Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
wild gegen die Rippen, während vier Tassen Kaffee äußerst verdächtig in ihren Eingeweiden rumorten und ausgerechnet in diesem Moment eine Entscheidung von ihr forderten.
    Himmeldonnerwetter, nicht jetzt! Geh weiter, mach endlich, hau ab! Ich wollte nämlich schon längst nicht mehr hier sein. Und überhaupt, ich habe dich nicht gesehen.
    Zur Hölle, wie sollte sie einen Kerl wie diesen übersehen?
    Selbst wenn sie jetzt auf der Stelle erblinden sollte, würde sie sich bis an ihr Lebensende an jedes Detail seines Körpers erinnern, hatte sie es doch als Malerin zu einem gewissen Grad an Perfektion darin gebracht, beim ersten Hinschauen alle Einzelheiten einer ganzen Landschaft in sich aufzunehmen. Noch bevor ihr Kopf über ihr Herz triumphierte, konnte sie auf diese Weise beurteilen, ob das Motiv die Zeit und Energie verdiente, die sie zum Malen benötigte.
    Während einer raschen Inventur der Szenerie schrie jede Faser ihres Körpers: Ja, ja, jaaa! Er ist es wert – Zeit und Energie und jede Sünde! Dieser Mann, oh Gott, diese Ausstrahlung, diese leuchtend blauen Augen! Sie hatten sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie musste ihn unbedingt malen. Zunächst mit Kohle, später dann in Öl. Sie sah die verschiedenen Bilder genau vor sich, die sie von ihm haben wollte. Auch in Pastell und Kreide würde er sich hervorragend machen.
    Und vor allem in ihrem Bett.
    S ie schnappte sich die Speisekarte und hielt sie dicht vor ihren Riechkolben. Während sie scheinbar interessiert die angebotenen Gerichte studierte – ohne zu bemerken, dass die Buchstaben kopfstanden –, wanderte ihr Blick wie gebannt zurück zu dem Mann. Nicht allein seine beeindruckende Größe fesselte sie, sondern ebenfalls seine vermutlich angeborene Autorität. Ohne wie sonst von dem langweilig weißen Kittel verdeckt zu werden, kam seine maskuline Figur durch das eng anliegende Shirt in einer Hose aus weich fallendem Stoff voll zur Geltung. Seide über Stahl. Er strahlte Kraft und Geschmeidigkeit aus. Und so viel Männlichkeit.
    Bereits eine geschlagene Minute stand er nun schon vor der breiten Fensterfront des Cafés und drehte und wendete sich unschlüssig nach allen Richtungen. Fast hätte man meinen können, er würde sich in einem Spiegel betrachten.
    S usann war dankbar, dass niemand sie beobachtete, denn zweifellos quollen ihr die Augen aus dem Kopf. Der Fremde dagegen erweckte den Eindruck, als käme er geradewegs aus einem Hochglanzmagazin. Oder aus dem Filmstudio der „Schwarzwaldklinik“. In Gedanken malte sie weiter an seinem Bild, einem Bild natürlicher Anmut und beinahe übermenschlicher Schönheit. Oh nein, mit diesem vollkommenen Äußeren hatte er es nicht nötig, sich zu verstecken! Mit seinem perfekt gemeißelten Gesicht hätte er genauso gut ein Gott sein können. Sie würde einen Besen fressen, wenn er sich seiner überwältigenden Erscheinung nicht bewusst war. Körperlich einmalig, seine perfekten Proportionen, schlank und sehnig, breite Schultern, schmale Hüften. Wahrscheinlich fielen die Mädchen bei seinem Anblick reihenweise um wie die Kegel beim Bowling.
    Ihre Hand tastete nach dem Polster der Bank. Ein Glück, dass sie bereits saß. Sie hätte sich in diesem Augenblick sel bst nicht über den Weg getraut.
    Gerade in dem Moment, als ihr abschätzender Blick an ihm weiter nach unten wanderte und ihre Gedanken zu all den wunderschönen Dingen abschweiften, die man damit anstellen konnte, betrat der Arzt das Café. Suchend flogen seine Augen über die vereinzelt an den kleinen Tischen sitzenden Gäste.
    Endlich schien Susann aus ihren Träumen zu erwachen. Sie brach in helle Panik aus und kalter Schweiß trat auf ihre Nase. Sie kroch noch tiefer in die Ecke der Bank und widerstand lediglich mit Mühe der Versuchung, sich einen Blumenstock vors Gesicht zu halten. Die Augen himmelwärts gerollt, betete sie stumm um göttliche Einmischung, während sie sich angestrengt zu erinnern versuchte, wie man atmete. Mit fliegenden Fingern wühlte sie in ihrem Rucksack, als würden sich ihre guten Manieren darin verstecken.
    Das Gesicht des Mannes erhellte sich, bis unsere Studentin fand, sein Lächeln hätte leicht als Vorlage für die Statue eines Engels dienen können. Offensichtlich hatte er entdeckt, wonach er suchte, denn zielstrebig durchquerte er das Café.

7. Kapitel
     
    Und dann kam er – Überraschung! – geradewegs auf sie zu!
    Für einen Mann von seiner überragenden Größe erschienen seine

Weitere Kostenlose Bücher