Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Ernst, dass du dich damit gemeint hast? Du weißt doch, welche Inschrift ich für deinen Grabstein aussuchen werde?“
„Ich bestehe auf einer Seebestattung.“
„Diese Frau ist an chronischer Faulheit gestorben.“ Susann rieb sich schadenfroh die Hände. „Und das geschieht ihr ganz Recht!“ Sie boxte ihre Freundin kumpelhaft in die Seite. „Nun sag schon, wie heißt denn diesmal der arme Glückliche, der dich mit Beschlag belegt und dir keine Zeit für deine bessere Hälfte lässt?“
„ Bloß kein Neid, meine Liebe. Alles zu seiner Zeit. Ich bin hart am Arbeiten, um ihn rumzukriegen.“
„Du schaffst das.“
„Ohne Zweifel. Ein, zwei Tage maximal, dann habe ich ihn soweit. Brauchbare Männer sind offenbar das Einzige, was es in diesem schnieken Etablissement nicht gibt.“
„ Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.“ Was durchaus den Tatsachen entsprach, denn Susann rechnete nach wie vor mit einem Besuch ihres Lebensretters.
„Du solltest dich bescheiden, alte Wurschthaut, man kann nicht alles haben.“
„Pah! Warum nicht? Ich habe alles verdient.“
„Und wo willst du damit hin, hä? In unser er Wohnung ist kein Platz dafür. Mal ehrlich, wie konntest du dir ausgerechnet dieses Haus als Landeplatz aussuchen?“ Die zierliche Frau mit dem flotten Mundwerk klang urplötzlich vollkommen ernst. „Ich dachte, deine Oldies sind Pauker?“
„Sind sie auch, Kleine .“ Susann winkte unwirsch ab. „Und sie haben hiermit nicht das Geringste zu tun. Sie haben mit allem, was ich mache, nichts mehr zu tun.“
„Sorry, ich meinte ja nur …“
„Schon gut, ich weiß. Der Arzt, der als Erster am Unfallort vorbeikam, arbeitet in diesem Haus. Deswegen. War also wirklich Zufall in Reinkultur, dass ich hier gelandet bin.“
Mit einer der Rätselzeitschriften, die Cat auf den Nachttisch gepackt hatte, wedelte sich Susann Luft zu und brummte dabei missmutig: „So toll, wie es den Anschein hat, ist es in diesem Bau auch wieder nicht. Die Klimaanlage zum Beispiel hat gestern Selbstmord begangen – aus welchem Grund, weiß Gott allein –, sodass ich mich langsam wie in einem Brutkasten fühle. Die Pralinen werden bei dieser Hitze bestimmt vergammeln.“
Die Lippen genüsslich gespitzt, öffnete sie die Schachtel ihres Lieblingskonfekts. Nugatpralinen! Langsam und mit geschlossenen Augen ließ sie das erste Stück auf der Zunge zergehen. „Es wäre schade um diese Köstlichkeiten“, murmelte sie mit vollem Mund.
„Viel bedauerlicher ist, dass du aus dem Leim gehen wirst, wenn du weiter derart hemmungslos naschst.“
„Quatsch, guck dir Suse an. Die Lütte ernährt sich fast ausschließlich von diesem Zeugs und ist rappeldürre. Also werden mir so ein, zwei … Dutzend Pralinen schon nicht schaden.“
„Lass Suse bloß nicht hören, dass du sie dürr nennst. In ihren empfindlichen Ohren grenzt das an Majestätsbeleidigung.“
„Die kann Sorgen haben.“ Susann hielt der Freundin das leere Papier unter die Nase. „Magst du auch eine?“
Catherine schnipste das Papier durch die Luft und ließ eine schweinchenrosa Kaugummiblase vor ihrem Mund zerplatzen. Mit einem kühnen Sprung hopste sie auf das Krankenbett und musterte ihre Freundin voller Spannung. „Sprich! Wie ist dieser Doktor? Type Mistkäferfreund oder George Clooney als Kinderarzt?“
„Cat, wenn es dir nichts ausmacht, halt mal eine Minute lang die Klappe. Ich muss mit dir nämlich ernsthaft was bereden.“
„Sei kein Spielverderber , Große! Ich bin es, mit der du sprichst.“
Geistesabwesend drehte Susann den kleinen, silbernen Ring in ihrem rechten Ohrläppchen, eine Angewohnheit, die sie rasend machte, wurde sie sich ihrer bewusst. Sie hielt diese Marotte für einen Ausdruck von Schwäche und das passte einfach nicht zu ihr. Sie hatte sich, ihre Gefühle und all ihre persönlichen Angelegenheiten voll im Griff. Andere Ereignisse bereiteten ihr dagegen richtige Kopfschmerzen.
„ Na schön, George Clooney wird uns nicht weglaufen. Was gibt es?“
„ Für die Meldung an meine Versicherung benötige ich das Aktenzeichen des Unfallberichtes der Polizeiinspektion. Ich mich also deswegen ans Telefon gehängt und dort angerufen. Kannst du dir vorstellen, was er gesagt hat?“ Wütend schwenkte Susann ihren Arm durch die Luft. „Weißt du, was er gesagt hat?“
„W enn dein Hirn nicht allzu viel Schaden genommen hat, wirst du dich sicherlich erinnern, dass ich bei diesem Gespräch nicht dabei war. Also, was?“
„Die
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