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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sie ihre Sprache wiedergefunden hatte, erneut in Schweigen verfallen, trieb ihm den Schweiß aus sämtlichen Poren.
    „Karo?“, forderte er sie mit sanfter Stimme zum Weiterreden auf.
    Erneut versuchte sich ein zaghaftes Lächeln auf ihren Lippen zu behaupten. „Cat wollte es … Angel geben. Aber sie sind nicht da. Alle beide … weg. Wo … wo sind sie?“
    „ Du wirst ihm dein Geschenk geben, wenn er wieder nach Hause kommt. Angel kommt zurück, das weißt du doch. Wir werden ihn finden, das habe ich dir versprochen.“
    Sie nickte ernsthaft. Blindes, naives Vertrauen sprach aus dieser stummen Geste , die Danilo wie ein Messer ins Herz fuhr. Woher nahm er die Zuversicht, ihr etwas Derartiges zu versprechen? Konnte er es verantworten, Karo zu belügen? Hatten nicht schon zu viele Lügen ihr Leben zerstört?
    Angels Wagen war längst auf Doktor Bertrams Grundstück entdeckt worden. Die Spurensicherung hatte ihn mindestens ebenso gründlich wie das Haus der Ärztin auseinandergenommen, ohne nennenswerte Erkenntnisse daraus gewonnen zu haben. Seitdem stand das Auto in der Garage an dem Zweifamilienhaus der Ärzte. Warum sollte nicht auch Angel selber eines Tages und völlig unversehrt wieder auftauchen? Danilo klammerte sich beinahe verzweifelt an diese Hoffnung. Der Jaguar der Bertram war viel zu spät zur Fahndung ausgeschrieben worden, trotzdem glaubte sich ein junger Autobahnpolizist an den Wagen erinnern zu können. Da er allerdings nur Augen für die Frau gehabt hatte, konnte er keine eindeutige Beschreibung der anderen Insassen abgeben.
    Er hatte Karo nichts davon erzählt, ebenso wenig wie von dem aufgefundenen Auto oder dem leer geräumten Haus der Psychologin. Sie sollte keine übereilten Schlüsse ziehen so wie er, dass nämlich die Bertram und Angel gemeinsam durchgebrannt waren und sie ihre Flucht lange im Voraus geplant hatten.
    Unwirsch schüttelte er den Kopf , um die Gedanken an den Verrat seines Freundes zu vertreiben. Nein, er würde sich von nichts und niemandem die Freude über Karos verbesserten psychischen Zustand verderben lassen. Er musste seine Energie für die kleine Familie aufsparen, wollte darüber wachen, dass das zarte Pflänzchen Liebe zwischen Karo und den Kindern wuchs und nichts dieses kleine Glück zerstörte. Er hatte Angel sein Wort gegeben und er würde es halten – ob das seinen Freund jetzt noch interessierte oder nicht.
     
    „Dani! Bist du wach?“
    Unverständliches Murmeln drang aus dem Arbeitszimmer ihres Freundes. Rasch durchquerte sie den Flur un d stieß die angelehnte Tür auf.
    „Arbeitest du etwa schon? So zeitig? Es ist Sonntag!“ Sie steckte den Kopf durch die Türöffnung und schenkte Danilo ihr vertrautes Lächeln. „Guten Morgen. Mann-oh-Mann, mir war gar nicht bewusst, dass du genauso ein Frühaufsteher bist wie … wie …“
    Wie ich, konnte sie schlecht sagen, wenn sie sich nicht als miese Lügnerin outen wollte. Es gab keinen überzeugteren Langschläfer als sie. Und das wusste natürlich niemand besser als Danilo, der sich ungezählte Male am Morgen in das Schlafzimmer der Jungs geschlichen hatte, um ihnen ihre Fläschchen zu geben, weil sie selber tief und fest im Zimmer nebenan schlief.
    „Ja, bin ich“, m urrte er.
    Wie er es hasste , mit seinem Freund verglichen zu werden! Nein, natürlich tat Karo das nicht mit böser Absicht. Es passierte einfach. Ohne darüber nachzusinnen, was sie ihm mit dieser Gedankenlosigkeit antat, rutschte es ihr immer wieder über die Lippen. Sie würde ihn nie vorsätzlich verletzen.
    Aber er war nun einmal nicht Angel! Sollte sie das inzwischen nicht bemerkt haben? Denn er war für Karo und die beiden Kinder da und glänzte nicht mit Abwesenheit wie Angel. Er hatte nicht vor, seinen Freund zu ersetzen. Wenn Karo ihn wollte, tatsächlich ihn, Danilo Iwanow, dann ganz so, wie er war! Ihn und nicht einen billigen Ersatz für Angel.
    Mit einem unhörbaren Seufzer riss er seine Augen von dem Blatt Papier los, das neben der Computertastatur lag, und drehte sich langsam um. Er wirkte müde und abgespannt. Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Falte eingegraben. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen.
    „Meine Güte! Seit wann sitzt du denn schon hier?“ Mit schnellen Schritten eilte sie zu ihm. „Du siehst ja furchtbar aus. Warst du in dieser Nacht überhaupt im Bett … um zu schlafen?“
    Es kam nicht oft vor, doch manchmal überzogen sich ihre Wangen mit feinem Rot vor Verlegenheit wie in gerade dieser

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