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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sein Tun, verfolgte jede noch so kleine Bewegung seiner Hände.
    „Das ist eine ganz normale Schere.“ Es fiel ih r schwer, die Ruhe zu bewahren angesichts von Angels vergeblichen Versuchen, das Heftpflaster zu schneiden. „Ich habe sie selber schon benutzt.“
    „Aber jetzt schneidet sie nicht! Da, siehst du?“ Ärgerlich warf er sie auf die Ablage und riss eine Schublade seines Schreibtisches auf , um nach einer anderen Schere zu suchen.
    „Angel, du hattest die Schere in der linken Hand“, bemerkte Karo leise und sehr vorsichtig. Intuitiv wappnete sie sich gegen einen neuerlichen Wutausbruch.
    „Ich halte sie immer in der linken Hand. Ich bin Linkshänder.“
    Ihr Herz setzte aus. Was ging hier vor sich? Was hatte das alles zu bedeuten? Plötzlich wollte sie nur noch davonlaufen. Weg von Angel und diesem Krankenhaus, die sie stärker vereinnahmten, als sie ertragen konnte. Mühsam holte sie Luft.
    „ Warum liegt dann auf deinem Schreibtisch diese Schere für Rechtshänder?“
    „Woher soll ich wissen, wie dieses Ding in mein Büro kommt?“
    Alle Arroganz war mit einem Schlag von ihm gewichen, als er mit einer Spur Verunsicherung in der Stimme erklärte: „Es ist die einzige, die ich finden kann. Ich habe keine andere.“
    „Weil sie dir gehört. Angel, du bist Rechtshänder genau wie ich auch.“
    Sie bückte sich nach dem Foto, Angel bei der Verleihung seines Doktorhutes, und sah den frischen Blutfleck darauf. Er hatte mit der rechten Hand das Glas zerschlagen und mit der  gleichen Hand versucht zu schreiben, weil er ganz sicher Rechtshänder war. Wieso behauptete er jetzt also voller Überzeugung, er sei Linkshänder?
    „ Angel, lass dir helfen“, bat sie verzweifelt. „Du bist krank und wirst es nicht alleine schaffen, damit fertigzuwerden. Bitte, du musst mit jemandem darüber sprechen. Danilo hat mir erzählt, dass seit Cats Tod diese Anfälle häufiger auftreten und länger dauern als jemals zuvor. Irgendwann wirst du sie nicht mehr unbeschadet überleben, fürchtet er. Und nicht nur er. Dem Professor blieb gar keine andere Wahl, als dich zu versetzen, um das Leben der Patienten und dein eigenes nicht zu gefährden. Ich habe Angst um dich!“
    „ Das ist ja sehr interessant. Du redest also mit Danilo über mich, spionierst mir hinterher, wie? Was treibt ihr beide sonst noch hinter meinem Rücken? Hat er sich inzwischen bei dir eingenistet?“
    „Warum willst du mich verletzen?“ Karo unterdrückte einen erneuten Schluchzer und wischte sich eine verirrte Träne von der Wange. „Ich meine es bloß gut mit dir. Ich will dich nicht auch noch verlieren!“
    Ihre flehenden Worte prallten an Angel wie an einer Mauer aus Beton ab. Er zuckte mit keiner Wimper, gerade so als hätte er seine Ohren verschlossen.
    „Bitte, Angel, rede mit mir.“
    Resigniert ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und strich gedankenverloren über ihren Bauch. Klein und hilflos sah sie aus und tatsächlich kam sie sich einsam und verlassen vor. Sie wurde den Eindruck nicht los, Angel im Wege zu stehen, nichts als eine Belastung für ihn zu sein. Erst die Konfrontation mit ihrer Schwangerschaft, dann Cats furchtbarer Tod und immer heftigere Krampfanfälle in immer kürzeren Abständen, was schließlich seine Versetzung erforderlich gemacht hatte. Und nun wurde ihm gar die Verantwortung für eine Großfamilie aufgehalst! War es denn ein Wunder, dass er auf all diese dramatischen Veränderungen in seinem Leben kopflos und letztlich aggressiv reagierte? Absolut unvorbereitet musste er sich diesen Ereignissen stellen, ohne dass ihm die Möglichkeit einer Wahl gegeben war. Schlimmer noch, er war nicht einmal nach seiner Meinung gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
    Sie hatte alles verdorben! Die Unbeschwertheit und Sorglosigkeit in ihrer Beziehung waren durch ihren Leichtsinn von Pflichten und Verantwortung verdrängt worden.
    „Ich wollte, Catherine wäre hier!“ Mit unglaublicher Wucht brachen die viel zu lange zurückgehaltene Trauer, der Schmerz über den Verlust und Angst vor der Zukunft aus Karo. „Warum musste das alles passieren? Sie fehlt mir so sehr. Gerade jetzt hätte ich sie gebraucht.“
    Angel dagegen wollte ihren stummen Schrei nach etwas mehr Verständnis und Liebe nicht hören. Völlig zusammenhanglos wedelte er stattdessen mit einer dünnen Mappe in der Hand. Er blickte durch Karo hindurch, als er mit kalter Stimme verkündete: „Doktor Bernd wird dich in die Klinik einweisen,

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