Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
Benedicte aus der Schule kam. Sie begegneten sich auf der Treppe. Lucas legte ihr den Arm um die Schulter, beugte sich zu ihr und drückte sie. Sie versteifte sich.
âOh, Entschuldigungâ, lachte er. âBist du frisch geschminkt?â
âNee.â Sie lächelte schnell. âAber ich â¦â
Er war zu sehr in Eile, um ihr zuzuhören. Dann schien ihm etwas einzufallen. âAch jaâ, sagte er und blieb am Auto stehen. âSag mal, du hast nicht zufällig mein Hemd wiedergefunden?â
âWelches Hemd?â, fragte Benedicte.
âDas eine, das du neulich für mich gewaschen hast.â
âAber ich habe das doch weggeschmissen.â
âAch, richtig â, sagte ihr Vater.
Das weiÃt du ganz genau, dachte Benedicte. Du kannst mir nicht vormachen, dass du das einfach so vergessen hast.
Aber sie lächelte ebenso breit wie ihr Vater und sagte: âDas war doch total hinüber. Der Fleck war riesig. Der wäre niemals wieder rausgegangen.â
âStimmt, stimmtâ, sagte Lucas. âDrauÃen in die Tonne, ja? Und dann kam die Müllabfuhr und hat es mitgenommen?â
âJa.â
âNa ja.â Ihr Vater lächelte. âDann ist es wohl ein für alle Mal weg.â
âMm.â Benedicte nickte.
âIm Nirwanaâ, sagte ihr Vater und wirkte richtig ausgelassen. Er freute sich wie ein kleines Kind über ein Ãberraschungsei.
âIm Nirwana?â, fragte Benedicte.
âWhere all the good shirts go. Never to be found again.â
âAber sonst gehtâs dir gut, ja?â Benedicte versuchte, unbeschwert und witzig zu klingen.
âAber hallo!â Ihr Vater öffnete die Autotür und stieg ein. Dann sagte er: âAch übrigens, deine Mutter ist nicht da.â
âWas?â
Ihre Mutter war immer da. Entweder saà sie kerzengerade im Wohnzimmer oder in der Küche.
Oder sie lag im Bett und ruhte sich aus. Genauso kerzengerade und dünn wie eine Kerze.
âSie, äh â¦â Er warf einen Blick in den Spiegel und strich sich eine blonde Locke aus der Stirn. âSie hatte Lust, sich mal was Gutes zu tun. Du weiÃt schon. Psychohygiene. Ein bisschen auf Vordermann kommen.â
Benedicte merkte, wie ihr die Kinnlade runterklappte. Wovon redete er? Psychohygiene? Ihre Mutter? Auf Vordermann kommen? Was sie brauchte, war eine Entziehungskur! Da half ja nun wirklich keine Psychohygiene mehr.
âSie ist im Wellnesshotelâ, sagte ihr Vater. âWeiÃt du nicht mehr? Eine Woche. Das tut ihr bestimmt gut. Es ist sowieso höchste Zeit, dass sie mal ein bisschen auf sich achtet.â
âWie jetzt? Moment!â Benedicte ging die Treppe hinunter. âIn welchem Wellnesshotel? Wovon sprichst du eigentlich?â
âDas eine in Schweden, gleich hinter der Grenze. In der Nähe von Sunne. Ihr wart doch damals zusammen dort. Euer Mädels-Trip. Wart ihr da nicht auch drei oder vier Tage?â
âIn der Nähe von Sunne? Dieses Gesundheitsding? Das ist mindestens drei Jahre her!â
âAber du kannst dich noch dran erinnern. Da wollte sie jedenfalls hin.â
âBleibt sie die ganze Woche weg?â
âIch glaube, sechs Tage.â Ihr Vater steckte den Zündschlüssel ins Schloss und packte den Türgriff, um zu signalisieren, dass er jetzt wirklich losmusste.
âAlso echtâ, sagte Benedicte. âUnd das erzählst du mir so nebenbei?â
âDu, meine SüÃe â¦â
âWas ist eigentlich los, Papa?â
âNichts. Nichts ist los, Schätzchen ⦠Ich â¦â
âWas geht hier ab?! Ich merke doch, dass irgendwas nicht stimmt!â
âIch dachte, du würdest dich freuen. Ich meine, ehrlich, ich weià ja, dass du es nicht so leicht hast mit deiner Mutter.â
âEhrlich?â Benedicte stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn an.
Du und ehrlich?, dachte sie. Du kommst mit einem blutigen Hemd nach Hause und erzählst mir, du hättest dir ein kleines bisschen wehgetan! Du fickst Vildes Mutter! Fahr zur Hölle mit deinem EHRLICH.
Ihr Vater schlug die Autotür zu. Er drückte auf einen Knopf und die Seitenscheibe glitt hinunter. Er war noch immer gut gelaunt. âIch glaube, das tut euch gut. Dir und Mama. Es sind doch nur sechs Tage.â
âAber was ist mit essen und so?â, fragte Benedicte und zeigte mit dem Daumen hinter sich aufs
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