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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Bewegungen ungewöhnlich fließend. Berührten seine Füße überhaupt den Boden oder trug er wie Hermes kleine Flügelchen an den Fersen? Hatte sie es doch gewusst – ein Gott! Wie es sich wohl anfühlte, mit ihm beim Tanz die Welt rundum zu vergessen? Selbst sie als anerkannter Tanzmuffel würde sich in seinen Armen wie eine Feder vorkommen, die mühelos jeder seiner Bewegungen folgte. (Was natürlich totaler Quatsch war, da sie sich wie ein regelrechtes Trampeltier auf dem Tanzboden benahm.)
    Mit einem angedeuteten Kopfnicken erwiderte sie seinen Gruß, weil sie ihre verbale Antwort irgendwo zwischen Kopf und Mund verloren hatte.
    Da stand er nun, s chaute sie aus seinen märchenhaft blauen Augen an und tat, als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Dabei war sie es doch, die von seinem Erscheinen völlig überrumpelt worden war. Aus Angst, keinen vernünftigen Satz hervorzubringen, deutete sie mit dem Kinn auf den freien Platz am anderen Ende des Tisches.
    Sein Lächeln war nicht recht zu deuten, bis er mit samtweicher Stimme sagte: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich mich mit Ihnen und nicht mit dem gesamten Café unterhalten.“ Damit warf er seinen Blazer über einen Stuhl und ließ sich genau ihr gegenüber nieder.
    „Whiskey“, antwortete sie mit zittriger Stimme auf seine Frage, was er ihr bestellen durfte.
    Wie sicher musste er sich seiner Sache sein, weil er sich nicht zuerst erkundigte, ob sie überhaupt mit ihm trinken wollte. Und sie trank sonst wirklich nicht mit jedem! Sie war im Gegenteil sogar dafür berüchtigt, bei der Auswahl ihrer Trinkkumpane äußerst penibel zu sein.
    Sie hätte in diesem Moment ohne Zögern noch ganz anderes mit ihm getan, als nur einen zu heben.
    „Doppelstöckig “, krächzte sie mit ausgedörrter Kehle. „Und irisch, selbstredend. Mit weichem Wasser.“
    Als sie seine überraschte Miene registrierte, schoss ihr Kopf wie bei einem Raubvogel nach vorn, sodass sich ihre Nasen um ein Haar berührten. „Was? Glauben Sie, ich wäre zu blöd, um zu wissen, was gut ist?“, keifte sie dicht vor seinem Gesicht.
    Was ein Fehler w ar. Ein verdammt großer Fehler.
    Einer, der sie ihr bisheriges Leben kostete.
    Seine kornblumenblauen Augen schienen sie zu verschlingen. Auf eine sehr sanfte, liebevolle Weise. Sein männlicher Duft hüllte sie ein wie ein Kokon. Die Geräusche des Cafés verstummten. Es gab bloß noch sie und ihn. Seine Lippen dicht vor ihren. So dicht, dass sie seinen Geschmack zu spüren glaubte. Sie schluckte hörbar.
    „Ich dachte mir bereits, dass eine außergewöhnliche Frau wie Sie über einen ausgefallenen Geschmack verfügt“, sagte er leise und mit Bedacht.
    Langsam lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Susann blinzelte verwirrt und verhakte sicherheitshalber ihre Finger ineinander. Das Spiel seiner gigantischen Muskeln unter der gebräunten, glatten Haut warf sie völlig um.
    „W-wie?“
    War es schon zu spät, so zu tun, als würde sie kein Deutsch verstehen?
    „Es hat ganz den Anschein, als sei die Hektik in der Klinik nicht spurlos an Ihnen vorübergegangen“, bemerkte er – jetzt mit einem väterlich verständnisvollen Lächeln – und deutete auf die Kippen im Aschenbecher.
    Dass er einer der Verantwortlichen für das Durcheinander in ihr war, kam ihm offenbar nicht in den Sinn. Blinder Trottel! Hatte er eben nichts gefühlt? Dieses Knistern? Diese geradezu greifbare Spannung, die sie beinahe veranlasst hätte, sie zu bitten, sich ebenfalls einen Stuhl zu nehmen und sich zu ihnen zu setzen? Die Luft zwischen ihnen hatte pulsiert wie ein Herzschlag. Und zweifellos war heute eine gehörige Portion Magnetismus unterwegs.
    „Ich hatte verges sen, dass ich nicht mehr rauche.“
    „Das kenne ich.“
    „Ach, wirklich?“ Verblüfft hob sie den Kopf und wie magisch wurde ihr Blick in die unergründlichen Tiefen seiner Augen gezogen. Sie blinzelte erneut wie eine verschlafene Eule.
    „Warum verwundert Sie das?“
    „W-weil, weil Sie … Sie machen einen so … na, Sie wissen schon.“
    Ja, Wortgewandtheit war schon immer eine ihrer ganz großen Stärken gewesen.
    „Nein.“
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Blind und begriffsstutzig!
    „Sie hinterlassen bei den Menschen einen dermaßen überkorrekten Eindruck von sich, dass sich einem unwillkürlich die verzweifelte Frage aufdrängen muss, wieso man selber derart verkorkst zur Welt kommen konnte.“
    Sie schüttelte hektisch den

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