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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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nächsten Moment entsetzt zurückzuweichen.
    Karo , reiß dich zusammen! Tu es nicht!
    Sie schüttelte heftig den Kopf und krächzte heiser: „Das ist ja mal wieder typisch Mann! Hast du das bezweckt, hä? Wolltest du mich nicht bloß lachen sehen, sondern zur Abwechslung mit hässlich aufgequollenen Augen und verschmiertem Make-up?“ Mühsam würgte sie die Worte an dem dicken Kloß in ihrem Hals vorbei.
    „Was für ein hinterhältiger Mistkerl! Und ich falle natürlich auf diesen Unfug herein! Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist? Ich habe keine Zeit, dich ewig zu bedauern. Und ich lasse mir nicht das Messer an die Kehle setzen, merk dir das ein für alle Mal! Von niemandem. Schon gar nicht von einem Mann und als letztes wahrscheinlich von dir! Damit du’s weißt, ich bin lediglich hier, um schnellstmöglich wieder zu verschwinden.“
    Zögernd setzte sie sich und griff nach seiner Hand, wie sie es bereits viele Tage zuvor getan hatte. Kalt, ging es ihr durch den Kopf. Seine Haut war viel zu kalt. Ob er noch immer vorhatte zu gehen?
    „Sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst, du Simulant. Denn wenn du jetzt die Flocke machst, das schwöre ich hoch und heilig, spucke ich auf dein Grab.“ Sie drückte seine Hand, legte sie an ihre Wange und küsste jede einzelne Fingerspitze.
    U nd wartete, wartete geduldig auf eine Reaktion.
    „Idiot“, murmelte sie zärtlicher als geplant. „Bleib hier . Mach die Augen auf und dann will ich, dass du meinen Namen sagst. Sag es. Ein Mal noch.“
     
    Als die Nachtschwester Stunden später auf ihrem Rundgang durch die Intensivstation das Zimmer Nummer 7 betrat, um die Infusionsflasche des Patienten zu wechseln, war die Studentin erschöpft von den Aufregungen des Tages eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte auf ihren verschränkten Armen auf Angels Bett. Sie schnarchte leise.
    Lächelnd nahm die Schwester eine leichte Wolldecke, die sie in weiser Vo raussicht auf ihren Wagen gepackt hatte, und breitete sie fürsorglich über die schlafende Frau. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung ließ die Schwester wachsam den Kopf heben. Wie vom Schlag gerührt erstarrte sie und blickte mit vor Erstaunen offenem Mund in die wachen Augen des Arztes.
    „D-Doktor Stojanow!“, entfuhr es ihr. Sie glaubte nicht, was sie sah. Es war einfach unmöglich! Es war …
    Ein Wunder!
    Mit einem sanften Lächeln auf den blassen Lippen signalisierte er der Schwester, dass es ihm gut ging und sie die Frau an seiner Seite nicht wecken sollte. Dann sank er entspannt zurück und schloss die Augen mit einem leisen Seufzer, der sich anhörte wie „Karo“.

9. Kapitel
     
    Mit steifen Gliedern schraubte sie sich in die Höhe und verzog vor Schmerz das Gesicht. Oooh! Oh Gott, ich bin zu alt für solche dämlichen Spielchen, jammerte sie und rieb sich den Schlafsand aus den Augen, während sie halb blind und auf Zehenspitzen ins Bad schlich, wo sie im Spiegel ihre Ähnlichkeit mit einem zerknautschten Turnschuh bestätigt sah. Einige Spritzer kaltes Wasser und ihre Finger, die als Ersatz für einen Kamm herhalten mussten, vervollständigten ihre Morgentoilette.
    Als sie in das Zimmer zurückkam, blickte sie geradewegs in die nachtblauen Augen des Mannes, dem sie die Schuld an ihrem erbarmungswürdigen Aussehen gab.
    „Du bist also wach“, bemerkte sie schwachsinnigerweise . Sie hüstelte verlegen und gestattete sich ein allerliebstes Paar geröteter Ohrenspitzen. Dann jedoch holte sie mehrmals tief Luft, als wollte sie sich auf Touren bringen, richtete ihren Zeigefinger auf Angel und belferte: „Also, damit das klar ist, es kommt nicht in die Tüte, dass du noch einmal stirbst! Hast du mich verstanden?“
    „Oh?“, machte er, im ersten Moment etwas überrascht von dieser reichlich unorthodoxen Begrüßung. „ Sterben? Hatte ich das wirklich vor?“
    „ Leugnen ist zwecklos, weil ich nämlich ein Dutzend Zeugen benennen kann. Du hast es versucht!“, klagte sie ihn an.
    „Versucht kann man nicht direkt sagen“, murmelte er und setzte eine schuldbewusste Miene auf. Da er ehrlich war, gestand er sich selber ein, dass er zwar nicht unbedingt hatte sterben wollen, allerdings auch keine Anstrengungen unternommen hatte, es nicht zu tun. „Verzeih mir.“
    „Mach das nicht noch einmal!“ , schrie sie jetzt beinahe, sodass er zusammenzuckte.
    Und in dieser Sekunde ging ihm auf, dass sie ihrer Furcht und dem Entsetzen nach seinem Rückfall ein Ventil verschaffen musste, um nicht den Verstand zu verlieren.

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