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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gegen die Schmerzen? Als Chirurg taugt der Kerl keinen Schuss Pulver. Aber wahrscheinlich müssen wir froh sein, dass du das überhaupt überlebt hast.“
    Da er nichts erwiderte, fragte sie mitfühlend: „Wie geht es dir, Angel? Willst du nicht wissen, weshalb …“
    Er schüttelte müde den Kopf.
    „Warum stellst du dich stur? Sag ihnen, was sie wissen wollen, dann lassen sie uns gehen. Sag ja, mein Liebster, und ich bringe dich hier weg. Es wird nicht leichter für dich.“ Sina sah ihm in die glanzlosen Augen und strich mit einer zärtlichen Geste über sein feuchtes Haar. „Du weißt, wie sehr ich dich liebe, und deswegen will ich nicht, dass sie dich fertigmachen. Doch genau das werden sie tun, wenn du ihnen nicht gibst, was sie verlangen. Vergiss ein einziges Mal deinen Stolz und rede mit ihnen.“
    Sein Blick ging durch sie hindurch und suchte einen Halt in der Ferne. „Ich muss zu Karo“, sagte er leise. „Sie braucht mich. Ich … ich brauche sie.“
    „Nein, Angel! Das werde ich verhindern und zwar mit allen Mitteln. Finde dich damit ab, wenn ich dich hier heraushole, kommst du mit mir. Und bleibst für immer. Du wirst schon noch einsehen, dass ich die Einzige bin, die du brauchst. Mich. Niemanden sonst.“
    Wieder schüttelte er matt den Kopf.
    „Was findest du bloß an diesem kleinen, farblosen Mädchen?“
    Klein. Farblos. Möglich, dass Karo neben der schillernden Gestalt von Sina zur Unkenntlichkeit verblasste, trotzdem liebte er sie. Er brauchte sie so sehr, dass ihm das Herz wehtat. Sina würde das nie verstehen. Und nicht einmal hören wollen.
    Ihre Stimme überschlug sich, als sie giftig hervorstieß: „Sie ist ein Nichts! Was kann sie dir schon bieten außer einem Haufen plärrender Kinder und dreckiger Windeln? Dein feiner Freund Iwanow kümmert sich um sie, wie oft soll ich dir das noch sagen? Sie braucht dich nicht mehr!“
    Ihre Worte erreichten Angel nicht, denn er kannte die Wahrheit. Die scheinbare Ruhe, die er an den Tag legte, brachte Sina zur Weißglut und völlig hysterisch schrie sie: „Verdammt, hörst du mir überhaupt zu? Ich versuche deinen Kopf zu retten! Willst du das nicht kapieren?“
    Er reagierte nicht. Lediglich seine entspannten Gesichtszüge verrieten, woran er dachte.
    „Los, die Hände auf den Rücken!“ Sina riss seine Arme nach hinten und legte ihm Fesseln an. Wie konnte es ein Mann, ausgerechnet dieser Mann, wagen, sie zu ignorieren? Er steckte in einer absolut aussichtslosen Lage und tat trotzdem, als hätte er eine Wahl. Die einzige Wahl für Angel war sie – und ausschließlich sie!
    „Das wird dir noch verdammt leidtun, Stojanow! Du und deine Familie, ihr werdet es bis ans Ende eures Lebens bereuen, dass du mir das antust“, zischte sie wie eine Schlange. Sie hatte Isolierband aus einem Blechschrank genommen, ein Stück von der Rolle abgerissen und Angels Augen damit zugeklebt.
    „Vorwärts!“ Rücksichtslos stieß sie ihn vor sich her, ihr Lachen klang boshaft und gemein.
    Wie hatte er jemals etwas für diese Frau empfinden können? Seine Gefühle hatten von Anfang an nichts mit echter Zuneigung zu tun gehabt. Pure Lust und animalische Begierde hatten ihn zur leichten Beute gemacht und in ihre offenen Arme getrieben. Er hätte besser daran getan, seinen Verstand aus der Hose zu holen, statt wie ein eitler Pfau neben ihr her zu stolzieren – und direkt in sein Verderben.
    „Bleib hier stehen! Und wenn dir dein Leben lieb ist, lass dir nicht einfallen, dich auch bloß einen Schritt zu bewegen.“
    Bestrafe, wenn deine Geisel den Befehlen nicht Folge leistet. Damit sie das höchste Maß an Verletzlichkeit erfährt, nimm ihr alle Besitztümer ab, wozu auch die Kleidung gehört. Benutze Nahrung und Wasser als Belohnung, denn Hunger und Durst bewirken eine hohe Motivation. Halte die Geisel die ganze Zeit unter Beobachtung und lass sie in jeder Hinsicht – sogar in Bezug auf körperliche Sauberkeit – von dir abhängig sein. Füttere sie und begleite sie zur Toilette. Je intimer die Bedürfnisse der Geisel, desto verletzlicher und ausgelieferter ist sie.
    Sie hielten sich genau an die Empfehlungen, die auch ihm vertraut waren. Irgendwann würde jeder Gefangene unter dem emotionalen Druck zusammenbrechen. Doch er würde es ihnen nicht leichtmachen.
    Die Tür fiel schwer hinter Sina Bertram ins Schloss.
    E insamkeit umfing ihn. Undurchdringlich und schwer legte sie sich über ihn und wollte ihn schier zu Boden drücken. So sehr er seine Sinne

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