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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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drängte er Sina gegen die Wand. Seine Finger strichen ihre Arme nach oben, bis sie sich um ihren Hals legten. Er spürte ihren rasen den Puls und griente süffisant.
    „ Dann werden wir uns eben mit der Notbesetzung zufrieden geben. Ein Chirurg und eine OP-Schwester stehen bereits in den Startlöchern und hast du nicht eine Zusatzausbildung zur Narkoseärztin auf meine Kosten genossen? Du musst dir doch Gedanken darüber gemacht haben, was der Grund für meine Großzügigkeit gewesen sein könnte, oder nicht?“
    „Für eine Organentnahme sind wenigstens drei Chirurgen und zwei Schwestern nötig. Sie werden ihn umbringen!“
    „ Ein weiteres falsches Wort und ich werde nicht zögern, mich um diesen zarten Hals zu kümmern.“ Seine Finger schlossen sich noch enger. „Sieh zu, dass du bis zum Liefertermin alles vorbereitet hast.“
    Wieder streifte ihr Blick Angels Körper, sein bleiches Gesicht. Nein, sie hasste ihn nicht in dem Maße, dass sie ihm das antun wollte. Natürlich begehrte sie ihn und war erfüllt von grenzenlosem Zorn, weil er mit unglaublicher Beherrschung ihren Verführungskünsten widerstand, ihr nicht freiwillig seinen Körper und seine Liebe schenken wollte. Der einzige Beweggrund, sich für dieses grausame Spiel herzugeben, war Eifersucht auf die graue Maus, die diesen Adonis in ihr Bett gezerrt und gleich darauf mit einer Schar Kinder an sich gefesselt hatte.
    Mit dem erhängten Hafiz Martreb hatte das nicht das Geringste zu tun. Sie hatte den Araber vor mehr als vier Jahren heiraten müssen, um seine Einreise zu legalisieren. Er hatte ein kleines Vermögen dafür bezahlt und ihr damit ein luxuriöses Leben ermöglicht. Von Liebe war zu keiner Zeit die Rede gewesen – genauso wenig, wie sie eine Wahl gehabt hatte. Zu lange schon und viel zu tief war sie in die Machenschaften dieser Verbrecher verstrickt. Ein Ausstieg war nur noch mit ihrem Tod möglich.
     
    „Verzeih mir, Angel. Ich habe das wirklich nicht gewollt, nicht so etwas, das musst du mir glauben“, versuchte sie sich zu entschuldigen, bevor sie ihm mit zittrigen Händen die Injektion zur Narkoseeinleitung setzte.
    „Warum?“, stammelte er derart leise und unartikuliert, dass er selbst es kaum hören konnte.
    Sie spürte den fragenden Blick durch seine Augenbinde hindurch und schluchzte auf. Er versuchte noch, mit einer verzweifelten, aber vergeblichen Bewegung seiner matten Hand die Ärztin festzuhalten, dann verlor er das Bewusstsein.

30. Kapitel
     
    Wut kroch aus jeder Faser ihres Körpers, unaufhaltsam und mit jeder Minute mächtiger werdend, und machte sich schließlich in ihrem Herz breit. Alle Nerven schienen zu vibrieren und zu klingen. Es war wie vor einem Jahr: Jeder wich ihr aus, keiner gab eine Antwort auf die Fragen, die ihr Leben vollkommen beherrschten. Warum das alles? Warum ständig diese Geheimniskrämerei und Lügen? Sie verabscheute dieses Krankenhaus und die Marionetten, die sie hier umgaben und seit dem ersten Tag anlogen. Und es noch immer taten. Nein, sie würde sich nichts mehr gefallen lassen! Sie hatte ein Recht auf die Wahrheit! Jetzt und hier! Immerhin betrafen die Fragen ihren Mann, den Vater ihrer Babys!
    Ihr Ärger schien auszuufern, als sie sich hastig ihren Morgenmantel überwarf. Das leichte Ziehen im Unterbauch ignorierte sie. Sie hatte sich um Wichtigeres zu kümmern, sagte sie sich, während sie suchend durch die langen Gänge der Klinik irrte, bis sie endlich außer Atem vor dem Zimmer des Chefarztes stand. Ohne anzuklopfen, riss sie die Tür auf. Völlig überrascht fuhren die Köpfe der drei Männer herum.
    Jäh hielt Danilo in seinem Satz inne und zischte: „Karo.“ Und in seinen Augen blitzte ein warnendes Nicht jetzt! „Was willst du hier?“
    „Ach, ich störe wohl?“, machte sie, Erstaunen und Mitgefühl heuchelnd , und beobachtete, wie Danilo bemüht unauffällig seinen Schreibblock zuklappte. „Das war überhaupt nicht meine Absicht.“
    „Frau Seiler.“
    „Kommissar Richter, Sie?“ Argwöhnisch zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. „Weshalb sind Sie hier?“
    Ihr Blick verweilte lediglich einen kurzen Moment auf dem betretenen Gesicht des Polizeibeamten. Zornig funkelte sie Danilo an. Er hatte sie belogen! Mit keiner Silbe hatte er erwähnt, dass sich der Polizist im Haus aufhielt. Die Sonderkommission war aufgelöst und Cats Unfall zu den Akten gelegt worden, der Fall laut Angels Aussage abgeschlossen. Aus welchem Grund also saßen jetzt der Kommissar, Professor

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