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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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die Fesseln und zunehmende Furcht trieben ihm den Schweiß aus sämtlichen Poren. Es hingen nicht allein die Leben der Freunde an seiner Antwort. Würde er den Zugangscode verraten, erhielten sie Zugriff auf geheime Materialien, deren Kenntnis die Arbeit und das Leben von unzähligen Informanten gefährden würde. Er durfte keinen Namen nennen. Er hatte einen Eid geleistet, den er selbst unter diesen Umständen nicht brechen würde. Darauf war er abgerichtet worden. Sie hatten ihn gelehrt, die schlimmsten Foltern zu ertragen.
    Doch s chon zuvor hatte er erfahren müssen, dass er anders war. Lange, bevor er dem Drill in der Armee ausgesetzt worden war, hatte er festgestellt, dass seine Schmerzgrenze erheblich höher lag als bei normalen Menschen. Damals hatte er diesen Umstand auf das häufige Meditieren seit frühester Kindheit zurückgeführt, was die Aktivität des Schmerzzentrums dauerhaft heruntergefahren hatte. Hinter vorgehaltener Hand hatte er allerdings auch Worte wie „Regulierung emotionalen Drucks“ und „Erhöhung der Überlebenschancen durch das Abblocken von Schmerz“ gehört und heimliche Blicke voll von Mitleid und Kummer auf sich gerichtet gefühlt. Damals war er zu jung gewesen, um sich selbst mit irgendwelchen Verhaltensstörungen in Verbindung zu bringen.
    Später dann erfuhr er von Untersuchungen, die belegten, dass ebenfalls unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidende Opfer ein deutlich geringeres Schmerzempfinden aufwiesen als psychisch gesunde Menschen. Und man war weniger rücksichtsvoll mit ihm umgegangen. Sie hatten ihn einen Freak genannt, weil die Ärzte nach einem Einsatz in seinem Blut eine Steigerung des Stresshormons Adrenalin von über tausend Prozent gemessen hatten. Bei einem untrainierten Menschen hätte das direkt zu einem tödlichen Schock geführt. Nicht so bei ihm, bei Frankensteins Monster.
    Ein paar Tage noch und sie würden die Kombination ändern, sodass er sich keine Gedanken mehr darüber machen müsste, unter der Folter sein Wissen preiszugeben. Wenige Tage, die er ertragen sollte. Einige Tage nur, bis sie ihn vermissten und Frithjof den besten seiner Jungs aktivieren würde.
    „Das Phantom?“ Ein heiseres Krächzen entschlüpfte Angels Ke hle. „Es gibt kein …“
    „ Und doch taucht er immer dann auf – und zwar als absolut reale Gestalt –, wenn dein Leben in Gefahr ist. Ich kann nicht glauben, dass dir das entgangen sein sollte. Und dass es purer Zufall ist. Du und dieses Phantom, ein untrennbares Gespann. Ich bin überzeugt, sie werden ihn auch dieses Mal schicken, den Besten für den Besten. Erinnerst du dich wirklich nicht? Er hat dich gefunden, noch bevor du mit dem Messer im Rücken verblutet bist. Er hat dich aus dem Meer gefischt, ehe du ertrinken konntest. Und dann war da noch diese Sache im Keller des Ausbildungscamps. Auch da hat er den heldenhaften Retter gespielt und uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wer ist dieser verdammte Kerl?“
    „ Ein … Phantom.“
    „ Wer? Ein guter Freund? Soweit einer wie du überhaupt fähig ist, sich auf jemanden einzulassen. Jemanden, dem du dein Herz geöffnet hast und von dem ich allein schon aus diesem Grund wissen sollte? Für den auch du die Kastanien aus dem Feuer holen würdest? Sag mir seinen Namen.“
    Angel schüttelte schwach den Kopf.
    „Ist er es wert? All die Schmerzen und die Tränen? Wer ist er, dass du für ihn deine Frau und Kinder im Stich lässt? Willst du riskieren, sie zu verlieren, um ihn zu schützen? Liebst du ihn so viel mehr als deine Frau und Kinder oder Danilo?“
    „Ich weiß nichts.“
    „Das war die falsche Antwort! Völlig falsch! Aber bitte, ganz wie du willst. Die Zeit läuft. Gegen dich übrigens. Ich benutze diese Methode höchst ungern, das musst du mir wirklich glauben, allerdings lässt du mir keine andere Wahl. Gleich werden wir vernünftig miteinander auskommen. Und du wirst zwitschern wie ein Vögelchen.“
    Er spürte den Einstich einer Nadel. Der Inhalt der Spritze wurde mit mörderischem Druck in seine Vene entleert.
    „Ein neuer Stoff zur Schmerztherapie“, erklärte der Marquess lakonisch. „Damit lassen sich künstlich Schmerzen von unterschiedlicher Intensität erzeugen. Äußerst wirkungsvoll, kann ich dir versprechen. In weniger als dreißig Sekunden wirst du das selbst feststellen. Oh bitte, frage mich bloß nicht nach der Zusammensetzung von diesem Teufelszeug. Ich lasse den Stoff lediglich für einen genialen Wissenschaftler

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