Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
hinter ihr her. Susann ließ sich mit einem Seufzer auf ihr Kissen zurückfallen und atmete tief durch. Der stechende Schmerz hinter ihrer Stirn ließ sie leise aufstöhnen.
    Ein Unfall. Ist es also kein Traum gewesen. Wer hat behauptet, es ist ein Traum? Irgendjemand sagte doch, es ist ein … Ich muss Cat anrufen.
    Aber dazu müsste ihr natürlich erst einmal die Telefonnummer einfallen. Und ihre Hand war so eigenartig schwer.
    Da war en ein Ball und das weiße Kleid … Ich hatte nie ein weißes Kleid. Wollte ich ein braves Mädchen in einem braven Kleid sein? … Was ist mit meinen Brüdern? … Woher wusste er von dem Traum? War er dabei? … Angel Stojanow …
    Langsam zeigte das Schmerzmittel seine Wirkung. Susann Seiler lächelte, als ihr die Augen zufielen.
    Diese Stimme. Und so ein Blau.

3. K apitel
     
    „Also, Schneckchen, ehrlich, ausnahmsweise hätte ich mal nicht das Geringste dagegen, mit dir zu tauschen. In so ’nem Palast krankzufeiern, ist doch besser als jeder Urlaub. Ich frage mich, wie du es immer wieder schaffst, von allem das Beste abzusahnen.“
    Für ihren heutigen Auftritt in der Öffentlichkeit hatte sich Catherine Tailor in einen hautengen, schillernden Einteiler gezwängt, zu dem sie geringelte Strümpfe trug, die bis über ihre Knie reichten, ein orangefarbenes Tuch um die schmalen Hüften und grüne Strähnen im Haar. Ein Look, den Susann niemals auch nur ansatzweise hinbekommen hätte. Und das wusste sie so genau, weil Cat vor jedem Schlussverkauf aufs Neue versuchte, ihre Freundin zu einem radikalen Kahlschlag in ihrem Kleiderschrank zu überreden.
    Und tatsächlich dachte Susann bei dieser Gelegenheit gehorsam über den Kauf eines modischeren Outfits nach – ungefähr fünf Sekunden –, ehe sie sich wieder in die Jeans zwängte, die sie schon seit Jahren trug.
    Während Cat mit großen Augen das Inventar inspizierte und gewichtigen Schrittes das Zimmer ihrer Freundin abschritt, entdeckte Susann, dass Cats herzförmiges Hinterteil mit einem ebensolchen dekoriert war. Sie schluckte und fragte sich gleichzeitig, wie die Kleine es geschafft hatte, unbehelligt durch die Flure der Klinik zu gelangen.
    „Suchst du deine Unfallorte nach der Lage der besten Klinik am Platz aus? Ich wusste gar nicht, dass du derart clever bist, Große. Wirklich erstaunlich.“ Catherine beugte sich vor, um ihrer Freundin von unten herauf in die Augen zu schauen. „Was verheimlichst du mir sonst noch?“, raunte sie ihr verschwörerisch zu und blinkerte mit den Augendeckeln.
    Susann ignorierte die Stichelei, winkte lediglich gelangweilt ab und machte sich mit übertriebenem Interesse an die in buntes Papier eingewickelten Päckchen, die Catherine als Trostpflaster auf der Bettdecke verteilt hatte.
    Cat hingegen ließ nicht locker. „Einzelzimmer mit TV, Ledergarnitur, Kühlschrank und ein Bad mit Goldarmaturen, größer sogar noch als unseres in der WG! Das kannst du dir doch gar nicht leisten!“
    W ie auf Bestellung sahen sie sich an und grölten im nächsten Moment los – das Bad in der Wohnung der Studentinnen maß gerade mal zwei Quadratmeter!
    „Sogar frische Blumen! Also wirklich, herzallerliebst. Die haben bestimmt ’ne Menge Steine gekostet. Er muss dich mächtig lieben.“
    „Sind wir heute aber wieder witzig! Ha-ha-ha.“ Susann zog eine Grimasse und kitzelte sich in der Achselhöhle. „Das Grünzeug ist von den Knirpsen. Lorbeerkränze gab es gerade keine. Die Mutter der beiden ist total nett, hat mich heute Vormittag besucht und sich für die heldenhafte Rettung ihrer Kinder bedankt.“ Sie lugte über den Brillenrand, rümpfte dabei die Nase und schmollte: „Du hattest ja angeblich keine Zeit für mich.“
    „Aber hallo! Schon mal was von eifrig nach den Dingen, die die Welt im Innersten zusammenhält, strebenden Studenten gehört?“
    „Was?“ Susann quietschte schrill und ließ ihre Hand an die Stirn klatschen. Da sie nach wie vor mit den Nachwehen der Gehirnerschütterung zu kämpfen, diese Tatsache allerdings für einen Augenblick verdrängt hatte, stöhnte sie laut auf.
    „Was für ’n Zeug? Ach Cat, ich bitte dich, gehört habe ich wohl schon davon, indes über den Weg gelaufen ist mir noch keiner. Eif-rig ler-nen-de Stu-den-ten“, artikulierte sie überdeutlich. „Mmmh, scheint mir ‘ne ausgestorbene Spezies zu sein.“
    Dann duckte sie sich wie vor einer imaginären Gefahr und hob abwehrend den Arm über den Kopf. „Oh nein! Nein, sag nichts! Es ist nicht dein

Weitere Kostenlose Bücher