Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Sekunde.
„ Ähm, ich … ich wollte sagen … Es geht mich überhaupt nichts an, wie du deine Nächte verbringst. Oder wo.“ Nichtsdestotrotz interessierte sie brennend, mit wem. „Nicht das Geringste. Entschuldige, ich will mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen.“
Er streckte seine Hand zu einer stummen Bitte aus. Karo trat hinter ihn, legte ihre Arme um ihn und glättete mit ihren Fingerspitzen die Furchen auf seiner Stirn. Ihr Duft umwehte ihn, als sie sich über seine Schulter nach vorn beugte.
Karo schnüffelte ebenfalls und schüttelte sich im Gegensatz zu ihm angewidert. „Heiliges Kanonenrohr, diese Brühe da in der Tasse, soll das etwa Kaffee sein? Dann wundert’s mich wirklich nicht, wenn du ganz grün im Gesicht bist. Hast du wenigstens richtig gefrühstückt?“
„Äh …“
„Früh-stück?“, neckte sie ihn mit verstellter Stimme. „Was ’n dat?“
„Mache ich gleich. “
„Das heißt vermutlich, dein Kühlschrank ist völlig leer, weil du jede freie Minute genutzt hast, den meinen zu füllen. Komm rüber zu uns, ich habe den Tisch noch nicht abgedeckt.“
„ Willst du mir nicht sagen, was dich zu mir führt?“
„ Oh, hätte ich beinahe vergessen. Du …“
… bringst mich völlig aus dem Konzept. Ob er in Ohnmacht fallen würde, wenn sie ihm das direkt auf den Kopf zu sagte?
„Hast du Lust auf einen Spaziergang? Ein bisschen Bewegung bringt dich bestimmt auf Trab. Außerdem fragen die Jungs bereits den ganzen Morgen nach dir. Du weißt, was für einen Narren sie an dir gefressen haben. Manchmal möchte ich fast eifersüchtig werden.“
Er lächelte zurück und erklärte in einem Ton, der seine unendliche Geduld mit ihr verriet: „Es erscheint mir nur natürlich, dass sie mich … mögen. Immerhin sehen wir uns …“
„Sie vergöttern dich!“, fuhr Karo ihm ins Wort. „Verdammt noch mal, sie lieben dich ganz genau so, wie sie einen Vater lieben würden! Und keinen Deut weniger! Sie sehen in dir nicht bloß den guten Onkel von nebenan, der gelegentlich mit Geschenken zu Besuch kommt und froh ist, wenn er am Abend wieder gehen kann. Warum hast du nicht den Arsch in der Hose, es auszusprechen? Es ist nun mal Tatsache und niemand kann dir diesen Platz in ihren Herzen und in ihrem Leben streitig machen. Kannst du es dir nicht eingestehen? Du übst einen großen Einfluss auf sie aus. Und, Dani, es ist mir sehr wichtig, dass dies auch künftig so bleibt.“
Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand. „Das wäre schön“, murmelte er und schloss die Augen, während er die sanften Berührungen genoss, mit denen Karo seine pochenden Schläfen massierte.
„Du kommst also mit? Die frische Luft wird dir gut tun.“
„Du tust mir gut. Ihr drei seid wie Balsam auf meiner Seele“, seufzte er vor Wonne, weil sich die Kopfschmerzen tatsächlich verflüchtigten.
Überraschung! Ihr Herz machte vor Freude einen Riesensatz. „War das jetzt wirklich für meine Ohren bestimmt?“
„Manchmal überrascht es mich selber, was ich von mir gebe, wenn ich übermüdet bin. Du solltest es nicht so ernst nehmen.“
Doch, das tue ich, dachte sie. Und ich werde die Erinnerung daran hüten wie einen Schatz, bis du wieder einmal eine Nacht durchgemacht hast und mir, ohne vorher jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, die Wahrheit sagst.
Mit einer fließenden Bewegung zog er Karo zwischen seine Beine und breitete seine Arme um sie. Er ließ zu, dass sie seinen Kopf an ihre Brust bettete. Es war eine so intime, vertraute Geste, die sie ihm schenkte, so selbstverständlich, dass es ihn beinahe de n Verstand kostete. Er stöhnte auf, doch diesmal bereitete ihm ein ganz anderer Körperteil Schmerzen.
„Es tut über die Maßen gut, in eurer Nähe zu sein, mich um euch kümmern zu dürfen, an eurem Leben teilzuhaben. Ich will euch nie mehr missen.“
„Das musst du auch nicht.“
Zumindest jetzt noch nicht. Nicht , solange Angel nicht zurück ist und er seine Rechte geltend machen kann. Er gibt dich nicht auf, Karo.
„Und nun komm. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was die Burschen sonst anstellen, wenn ich sie zu lange alleine lasse. Manchmal ist es buchstäblich zum Verzweifeln mit diesen kleinen Satansbraten. Ich frage mich, wie ich das jemals hätte schaffen sollen ohne dich. Sie sind ganz schön anstrengend geworden.“
„Ich dachte, du hast Besuch?“, brummelte Danilo geistesabwesend. „Oder wollte Schwester Erika heute kommen? Ist sie nicht fast jeden Tag hier? Irgendetwas
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