Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
würde nicht mehr passieren. Vielleicht habe ich befürchtet, dich zu verlieren, bevor es überhaupt angefangen hat. Ich“, sacht umfassten seine Hände ihre Oberarme, „kann dich nicht mehr gehen lassen. Karo, ich brauche dich, um zu überleben.“
Sie schluchzte laut auf und brach erneut in Tränen aus. Sie spürte seine Hände, die sie behutsam an den Schultern umdrehten und ihren zitternden Körper sanft an seine Brust drückten. Sie barg ihr Gesicht an seinem Herz, während ihr schmerzlich bewusst wurde, dass seine Worte nicht lediglich eine hohle Phrase aus einem Liebesroman, sondern bittere Realität waren.
„Du hast mir einen furchtbaren Schreck eingejagt. Ich hatte solche Angst um dich , Angel. Verdammt noch mal, ich hatte eine Scheißangst!“
„ Ich weiß.“
„Tu das nie wieder.“
Es würde keinen Frieden für ihn geben. Nirgendwo. Niemals!
Dieser Schrei w ar ein Teil von ihm, hatte sich so tief in ihm eingegraben wie der Schmerz seiner alten Verluste und seines neuen Betrugs an Karo. Die Vergangenheit hielt inne, kehrte um und quälte ihn noch immer. Immer wieder aufs Neue. Er versuchte, die Erinnerung von sich zu schieben, sie unter den tausend Schatten der Finsternis zu vergraben, unter denen selbst er sich nicht mehr verstecken konnte.
Aber die Wahrheit der Vergangenheit und der Gegenwart zu leugnen, würde ihn zerstören und zwar so sicher, als würde man seinen Kopf in zwei Teile spalten.
„Ich würde alles dafür geben, dir mein Wort darauf geben zu können.“
„Ich hasse dich!“
„Und ich liebe deine Ehrlichkeit.“
„ Von der du dir getrost eine Scheibe abschneiden kannst. Anders haben wir keine Chance.“
„Ich werde es versuchen.“
„Versuchen?“ Misstrauisch blickte sie auf und schüttelte dann bedächtig den Kopf. „Das ist mir nicht genug. Wie soll ich dir vertrauen, wenn ich mir nie sicher sein kann, ob du gerade die Wahrheit sagst oder mich belügst? Wenn ich jedes deiner Worte hinterfragen und auf die Goldwaage legen muss?“ Ihr Tonfall war mit einem Mal so leer wie ihr Herz.
Es war einfach mehr, als sie ertragen konnte. Ein Albtraum! Und sie steckte mittendrin. Auch Danilo hatte sie um ihr Vertrauen gebeten, sie hatte ihm nur zu gern geglaubt – und war doch wieder enttäuscht worden.
„ Ich brauche dich. Lass uns von vorn beginnen, Karo, und ich werde mich bemühen … ich will … ehrlich sein.“
„Und was ist mit mir? Ich höre immer nur: ich, ich, ich. Interessiert dich eigentlich, was ich will?“
Angel verstummte. Was wollte sie denn noch? Sie mochte ihn ebenso wie er sie! Sie hatte ihn am Morgen geliebt, mit jeder Faser ihres Körpers, und er hatte nicht allein pures, sexuelles Verlangen in ihren Augen erkannt. Was sie sich gegeben hatten und füreinander empfanden, lag nicht an der Dürreperiode, die sie beide in den vergangenen Wochen durchlebt hatten. Nein, da war mehr! Da musste einfach mehr sein, was sie für ihn empfand.
Er hatte ihr seine Liebe gestanden, kam mit einem Mal die Erinnerung zurück – und sie war kreidebleich geworden. Sie war schockiert gewesen. Genau wie er, denn eigentlich hatte er nicht vorgehabt, davon zu reden. Sobald ihm die Worte über die Lippen gekommen waren, wusste er allerdings auch, dass sie der Wahrheit entsprachen. Er liebte Karo.
„Gib uns eine Chance.“
Mit der Begeisterung eines zum Tode Verurteilten zuckte sie mit den Schultern und Angels Herz rutschte in die Hosentasche. Er brauchte sie! Wenn sie jetzt fortging, würde sie ihn töten, denn sie würde sein Herz mitnehmen. Leise Panik stieg in ihm auf, als sie selbst nach einer Minute nichts erwiderte. Vergeblich versuchte er, seine Furcht zu meistern. Er redete sich ein, dass sie unbegründet war, dass Karo ihn nicht von sich stoßen würde, weil er krank war, trotzdem beschleunigte sich sein Puls.
Sie schaute auf, tauchte in das Meer aus Tränen in seinen Augen und fand eine Traurigkeit, wie sie nur einer fühlte, der alle Hoffnung auf Glück begraben hatte. Doch darunter stieß sie auf einen eisernen Willen, der Leid und Schmerz ertragen würde, weil er ein Ziel vor sich hatte. Er würde darum kämpfen und nicht auf geben, bis sie endlich nachgab.
Da beschloss sie, ihm zu schenken, was er ersehnte, selbst auf die Gefahr hin, dass sie dabei auf der Strecke blieb.
„ Möglicherweise ist gegen ein Kennenlernen nichts einzuwenden.“
Ihm war schwindlig vor Erleichterung und er suchte Halt an der Wand. „Nein, absolut nichts“, stieß er
Weitere Kostenlose Bücher