eine Frage und nicht wie ein Bescheid, aber dieser Mann sah mit seiner hochgezogenen Braue auch wirklich furchteinflößend aus.
„Das geht nicht, Angel. Noch nicht. Bis zum Geburtstermin ist jede Menge Zeit, außerdem habe ich vorher noch einige Prüfungen abzulegen. Ich habe Cat versprochen, das bis zum Ende durchzuziehen“, versuchte Karo zu erklären. „Bloß weil ich schwanger bin, darf ich nicht mein Studium vernachlässigen.“
Was war mit einem Mal in ihn gefahren? Sie sollte alles stehen und liegen lassen wegen der Kinder? Sie konnte sich nicht monatelang auf die faule Haut legen! Überdies hasste sie halb fertige Dinge. Ein paar Prüfungen würden weder ihr noch den Babys schaden.
„Cat hat gesagt, bis zum Termin ist …“
„Verdammt, diese Frau ist tot!“, brüllte Angel urplötzlich.
Karo schreckte zusammen und presste eine Faust auf ihren Mund.
„Akzeptiere endlich, dass sie nicht mehr hier ist! Sie ist tot! Catherine … ist … tot! Sie hat nichts mehr zu melden, kapiert? Und sich schon gar nicht in mein Leben einzumischen.“
Entsetzt war Karo aufgesprungen und vor Angel zurückgewichen, der drohend einen Schritt auf sie zukam. Sie wollte nicht länger mit diesem Mann allein sein. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, wer er war.
„Du bringst unsere Babys in Gefahr!“, knurrte er mit einer Gefährlichkeit, die ihr Blut in den Adern gefrieren ließ. „Aber das werde ich nicht zulassen. Es sind meine Kinder, wenngleich du es nicht für nötig erachtet hast, das jemandem mitzuteilen. Also werde ich die Entscheidungen mit treffen, ob es dir nun passt oder nicht.“
Er bewegte sich so schnell, dass Karo erschrocken aufblickte. Sie hielt die Luft an, als Angel sie grob an den Oberarmen packte und sie zu sich herumwirbelte. „Hast du mich verstanden?“
„Du hast keinerlei Recht …“
Der Griff seiner Finger verstärkte sich. Er schüttelte Karo kurz und heftig, al s wollte er auf diese Weise ihr Einverständnis erzwingen. Übelkeit stieg ihre Kehle hoch und die Panik schnürte ihr die Luft ab.
„Kein … Recht?! Was willst du damit sagen? Was?!“
„Dass es meine Entscheidung ist …“
„Wessen Kinder trägst du?“
„Du tust mir weh, Angel!“ Mühsam würgte sie die Worte zwischen ihren vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen hervor. „Lass mich los!“
E r jedoch reagierte nicht, starrte sie mit seinen wild funkelnden Augen an, die sich allmählich rabenschwarz färbten – schwarz vor glühender Wut, die er nicht mehr beherrschen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte.
Als Kind war er extrem aggressiv gewesen, fielen Karo in dieser Sekunde Oberschwester Erikas Worte ein. Hatte er über all die Jahre seine Aggressionen lediglich unterdrückt, versteckt unter einer freundlichen, liebenswerten Fassade, die jetzt angesichts der psychischen Belastung zu bröckeln begann, bis er schließlich wie ein Vulkan explodieren würde? War dies das wahre Gesicht eines Mannes, mit dem sie durch vier Kinder verbunden war? Sie kannte ihn nicht und hatte keine Vorstellung davon, was ihr mit ihm bevorstand.
Vergeblich versuchte sich Karo aus seiner Umklammerung zu befreien. Sie spürte, dass ihre Angst außer Kontrolle geriet.
In seinen Augen kam ihr Schweigen einem Eingeständnis gleich. Seine Stimme klang hart und unerbittlich, als er wiederholte: „Von wem sind diese Kinder?“
„Angel, hör auf! Ich bin nicht Danilo …“
„Ich drehe diesem Bastard den Hals rum, wenn er mir seine Kinder unterzuschieben versucht!“, bellte er.
Sein Vorwurf schmetterte wie eine Gewehrsalve durch den Raum und Karo taumelte von seiner Wucht beinahe nach hinten.
„Bist du verrückt geworden, Angel? Hast du vollkommen den Verstand verloren?! Schämst du dich nicht, uns etwas dermaßen Niederträchtiges zu unterstellen? Wenn du mir so etwas zutraust, dann kann ich dich nicht daran hindern, doch zumindest Danilo solltest du besser kennen. Er ist dein Freund! Er will mir lediglich helfen, weil du …“
„Er will dich! Er himmelt dich an. Und tu bloß nicht so, als wäre dir das nicht auch
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