Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
wieder glaubhaft versicherten – für eine der miesesten Autofahrerinnen. Die inzwischen nicht mehr zu zählenden Beulen im Mini gingen ausnahmslos auf ihr Konto. Nein, noch einen Unfall konnte sie nicht gebrauchen.
    Ihre Hände zitterten, als sie auf ihre Uhr schaute. Es war fast drei. Die Luft hing stickig und heiß über der Großstadt. Erst jetzt, da sie den angenehm klimatisierten Raum der Intensivstation und die keimfrei gefilterte Zimmerluft hinter sich gelassen hatte, nahm sie die seit Tagen herrschende, unerträglich drückende Hitze wahr. Einsam und verlassen stand sie vor ihrem Auto und grübelte angestrengt, welcher Wochentag eigentlich war. Die für eine Großstadt relative Ruhe verunsicherte sie.
    Ihre Augen irrten umher, als hätte sie etwas verloren. Die Orientierung? Unsinn, sie kannte diese Straße inzwischen besser als ihre eigene Westentasche. Ihr Zeitgefühl? Es war … Freitag? Ja, ganz sicher, Freitag. Oder Samstag. Aber war ja auch egal, denn tief in ihr gab es etwas, das sie vermisste und deswegen suchte. Doch wie sollte sie danach suchen, wenn sie es nicht einmal benennen konnte?
    Ohne weitere fruchtlose Überlegungen zu ihrem Gemütszustand anzustellen, schlug sie den Weg in das Café gegenüber der Klinik ein. Eine unerklärliche Leere war in ihr, die sie auf irgendeine Weise füllen musste.
    Gedankenverloren starrte sie auf die ölig schimmernden Kreise auf der dunklen Brühe, die der Kellner ihr gebracht hatte, obwohl sie Kaffee beste llt hatte. Während sie darüber brütete, ob sich eine Beschwerde lohnte, beobachtete sie fasziniert den aufsteigenden Wasserdampf und pustete die glatte Oberfläche der Flüssigkeit auseinander. Erst nach der vierten Tasse Kaffee und einer halben Schachtel Zigaretten fand sie halbwegs zu ihrer gewohnten inneren Ruhe zurück.
    D as war’s also. Und tu bloß nicht so, als hättest du nichts anderes zu tun, als tagelang an fremden Betten zu sitzen. Bei Männern, die dich nicht einmal ansehen oder mit dir reden, ganz zu schweigen von einer simplen Berührung, die man sich doch irgendwann mal verdient hat. Es warten tausend neue Herausforderungen auf dich – und wenn es fürs Erste etwas so Profanes wie das Sortieren der angesammelten Post oder das Begleichen unbezahlter Rechnungen ist. Und was ist mit deinen Bildern? Du hast ziemlich lange nicht mehr daran gearbeitet.
    H öchste Zeit, nach Hause zu gehen. Sie nickte entschlossen und durchwühlte ihren Rucksack. Hilfe, war das ein Tohuwabohu! Sie sollte endlich Ordnung in ihr Leben bringen und am besten bei ihrem Rucksack anfangen. Es erschien ihr nicht erstrebenswert, ihrer Freundin Suse Konkurrenz zu machen, denn das wäre gleichbedeutend mit dem Niedergang der menschlichen Zivilisation. In deren Studentenbude sah es stets so aus, als hätte ein Tornado gewütet. Nachdem sie aufgeräumt hatte, wohl gemerkt. Es waren schon halbe Autos darin verloren gegangen.
    Die Augen zu schmal en Schlitzen zusammengekniffen überlegte Susann angestrengt. Heute Morgen hatte sie einen ziemlich großen Schein zwischen den Fingern gehabt. Sie konnte sich noch genau an sein viel versprechendes Knistern erinnern. Der Lappen hatte sich garantiert nicht in Luft aufgelöst.
    Langsam. Alles noch mal von vorne. Ihre Finger verschwanden erneut im Ungewissen, kramten, tasteten und stöberten. Es klapperte und klirrte in ihrem Rucksack – das konnte auf keinen Fall der Geldbeutel sein. Wo also war das blöde Ding? Es wäre nicht das erste Mal, dass sich dieser kleine Schelm durch eine gut vorbereitete Flucht ihrem Zugriff entzog. Allerdings war sie heute nicht in der Stimmung, sich auf sein Versteckspiel einzulassen.
    Inzwischen färbte h ektisches Rot ihre Wangen. Blieb ihr denn wirklich nichts erspart auf dieser Welt? Ob der Wirt ihr erlaubte, Cat anzurufen, damit sie von ihr ausgelöst werden konnte? Sie hasste es abzuwaschen, also blieb wohl nur diese Möglichkeit.
    Zögerlich schob sie sich von ihrem Stuhl, um mit niedergeschlagenen Augen und von schlechtem Gewissen geplagt, aber durchaus reumütig an die Theke zu schleichen. Ihr flüchtiger Blick streifte die Eingangstür, um rein prophylaktisch ihre Chancen abzuwägen, falls sie eine Flucht in Erwägung ziehen musste.
    Sie zuckte heftig zusammen und konnte gerade so einen Schreckensschrei unterdrücken. Ihr stockte der Atem, gleichzeitig knickten die Beine unter ihr weg , sodass sie es gerade noch schaffte, sich in die hinterste Ecke der Bank zu drücken. Ihr Herz trommelte

Weitere Kostenlose Bücher