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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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weit weg gewünscht. Aber jetzt gefiel es ihr seltsamerweise, im Mittelpunkt zu stehen. Sie hatte diese Bemerkung gemacht, damit die anderen lachten. Und sie hatte Erfolg gehabt. Sie hatte sie auf Kurs gebracht. Oder … ja, verdammt, sie hatte die anderen gesteuert. Die anderen hatten getan, was sie wollte!
    â€žKlar“, sagte der Lehrer. „Ich weiß, was der Autor damit erreichen wollte. Ehrlich gesagt stehe ich seit fünf Minuten hier und erkläre genau das. Lustigerweise hast du genau diese fünf Minuten damit verbracht, aus dem Fenster zu gucken.“
    â€žAha“, sagte Nora.
    â€žJa“, sagte der Lehrer, „aha.“
    â€žOkay“, sagte Nora und ihr Widerstand schrumpfte.
    â€žIch weiß, dass heute Freitag ist“, sagte der Lehrer. „Aber bleib trotzdem mal ein bisschen bei der Sache. Es gibt so was wie mündliche Noten.“
    â€žSorry“, murmelte Nora.
    â€žPass einfach ein bisschen besser auf “, sagte der Lehrer.
    â€žIst gut.“ Nora senkte den Kopf und starrte auf ihr Pult. Plötzlich war es nicht mehr ganz so lustig, im Mittelpunkt zu stehen. Und die anderen lachten auch nicht mehr. Der Moment war vorbei, von einer Sekunde auf die andere verbraucht.
    So ist es, dachte Nora. Alles wird immer sofort irgendwie blöd.

2
    Zurück ins Zentrum fuhr Nick wieder schwarz. Er hatte seine Tasche in einem Gepäckschließfach am Hauptbahnhof.
    Das Haus ging ihm einfach nicht aus dem Sinn. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es auf ihn gewartet hatte. Dass es sich gegen den Abriss gewehrt hatte, bis er kam. Damit er irgendwie Abschied nehmen konnte.
    Papa, dachte er. Das Wort klang seltsam in seinem Kopf, schmeckte merkwürdig auf der Zunge, obwohl er es nicht einmal laut ausgesprochen hatte. Papa?
    Nein, mit dem Vater hatte das auf keinen Fall etwas zu tun.
    Es gab einen Schlag, als die U-Bahn in den Tunnel fuhr. Die Wagen waren alt und heruntergekommen und machten ziemlichen Krach. Nick saß ganz hinten. Außer ihm waren vielleicht noch sechs oder sieben Leute im Wagen. Es war nicht viel los.
    Mit der einen Hand drehte Nick seine Zigarettenschachtel in der Jackentasche. Er hatte noch fünf Kippen und war völlig abgebrannt. Alles ging schief. Schlimmer hätte es kaum laufen können. Als er vor ein paar Tagen Viksveens Laptop verkauft hatte, hatte er mit Mühe und Not 250 Kronen dafür rausschlagen können.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er mit der freien Hand auf die Lehne der Sitzbank vor sich trommelte. Unruhig. Er zog die Hand zurück und steckte sie auch in die Tasche.
    Er räusperte sich und setzte sich gerade hin. Die Bahn hielt an. Noch eine Station bis zum Bahnhof. Eine ältere Frau und ein Mann aus Nicks Wagen stiegen aus. In dem Augenblick, als sie den Bahnsteig betraten, schauten sie ihn an. Wut und Sorge lagen in ihrem Blick.
    Was war denn? Nick betrachtete sein durchsichtiges Spiegelbild im Fenster. Sah er so schrecklich aus? Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte, dunkle Haar und richtete den Kragen seiner Jacke. Echt jetzt, vergiss es. Es half ja doch nichts. Er ärgerte sich über sich selbst. Bildete er sich etwa ein, einer von den schönen, normalen Typen sein zu können?
    Er kauerte sich auf seinem Sitz zusammen und schlang sich die Arme um die Schultern. Er fühlte sich schmutzig und grau. Außerdem fror er.
    Er hatte heute noch einiges vor. Aber er wusste nicht, wie er es angehen sollte. Er brauchte Geld für eine letzte Reise. Denn eine Sache hatte er noch zu erledigen. Eine einzige Sache.
    Dann musste er nicht mehr wegrennen.

3
    Benedicte wollte die Leute einladen. In der ersten Pause sah Nora, dass sie als Erstes mit Trym sprach. Sie wunderte sich. Es war nie im Leben ein Zufall, dass ausgerechnet er ihre erste Anlaufstelle war.
    Trym? Der hatte doch mit Trine rumgeknutscht … Lief da was zwischen ihm und Benedicte? Nora wollte gerade Vilde fragen, ob sie etwas darüber wüsste, aber als sie sich umdrehte, war Vilde nicht mehr da. Bestimmt war sie eine rauchen gegangen.
    Also schaute Nora wieder zu Benedicte hinüber und beobachtete, wie sie ihre blonden Haare schüttelte und Trym mit ihren langen, schlanken Fingern am Arm berührte. Irgendwie war es komisch, dass sie sich gerade ihn ausgeguckt hatte. Es war nicht völlig daneben, aber es konnte einen schon stutzig machen. Bei genauerem Nachdenken … hm, ja, so ganz richtig war das nicht.

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