Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
noch einmal.
Der Mann drehte sich um. Nick hielt die Geldbörse in die Höhe. Der Dicke hob verzweifelt die Arme.
Nick lief zu ihm. âHierâ, sagte er. âDas haben Sie drinnen verloren. Lag auf dem Boden.â
âOh, vielen Dank!â Gerührt nahm der Mann seine Geldbörse in Empfang. âHerrje, nicht auszudenken, wenn ich die Kreditkarten und das alles verloren hätte. Ich meine, Gott, das mag ich mir gar nicht vorstellen. Wie hätte ich denn dann nach Hause kommen sollen? Danke, wirklich. Tausend Dank!â
Nick wich zurück. Der schwitzende Typ war kurz davor, ihm um den Hals zu fallen. âIch muss weiterâ, sagte Nick. âMein Zug fährt gleich.â
âJa, klar. Natürlich. Aber, warte mal â¦â Der Mann machte sein Portemonnaie auf und wühlte in den Scheinen. âHier, bitte. Dein Finderlohn.â
âNein, schon gut.â Nick winkte ab und trat einen weiteren Schritt zurück. âMachen Sieâs gut. Und verpassen Sie Ihren Zug nicht.â Dann drehte er sich um und verschwand im Laufschritt.
âHe! Danke!â, rief der Mann ihm nach.
Nick lief quer durch die Bahnhofshalle und weiter nach drauÃen. Er wollte zum Busbahnhof, ein paar hundert Meter entfernt. Immer wieder schaute er über die Schulter zurück â sicherheitshalber. In der Tasche fühlte er die fünf Scheine. Tausend Kronen waren mehr als genug, um ein Ticket für den Bus zu kaufen. Für die letzte Fahrt. Es gab nur noch dieses eine Ziel. Das war alles. Wie es danach weiterging, spielte keine Rolle.
Er lächelte angespannt, grimmig. Irgendwann musste Katie ihn loslassen. Irgendwann musste das alles vorbei sein. Anders konnte er es sich nicht vorstellen.
Irgendwann.
6
Von der Wäscheleine im Garten klaut sie Sofies Kleider. Das ist kein glücklicher Zufall. Katie ist durch den Wald zurück zur Siedlung gelaufen und hat sich unterwegs einen Plan zurechtgelegt. Jetzt, wo sie sich entschieden hat, zu verschwinden und irgendwo von vorn anzufangen, handelt sie überlegt und ruhig.
Schon am Nachmittag hat sie die Sachen auf der Leine hängen sehen. Und sie weiÃ, dass Sofie aus ihrer Klasse ungefähr dieselbe GröÃe hat wie sie.
Die Leine ist voll. Sie achtet darauf, dass sie nicht zu viel nimmt. Sofies Mutter soll denken, sie hätte vergessen, alles aufzuhängen.
Katie will vermeiden, dass es Gerede gibt, weil im Dorf Klamotten von einer Wäscheleine verschwunden sind, die einer schlanken Vierzehnjährigen gut passen. Dann zählt vielleicht doch noch jemand eins und eins zusammen â¦
Es hängt auch eine Plastiktüte mit Wäscheklammern da. Katie nimmt die Tüte und verteilt die Klammern vorsichtig auf dem Rasen, genau da, wo die Tüte gehangen hat. Sie hofft, dass Sofies Mutter glaubt, dass sie kaputtgegangen und weggeflogen ist.
Es dämmert schon. Hinter den Fenstern des groÃen Einfamilienhauses sieht sie Gestalten und hört lautes Gelächter. Eine Frau, deren Lacher mit einem Hickser und eingeatmetem Hihi enden.
Geduckt, Tüte und Klamotten fest an sich gedrückt, läuft Katie davon. Erst als sie eine ruhige Stelle im Wald findet, bleibt sie stehen und zieht sich Sofies trockene, warme Sachen an. Ihre eigenen packt sie in die Plastiktüte. Die kann sie mitnehmen und bei Gelegenheit trocknen. So hat sie zwei Garnituren. Damit sollte sie eine Weile hinkommen.
Sie läuft weiter. Anfangs hat sie noch Schmerzen, ein paar Mal muss sie sogar stehen bleiben. Nicht um auszuruhen, sondern weil sie befürchtet, dass in ihr drin etwas kaputtgeht. Dann spürt sie die Schmerzen irgendwann nicht mehr. Vielleicht sind sie noch da, vielleicht hat sie sich einfach nur dran gewöhnt â wie auch immer. Es ist egal. Wichtig ist nur, dass sie so schnell wie möglich ganz weit von hier wegkommt.
Sie läuft zur LandstraÃe und folgt ihr, bis das Dorf ein gutes Stück nördlich hinter ihr liegt. Es herrscht nicht viel Verkehr, aber die meisten, die hier entlangfahren, wollen nach Oslo. Und das passt ihr ausgezeichnet.
Sie bleibt stehen, atmet tief durch und ruht einen Moment aus. Mit den Fingern versucht sie, ihre Haare in Ordnung zu bringen, ein bisschen normal auszusehen. Sie zieht ihre Kleider zurecht, zupft sich ein paar Tannennadeln und Gras von der Hose. Dann stellt sie sich an den StraÃenrand und hält den Daumen raus.
7
Ihr Vater verlieà gerade das Haus, als
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