Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
war.“
„Ja, irgendwas. Besuch war’ s, mein zerstreuter Herr Doktor. Allerdings ist Beate mit Alain schon wieder unterwegs. Sie will ihrem … also dem …“ Karo kratzte sich am Kopf und rollte die Augen. „Das sind ganz schön schwierige Verhältnisse in dieser Familie, findest du nicht? Alain ist der Adoptivsohn von Beates Großvater. Demzufolge ist Alain ihr Adoptivonkel? Sagt man das so? Auf jeden Fall will Bea diesem überaus reizenden und charmanten Franzosen die Stadt zeigen und für den Abend haben sie sogar Karten für die Semper-Oper ergattert, Flug samt Limousine und Übernachtung inklusive, versteht sich von ganz allein. Du musst wissen, Beate hat einen einflussreichen Vater. Mit solch einem Namen stehen ihr Türen offen, die unsereinem – leider Gottes! – verschlossen bleiben.“
„ Ich hatte den Eindruck, Beate würden das Vermögen und die gesellschaftliche Stellung ihres Vaters nicht allzu viel bedeuten. Weitaus wichtiger ist ihr Alain.“ Danilo hob sein Gesicht Karo entgegen. „Sie liebt ihn“, erklärte er mit Nachdruck, als müsste er sie mit der Nase auf das Offensichtliche stoßen.
„Was du nicht sagst , Schlaumeier.“ Karo nickte mit einer mitleidsvollen Grimasse. Als ob sie das nicht längst selbst bemerkt hätte. Für wie blind hielt er sie eigentlich? Traute er ihr nicht zu, die Liebe in den Augen anderer zu erkennen? Viel wichtiger wäre, dass sie endlich den Mut fand, ihm zu erzählen, was sie in seinen wunderschönen, blauen Augen lesen konnte.
„ Auf jetzt!“, drängelte sie. „Schalt den Kasten ab, komm frühstücken und dann lass uns unterwegs weiterreden.“
Er wusste, dass sie nichts lieber tat , als sich zu unterhalten, aber genauso gut wusste er um die Gefahren, die ihre Nähe für ihn mit sich brachte. Mit einem vagen Achselzucken deutete er auf den Monitor und schüttelte halbherzig den Kopf. „Schreibst du mir dann heute noch diesen verfluchten Artikel ab? Ich muss ihn spätestens heute Nachmittag abschicken, damit er rechtzeitig vor Redaktionsschluss im Verlag ist, und komme einfach nicht voran.“
„Kein Problem. Wer einsam rudert, der einsam fischt. Einer von Mehlis weisen Sprüchen.“ Karo sah Danilo an, als erwartete sie von ihm eine bestimmte Reaktion. „Mehli, der Seemann.“
Da ihm nichts Passendes einfiel, nickte er vage.
„Ich habe dir doch von ihm erzählt? Ganz bestimmt sogar. Wir waren einige Male gemeinsam auf der ‚Tina’.“
„ Auf der Tina. Ach ja.“ Seine Lider flatterten. „Welche … welche Tina?“
„Hörst du mir eigentlich zu, wenn ich mit dir rede?“
„Selbstverständlich höre ich dich gerne reden.“
„Oooh! Duuu! Du Flegel, d as ist nicht dasselbe!“, empörte sich Karo und boxte ihn spielerisch in den Bauch. „Ich habe dir hundertprozentig von unserer Fahrt über den Bodden im Zeesenboot erzählt. Mit Mehli und Suse und Bea. Damals.“
„Ja. Und Cat und du, ich weiß.“
In Erinnerungen gefangen drehte sie den silbernen Ring in ihrem Ohr. Sie hatten geplant, eine Woche lang auf dem Bodden zu segeln. Dann wurde sie schwanger und Cat starb. Ein letztes Mal waren sie auf der Ostsee unterwegs gewesen, als Cat auf See bestattet wurde. Mit einem wehmütigen Seufzer riss sie sich von diesen Bildern los.
„Warum hast du mich nicht gleich um Hilfe gebeten? Ich tue das gerne für meinen besten Freund. Die Zeichnungen für die nächste Ausgabe der Zeitschrift sind fertig und sogar einigermaßen gelungen. Ich habe also Zeit ohne Ende. Für dich. Immer.“
Muss te sie noch deutlicher werden? Was für eine Triefnase war dieser Kerl eigentlich? Hatte er noch immer nicht bemerkt, wie es um sie beide stand? Dass sie ihre Zeit damit verschwendeten, wie die Katzen um den heißen Brei zu schleichen aus falscher Rücksichtnahme?
Ihre Stimme wurde eine Spur weicher, während sie ihm ins Ohr flüsterte: „Ich möchte sehr gerne viel mehr für dich tun, habe aber keine Lust, mich ständig zu wiederholen.“ Sie ließ ihre Arme sinken und blickte Danilo streng an. „Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum du mein Angebot nicht Ernst nimmst. Wie soll ich mich jemals für deine ständige Hilfe revanchieren, wenn du mir nicht Gelegenheit dazu gibst?“
Verdammt, Karo, s ei still! Heiß stieg ihm das Blut in den Kopf. Da war es wieder, dieses Lächeln, das ihm wie glühende Eisen unter die Haut fuhr und den Atem nahm, das seinen Puls beschleunigte und ihn auf allen Wolken schweben ließ. Jedes Mal, wenn es sich auf
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