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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schlaffen Oberarmen fest, sodass er vor Schmerz das Gesicht zu einer grässlichen Grimasse verzog. Gleichwohl wagte er nicht, auch nur einen Ton von sich zu geben.
    Beinahe jeden Abend war er in der Spielbank anzutreffen, welche sich in einer mondänen Villa in unmittelbarer Strandnähe verbarg. Angesichts seines abgetragenen Anzuges und des unpassenden, geblümten Hemdes, das er trug und bloß sporadisch zu wechseln schien, wunderte man sich längst, wie er seine zur Sucht gewordene Leidenschaft finanzierte.
    Und genau dies war es, was der blasse Jüngling vom Besitzer d es Etablissements gefragt wurde. Niemand kannte ihn anders als unter dem Titel Marquess, keinen Namen, und so gefiel es ihm. Niemand wusste, wer er war und woher er kam, und niemand wagte danach zu fragen. Er war gefürchtet (was ihm noch viel mehr gefiel) und liebte es, sich an der Furcht der anderen zu berauschen. Ungeachtet seines fortgeschrittenen Alters war der Hausherr eine beeindruckende Erscheinung und sich seiner abschreckenden Wirkung auf Mitmenschen durchaus bewusst. Unter der dröhnenden Stimme des silberhaarigen Mannes sackte der Junge noch mehr in sich zusammen und verschwand förmlich zwischen den Bodyguards.
    „Zahltag, Kleiner! Wie es scheint, bist du bereits ein paar Tage überfällig. Ich hoffe doch, du hast dir in der Zwischenzeit überlegt, was du dagegen zu tun gedenkst.“
    In den tiefblauen Augen des Alten blitzte es teuflisch. Er lehnte sich in seinem hohen Ledersessel zurück, legte ein Bein über das andere und verschränkte seine Arme selbstgefällig vor der Brust. Von jeher hatte er in vollen Zügen seine Macht genossen, die Macht, das Leben anderer in den Händen zu halten und ganz nach Belieben zu verschonen oder zu zerstören.
    „ Also, ich höre. Wo willst du die vierzehn Riesen hernehmen?“, drängte er den noch eine Spur bleicher gewordenen Wicht, der mittlerweile am ganzen Körper schlotterte. „Du weißt es nicht? Nun, dann lass uns überlegen, ob uns etwas Passendes für dich einfällt.“
    De r Junge stieß einen spitzen Schrei aus, als einer der Bodyguards seinen linken Arm auf dem Rücken nach oben bog, und er sich vor Schmerz wand.
    „Ich habe gehört, du versuchst dich als Mediziner?“
    Erst in diesem Moment wurde dem Jungen der Ernst seiner Situation wirklich bewusst. Er brachte kein Wort hervor, als er die blanke Klinge eines Dolches an seiner Kehle spürte. Ein Knopf seines Hemdes nach dem anderen rollte über den Boden, bis seine magere Brust entblößt war.
    „Wie sieht es aus mit deinen Kenntnissen in Chirurgie?“
    Die Spitze des Dolches ritzte leicht die weiße Haut von seinem Hals über das Brustbein bis hinab zum Hosenbund. Er wimmerte leise.
    „Was hast du denn? Bis dahin ist es doch nichts als ein Spiel.“ Der Alte winkte mit geringschätziger Miene ab, als ihn der Junge vollkommen starr vor Schreck ansah. Er lachte dröhnend, während jetzt auch der Knopf am Hosenbund davonflog. „Vielleicht hättest du mehr Zeit in dein Studium investieren sollen, statt zu zocken. Aber das ist gut, sehr gut sogar und völlig ausreichend für meine Zwecke. Du wirst deine Schulden bei mir abarbeiten.“
    Die halbe Portion hob vorsichtig den Blick, während er mit fliegenden Fingern seine Hose über die Hüften nach oben zerrte und festhielt. Er konnte sich nicht vorstellen, was der Mann mit ihm vorhatte, nichtsdestotrotz nickte er eifrig zu dem verhängnisvollen Vorschlag. Was blieb ihm anderes übrig, wollte er noch etwas länger leben? Und Stojan Stojkow hatte ihn zweifelsohne in der Hand.
    Mit seiner Spielleidenschaft und dem daraus resultierenden permanenten Geldmangel war Thomas Aspen zur leichten Beute für den Marquess geworden.
     
    Angels gesundheitlicher Zustand hatte sich Dank Sinas Fürsorge rasch stabilisiert. Wenngleich sie den Marquess für seine Rücksichtslosigkeit verfluchte, war sie ihm gleichzeitig dankbar für das moderne Behandlungszimmer, welches er ihr gleich beim ersten Rundgang durch die Villa voller Stolz gezeigt hatte. Damals hatte sie sich gefragt, wofür in einem Privathaushalt eine derartige medizinische Ausrüstung vonnöten sein könnte, allerdings hatte sie nicht den Mut aufgebracht, dem Marquess diese Frage zu stellen. Er hatte ihr als der Expertin weitgehend freie Hand gelassen und weder Mühe noch Geld gespart, um die medizinischen Geräte auf den neuesten Stand zu bringen.
    Noch immer ahnte sie nicht, welch einträglichem Geschäft dieser Raum seit Jahren

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