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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Sorgen tiefe Spuren in seinem Gesicht hinterlassen hatten.
    „Wie hätten wir Angel erklären sollen, was der Grund für Ihr … für Ihre Abwesenheit ist? Warum waren Sie mit einem Mal nicht mehr bei ihm? Warum haben Sie ihn ohne ein Wort allein gelassen? Was hätte ihn überzeu gt, ohne dass es ihn noch mehr verstört hätte?“ Er machte erneut eine Pause, setzte die Brille ab und massierte seufzend seine Nasenwurzel.
    In Karo regte sich trotz aller Gegenwehr ein Gefühl, das nicht anders als schlechtes Gewissen zu nennen war. Oooh nein, mein liebes Kind! Lass dich bloß nicht von seinen Mitleid heischenden Sprüchen und den traurigen Augen einlullen! Kommt überhaupt nicht in die Tüte! Niemand kann dir die Schuld für irgendetwas in die Schuhe schieben, was mit Stojanow im Zusammenhang steht! Du hast alles getan, was in deiner Macht stand, hast genug guten Willen und Engagement gezeigt und zwar mehr, als sie dir mit Antworten auf deine Fragen entgegengekommen sind.
    „Ich kann Ihre Verärgerung nachvollziehen, Frau Seiler. Leider gibt es Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben, Vorschriften, über die wir uns nicht hinwegsetzen können, Informationen, die selbst vor uns geheim gehalten werden. Da mag ich Professor und Chefarzt sein oder auch nicht – ich habe nicht danach zu fragen, wenn es nicht unmittelbar meine Arbeit als Mediziner betrifft. Danilo durfte Ihnen nicht mehr sagen. Wir waren für Ihre Genesung zuständig. Alles andere hatte uns nicht zu interessieren.“
    „Mich allerdings hat es interessiert. Und es interessiert mich nach wie vor, weil es nun mal mich betrifft. Und Ihre Vorschriften können Sie sich sonst wohin stecken.“
    „Ich darf Ihnen heute nicht mehr erzählen als damals, so sehr ich das bedauere. Und damit muss ich dieses Thema beenden. Frau Seiler, ich habe Sie aus einem anderen Grund, der mir sehr am Herzen liegt, hierher gebeten.“
    Er hob mit einer beruhigenden Geste die Hände, als er bemerkte, wie sich Karo zurückziehen wollte. „Warten Sie, hören Sie mich an, bitte. Wir brauchen Sie. Ich würde nicht hier sein, wenn mir Ihre Unterstützung nicht wichtig wäre. Ich würde Ihren Wunsch vorbehaltlos akzeptieren, nie mehr unsere Klinik betreten zu wollen. Doch es geht nicht um mich oder Danilo … oder Sie.“
    Der Professor seufzte erneut verhalten und schien über etwas nachzudenken, bevor er weiter sprach: „Angels Zustand verschlechtert sich zusehends seit … ja, ich möchte behaupten, seit Ihrem überraschenden Rückzug. Er ist völlig apathisch. Nachdem er anfangs ständig Ihren Namen wiederholt hat, redet er inzwischen gar nicht mehr. Stattdessen hat er hohes Fieber bekommen, ohne dass sich eine organische Ursache dafür finden lässt. Seit gestern …“ Er hielt mitten im Satz inne, als hätte er den Faden verloren. Mit einer fahrigen Geste rieb er sich über die müden Augen. Ihm fehlten bereits zu viele Stunden Schlaf.
    Selbst mit Unmengen an Kaffee wird er sich nicht mehr lange wach halten können, ging es Karo durch den Kopf. Dieser arme Kerl konnte einem leidtun. Statt sich mit ihr in Kneipen herumzutreiben, hätte er sich lieber eine Stunde aufs Ohr packen sollen. Und mit einem Mal hasste sie Stojanow für den Kummer, den er dem Alten bereitete. Führte sich auf wie ein kleiner, verzogener Bengel. „Nein, meine Suppe esse ich nicht!“ Aber sie sah nicht ein, das Kasperle zu spielen, das auf seinen Wunsch hin tanzte und Faxen machte!
    „Angel verliert immer wieder ohne erkennbaren Grund das Bewusstsein. Es scheint, als fehle ihm die Kraft zum Weiterleben. Der Wille. Ich weiß nicht, wa s er als nächstes tut – oder nicht mehr tut. Frau Seiler … Karo, bitte!“ Mit einer hastigen Bewegung hatte er ihre Hand gefasst. „Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Es gibt keine vernünftige Erklärung für sein sonderbares Verhalten. Danilo vermutet, Angel könnte im Koma eine solch enge Bindung zu Ihnen aufgebaut haben, dass er auf Ihren plötzlichen Verlust mit massiven Bewusstseinsstörungen reagiert.“
    Er lachte ein freudloses Lachen und schüttelte den Kopf. „Es scheint unmöglich zu sein und ist nicht zu begreifen und doch geht irgendetwas Rätselhaftes in ihm vor. Und ich habe absolut keine Ahnung, was es sein könnte.“ Der Chefarzt zwang die Frau, ihn anzusehen, und die Ratlosigkeit und Verzweiflung in seinem Blick ließen sie zusammenzucken. „Und noch weniger habe ich eine Vorstellung davon, wie wir diesen unfassbaren Vorgängen wirksam

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