Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
diente.
Nach Angels Zusammenbruch hatte der Marquess mit seinen beiden Bodyguards das Haus verlassen, ohne einen Termin für seine Rückkehr zu nennen. Seitdem kümmerte sich Sina um Angel. Zwar war er noch zu geschwächt, um sie befriedigen zu können, doch für den Moment genügte ihr, dass sie ihn für sich hatte, dass sein Wohl und Wehe allein in ihren Händen lag und sie mit ihm machen konnte, was sie wollte. Jeden Zentimeter an ihm hatte sie erforscht und die Reaktionen seines Körpers studiert. Unbewusst spielte ihre Zunge über ihre vollen Lippen. Sanft streichelten ihre langen Finger über den kraftlosen Arm, in dem nach wie vor die Injektionskanüle steckte, über die sie Angel mit der Infusionslösung versorgte.
Mit einem Schreckenslaut fuhr Sina herum , als ein dunkler Schatten drohend neben ihr aufragte. Sie starrte in das harte Gesicht des Marquess’. Wie immer hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze lautlos über den Kellergang zu bewegen. Mit lässig-elegant verschränkten Armen lehnte er in der Tür zur Krankenstation, seine kalten Augen indes blitzten gierig. Er reckte das Kinn vor und ließ seinen Blick über den nackten Körper seines Gefangenen wandern.
„Kannst es nicht erwarten, dich über ihn herzumachen, was? Nun, wenn ich ihn mir genau betrachte, ist das bei diesem Prachtexemplar, das Mutter Natur erschaffen hat, auch nicht verwunderlich.“
„Ich … s o … so kann ich ihn besser … versorgen.“
„Ja, natürlich“, bemerkte er sp öttisch, „ver-sor-gen. Nun, wenn unsere geschätzte Ärztin das so nennen will, dann soll sie unseren Gast eben versorgen.“ Mit einer knappen Kopfbewegung deutete er auf Angel. „Wie geht es ihm?“
„Wir hatten mehr Glück als Verstand. Er kommt wieder auf die Beine dank seiner erstaunlichen Konstitution und seines Willens.“
„Bei dieser Erbmasse sollte es nicht verwundern“, tönte der Mann voller Überzeugung.
Seine selbstgefällige Miene weckte in ihr den Wunsch, ihm die makellosen Zähne einzuschlagen. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie er seine Schultern straffte.
„Ach , übrigens, ich habe einen Abnehmer für seine Niere gefunden. Du wirst alles Erforderliche vorbereiten, sodass die Organentnahme hier durchgeführt werden kann.“
„Waaas?“ Entsetzt schrie Doktor Bertram auf. Sie wankte einen Schritt zurück, als sie sich aufrichtete. Totenbleich starrte sie den weißhaarigen Mann an. „Eine Organentnahme? Doch nicht … nicht bei ihm. Das kann ich nicht. Niemals. Ich bin Ärztin! Sie können ihm nicht einfach … Weshalb wollen Sie ihm das antun? Das ist Mord!“ Übelkeit stieg ihre Kehle hoch, als sie auf Angel hinab sah.
Der Marquess stieß sich vom Türrahmen ab und war mit einem einzigen Schritt gefährlich nahe bei ihr. Er bewegte sich so schnell, dass sie schockiert den Atem anhielt, als er dicht vor ihr stand und verärgert zischte: „Wage nicht … wage niemals dich meinen Befehlen zu widersetzen! Du hast nicht zu entscheiden, was hier geschieht. Solange du auf meiner Gehaltsliste stehst, tanzt du nach meiner Musik. Und wenn ich dir befehle, ihn aufzuschneiden, dann wirst du das tun. Ist das klar?“ Aus seiner Stimme sprach derart mörderische Wut darüber, dass sie es gewagt hatte, sich ihm zu widersetzen, dass Sina Bertram zu zittern begann.
„ Du als Ärztin solltest wissen, wie viele Menschen ein Vermögen für eine gesunde Niere geben würden, wenn sie damit nur ein paar Monate weiterleben können. Also sollten wir nicht so kleinlich sein. Und habt ihr beide nicht einen Eid geleistet, alles Menschenmögliche zu tun, um Leben zu retten?“
„Wie viel zahlt man Ihnen dafür auf dem Schwarzmarkt?“
„Genug, um mir eine solche Ausrüstung leisten zu können.“
„Sie sind vollkommen verrückt!“
„ Aber natürlich, mein Schätzchen, und deshalb hör endlich mit Heulen auf und tu, was ich dir sage. Befürchtest du etwa, er könnte dich mit nur einer Niere nicht mehr zufriedenstellen?“
„ Hören Sie, ich verabscheue ihn bestimmt genau wie Sie. Immerhin ist er für den Tod von Hafiz verantwortlich. Ich wollte ihn …“
„D u langweilst mich. Halt einfach den Mund und mach dich an die Arbeit! Wir sollten uns nicht zu viel Zeit lassen, da unser Kunde sonst möglicherweise das Interesse verliert.“
„ Ich bin kein Chirurg“, versuchte sie in verzweifelter Hilflosigkeit aufzubegehren.
Mit einer geschmeidigen Bewegung seines schlanken Körpers
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