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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hatte der Marquess – Ich weiß nicht, ob er wirklich diesen Titel trägt, weil er von Adel ist. – Sina auf Danilo angesetzt. Er sollte sein nächstes Opfer werden, nicht ich. Ich war lediglich die zweite Wahl, weil er mich bereits … Ihn reizte … Er wollte sich von Danilo endlich das holen, was er nicht bekommen hatte, als der Kleine noch ein Baby war. Er wollte ihn! Er … er konnte es nicht ertragen, dass er Danilo damals … Dieses kranke Schwein wollte auch meinen Bruder zerstören!“
    Erika streichelte zart über Angels Wange, als sei er wieder das kleine, verängstigte Kind, das sich durch unkontrollierte Gefühlsäußerungen seiner Welt mitzuteilen versuchte. Die Grausamkeiten seines Vaters und der Verlust seiner Mutter hatten ihn tief traumatisiert. Angel war das beste Beispiel dafür, dass ein radikaler Einschnitt in die seelische Entwicklung eines Kindes tief greifende Folgen fürs ganze Leben haben konnte, und zwar gerade deshalb, weil er sich nicht daran erinnerte und daher auch nicht verstand, weshalb ihn immer wieder über all die Jahre die Bilder einer seelischen Katastrophe heimgesucht hatten.
    „Stojkow wollte sich an Danilo rächen, weil unsere Mutter ihn vor seinen perversen Spielen retten konnte, indem sie mich … opferte und allein in seiner Gewalt zurückließ.“
    Ein sanftes Lächeln spielte um seinen Mund. „Glücklicherweise war der Kleine weniger empfänglich für Sinas Annäherungsversuche. Und ich danke Gott von ganzem Herzen dafür. Wusstet ihr, dass sie nicht nur klinische Psychologin, sondern Psychotraumatologin war? Sie wusste genug über Gehirnwäsche und die entsprechenden Methoden, war ein Ass auf dem Gebiet der Hypnose, sodass es ihr ein Leichtes war, sämtliche Puzzleteile, die sie in meinem verkorksten Hirn fand, an ihren Platz zu schieben. Bei allem Verrat, aber das muss ich ihr lassen, hat sie geschafft.“

43 . Kapitel
     
    „Karo?“
    Im Zeitlup entempo hob er seinen Kopf. Helles Sonnenlicht fiel in den Raum und schien ihm den Weg zur gegenüberliegenden Tür zu weisen. Ungläubig blinzelte er mehrmals und wischte sich unbeholfen mit der flachen Hand über die Augen, kniff die Lider zusammen und öffnete sie mit angehaltenem Atem wieder. Ein Lächeln stahl sich auf sein bleiches Gesicht, schwach und erschöpft wie er selber, ein wenig eingerostet, aber es war ein Lächeln.
    „ Das ist … Karo. Du bist hier. Und ich kann dich … sehen. Das Licht … es ist zurück.“ Angels Stimme überschlug sich vor Erregung, als er die Frau, die bereits mehrere Minuten regungslos in der geöffneten Tür gestanden hatte, immer deutlicher erkannte.
    Unfassbares Glück über ihren Besuch überwältigte ihn, doch genauso abgrundtiefe Furcht, Karo könnte den Mann, den sie einmal gekannt hatte, nicht wiedererkennen in dem, der er jetzt war. Wie betäubt starrte er sie an. Mit jeder Sekunde, die er auf eine Reaktion von ihr wartete, beschleunigte sich sein Herzschlag, bis er wünschte, er könnte die Zeit, die ihm blieb, eintauschen gegen einen einzigen Augenblick, in dem er noch einmal stark und gesund vor ihr stehen könnte, um sie in seine Arme zu nehmen und neben ihr zu liegen. In dieser Sekunde erfuhr er, warum Dichter davon sprachen, dass Herzen brachen, denn gerade jetzt zerbarst etwas in seiner Brust, etwas Heißes, Schmerzhaftes fuhr durch seinen Körper.
    Endlich zuckte ein unsicheres Lächeln um ihren Mundwinkel. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Seit wann konnte Angel wieder sehen?
    Er durchbrach diesen Moment, der für sie zur Erinnerung wurde und nichts als pure Freude und Glück zurückließ. Nur noch wie ein leichter Windhauch kamen die Worte über seine bebenden Lippen: „Karo, so wunderschön. Meine Karo. Ich hatte es vergessen. Ich war dermaßen blind. Ich konnte sehen und doch wieder nicht …“
    Hatte ihr Danilo nicht erst gestern Abend erzählt, Angel würde seit zwei Tagen gesundheitlich spürbar abbauen? Dass er sogar des Tags überwiegend schlief und sich seine Blutwerte dramatisch verschlechterten? Dass sie jetzt täglich mit dem Schlimmsten rechneten? Woraufhin sie beschlossen hatte, sich nicht länger, nicht einmal von einem noch so überzeugend begründeten Verbot des Professors und seinen Kampfmaschinen vor der Tür, von einem Besuch abhalten zu lassen.
    Und nun streckte ihr eben dieser Schwerkranke mit einer zärtlichen Geste seine knochige Hand e ntgegen und bat: „Komm zu mir.“
    Er bemerkte ihr Zögern und fügte verunsichert hinzu:

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