Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig

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ihm das Herz vor Erregung bis zum Hals. Abrupt riss er die Hände wieder zurück. Aspen zuckte bei der unerwarteten Bewegung zusammen und starrte Danilo an.
    Der lachte heiser, während er gleichzeitig um Fassung rang, und wisperte: „Ich … ich war nur …“, er schüttelte heftig den Kopf, als könnte er damit seine Gedanken ordnen, „erschrocken. Er ist so kalt und … so dünn. Man spürt bloß Knochen.“ Danilo schaute auf seine Hände, die noch immer zitterten und ballte sie zu Fäusten. Dann nickte er Peters kurz zu. „Okay, gut so. Was ist mit dem Heli? Kann er bei diesem Schneesturm landen?“
    „Kein Problem, e r ist längst da und wartet startklar auf dem Rasen vor dem Haus.“
    Danilo s chaute den Rettungsassistenten mit entschuldigendem Lächeln an. „Tut mir leid, Aspen. Er ist mein Freund. Deswegen … Ich hätte Sie nicht anschnauzen dürfen.“
    „ Ist schon in Ordnung, Doktor. Das war es, was Professor Vogel meinte. In diesem Job muss man zuerst lernen, nicht alles persönlich zu nehmen. Sie können sich nicht vorstellen, wie gut ich Sie verstehe. Als meine Schwester starb, war niemand da, der ihr helfen konnte. Ich war dreizehn und allein mit ihr zu Hause. Dieses Gefühl ohnmächtiger Wut kenne ich.“
    Das Gefühl abgrundtiefen Hasses und der Rache, das nach all den Jahren nicht abgeflaut war, weil er es die ganze Zeit über gehegt und gepflegt hatte, bis der Tag der Abrechnung gekommen war. Er kannte es viel zu gut.

39. Kapitel

    Der Pilot schob die Tür des Helikopters zu, während sich Danilo und Aspen auf ihren Sitzen anschnallten und die Kopfhörer aufsetzten.
    „Dann wollen wir mal“, vernahmen sie die Stimme des Piloten. „ In voraussichtlich hundertzehn Minuten werden wir in der Klinik sein. Bedauerlicherweise ist das Wetter nicht auf unserer Seite. Es kann ziemlich ungemütlich dort oben werden. Wird der Patient durchhalten oder soll ich sicherheitshalber ein Trauma-Zentrum in der Nähe anfliegen?“
    Nur eine Sekunde lang überlegte Danilo, den Blick auf den in Thermodecken gehüllten, verhungerten Körper Angels geheftet, bevor er entschied: „In unsere Klinik!“
    „ Aber was ist mit der Golden Hour ?“ Thomas Aspen drehte sich zu Iwanow um, den es wenig zu kümmern schien, dass mit diesem Einwand eines Assistenten seine Entscheidung in Frage gestellt wurde. Ein schwaches Gefühl, welches Aspen am ehesten mit Mitleid hätte umschreiben können, regte sich in ihm.
    „Die gilt für polytraumatisierte Patienten.“ Und was war das, was er vor sich hatte? „Sie haben selbstverständlich Recht, Aspen, gleichwohl ist er in unserer Klinik am besten aufgehoben. Er wird es schaffen. Immerhin hat er bereits zwei Jahre durchgehalten. Er allein kann den Tod besiegen. Er und meine Frau.“
    Der eigenartige Unterton in Doktor Iwanows Stimme ließ Aspen verstummen. Es schien, als hätte der Arzt zu sich selbst gesprochen und seine Anwesenheit völlig vergessen. In Gedanken versunken starrte Dan ilo aus dem Bulleye des Helikopters. In seinen Augen glitzerte es verräterisch.
    „Doktor“, meldete sich Aspen nach einer Weile zaghaft zu Wort. „Sein Blutdruck sinkt weiter. Ich kann keine Werte mehr ablesen und auch der Puls geht flach und immer unregelmäßiger.“
    Er war sich nicht sicher, ob der Arzt die Werte auf dem Monitor verfolgt hatte. Offensichtlich nicht, denn aufgeschreckt murmelte der etwas wie „Verdammter Mist!“ vor sich hin.
    Warum ließ er sich ausgerechnet heute von seinen Gefühlen aus dem Konzept bringen? Als Notarzt hatte er einen klaren Kopf zu bewahren, egal unter welchen Umständen und bei welchem Patienten er die medizinische Erstversorgung vornehmen musste. Hatte er denn die einfachsten Verhaltensregeln vergessen?
    „Blutdruck sinkt weiter.“
    „Ich brauche noch einen großlumigen Zugang, Aspen. Beeilung! Und du halte durch, Angel, mein Freund.“ Danilo legte seine Handfläche auf die kalte Stirn des Bewusstlosen. „Wir sind gleich zu Hause. Das ist es doch, was du wolltest. Noch ein paar Minuten. Ich habe mein Wort gegeben, verstehst du?“
    Er fühlte, wie er unter der Oberfläche trieb. Leicht und unsichtbar wie ein Atemhauch. Und da waren diese Worte, die er schon einmal gehört hatte. Jemand sagte seinen Namen und etwas, das klang wie: Halte durch! Doch die Geräusche um ihn herum wurden weggeschwemmt von den Schmerzen, die mit jedem Herzschlag derart heftig durch seinen Körper fluteten, dass er sich vor dem nächsten fürchtete. Irgendwann