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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hervor und schnappte nach Luft.
    „Denn so übel warst du auch wieder nicht.“
    „Karo!“
    Um Gottes willen, mach nicht noch mehr Fehler. Es wird nicht gut gehen mit diesem Mann. Er will zu viel, nicht bloß deinen Körper für einen Moment der Befriedigung, sondern mehr. Sehr viel mehr. Er will deine Kraft, deinen Lebensmut und deine Seele, einfach alles von dir. Er wird dich so fest an sich binden, bis du keine Luft mehr bekommst. Er wird dir das Blut bis auf den letzten Tropfen aus dem Körper saugen, um weiterleben zu können. Auf deine Kosten. Er wird dich mitreißen in einen Strudel, aus dem es kein Zurück gibt. Tu es nicht! Du wirst darin untergehen!
    „ Versuchen wir es. Fangen wir noch einmal von vorne an“, murmelte Karo und atmete tief durch. Dann trocknete sie resolut ihr Gesicht am Ärmel des Pullovers.
    „Wo waren wir stehengeblieben?“
    „Wo …“ Karo lachte auf, als sie seine Anspielung verstand.
    „Lass mich deine Erinnerung auffrischen.“
    „Ich habe noch immer nichts gegessen, mich nicht mal umgezogen. Falls es dir entfallen ist, das ist dein Pullover.“
    „Er steht dir.“
    Zw ei Sekunden später klatschte er sich die flache Hand an die Stirn. „Nein“, stöhnte er auf und schloss für eine Sekunde gequält die Augen. „Nein, dir natürlich nicht.“
    Karo verfolgte seinen Blick, der bedeutungsvoll an seinem Körper hinab wanderte. Sie schlug mit dem feuchten, viel zu langen Ärmel seines Pullovers nach ihm.
    „ Pfff, ist mir doch egal, wie du mit diesem Problem fertig wirst. Auf jeden Fall will ich jetzt meine Sachen haben. Und dann besorge mir schleunigst was zu beißen, sonst …“
    „Sonst?“
    Karo stellte sich auf Zehenspitzen und knabberte an seinem Ohr, während ihre Hand durch seine Haare wühlte. Abrupt hielt sie inne und ihr Gesicht spiegelte ihr Entsetzen wieder. „Was ist denn das?“
    „ Was? Oh, das meinst du.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung, als er Karos Finger an dieser Stelle am Hinterkopf spürte. „Ein Unfall.“
    „ Langsam kann ich dieses Wort nicht mehr hören! Das ist doch nicht normal, dass du ständig in irgendwelche Unfälle verwickelt bist. Zählst du eigentlich noch mit?“
    „So viele waren es nicht.“
    „Und woher stammen dann die Narben auf deiner Brust? Auf deinem Rücken? Und wahrscheinlich an jeder anderen Stelle deines Körpers?“
    „Ich …“
    … kann mich nicht erinnern. Wenn ich mir nur etwas mehr Mühe geben würde, könnte ich mich vielleicht erinnern. Wenigstens ein oder zwei Begebenheiten werden mir bestimmt einfallen. Aber wenn ich darüber nachdenke, fangen wieder diese Kopfschmerzen an, die irgendwann so heftig werden, dass ich mich übergeben muss.
    Er trat einen Schritt zurück, beugte sich vor und fuhr mit der Hand über eine mindestens zehn Zentimeter lange, weiße Narbe. „Kannst du sie sehen?“
    „Man müsste schon blind sein, um die zu übersehen.“
    „Nun, ich war blind, als ich mit einem ziemlich heftigen Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus aufwachte. Und ich hatte wochenlang höllische Kopfschmerzen.“
    „Kommt das … davon?“
    „Möglich. Wahrscheinlich sogar. Bei einer Gehirnquetschung sind dauerhafte Schäden so ziemlich normal. Aber darauf festlegen wollten sich die Neurologen auch nicht.“
    „Dass du das überlebt hast, ist vermutlich ein kleines Wunder.“
    „Mmmh, sieht so aus, als wäre ich ein richtiger Dickschädel.“
    „ Daran habe ich nie gezweifelt. Wie ist das passiert?“
    Er runzelte die Stirn und wirkte plötzlich unsicher. Ihm war anzusehen, wie er nach den richtigen Worten suchte.
    „ Das ist die Frage“, erwiderte er schließlich langsam. „Eine berechtigte Frage, mit der ich mich herumschlage, seit ich damals wieder zu Bewusstsein kam. Ich kann mich nämlich beim besten Willen nicht erinnern. Der Junge, der mich gerettet hat, musste mich nach einem missratenen Sprung aus einem Helikopter aus dem Wasser fischen. Er hat es mir hinterher zu erklären versucht, aber es hörte sich nach einer wüsten Verschwörungstheorie an. Ich habe ihm nicht geglaubt, nicht mal die Hälfte seiner Vermutungen habe ich ihm abgenommen, obwohl er durchaus vertrauenswürdig war.“
    Er rieb sich die Schädeldecke, als hätte er noch immer Schmerzen.
    „Ossi ist durch und durch vertrauenswürdig und ehrlich, doch als ich endlich wieder in der Lage war, zwei und zwei halbwegs richtig zusammenzuzählen, hatte man mich bereits aus der Armee entlassen und in ein ziviles Krankenhaus

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