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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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„Sollen wir runtergehen?“, fragte er.
    â€žWir müssen nicht“, sagte sie. „Es ist alles okay. Ehrlich.“
    Er drehte sich halb zu ihr um und lächelte kurz, es war eher eine Grimasse. „Du … müssen wir jetzt reden?“
    â€žNein, nein.“
    â€žRunter?“, fragte er.
    â€žJa.“
    Sie streckte die Hand ein Stück zur Seite, um nichts damit zu berühren. „Geh ruhig vor, ich muss noch kurz ins Bad. Ich komme dann.“
    â€žMm.“ Er verließ, ohne sie anzusehen, das Zimmer. Nora ging ins Bad am Ende des Flurs. Sie schloss die Tür hinter sich ab. Vorsichtig schnüffelte sie an dem klebrigen Schleim an ihrer Hand. Dann wusch sie sich. Sie richtete ihre Kleider. Abwesend dachte sie, dass sie jetzt weiter gegangen war als je zuvor. Sie hatte etwas Neues ausprobiert. Trotzdem kam es ihr klein und unbedeutend vor.
    Sie verließ das Bad, lief den Flur entlang und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Die Partygeräusche wurden lauter und deutlicher. Oben war es ihr nur wie ein dumpfer Bass vorgekommen. Hier unten war es ein Gewirr aus Stimmen, Gelächter, Musik und Lärm, das man nicht auseinanderhalten konnte.
    Sie sah, dass Sigurd am selben Platz auf dem Sofa saß. Er winkte ihr. Hier unten war wieder alles okay. Sie hoffte, dass er auf der Toilette gewesen war und sich gewaschen hatte. Sie winkte zurück und ging automatisch in seine Richtung.
    Für einen kurzen Moment – oben in ihrem Zimmer und im Bad – hatte sie sich fast nüchtern gefühlt. Aber jetzt nahm der Schnaps Rache und griff sie mit einer Mischung aus Wattenebel und totaler Gleichgültig an. Sie schaffte es gerade noch, zum Sofa zu taumeln, wo sie auf Sigurds Schoß fiel. Sie griff nach seinem Arm und legte ihn sich um die Schultern, sodass seine Handfläche genau auf ihrer Brust landete.
    â€žDu“, sagte sie.
    Er küsste sie lang und feucht.
    â€žMm“, machte sie.

9
    Der Bus hielt an der Landstraße. Von hier aus war es noch ein Stück zu gehen. Nick schob den Tragegurt seiner Tasche hoch auf die Schulter. Er war ganz steif vom langen Sitzen. Aber das ging schnell weg.
    Es war schon spät und längst dunkel. Am Straßenrand standen Laternen, deren gelbes Licht ihm einen langen schwarzen Schatten verlieh.
    Er sah sich um. All die Straßen und Häuser, die Gärten und Hecken gaben ihm das Gefühl, nicht dazuzugehören. Genau so war sein Leben: Während die anderen sich unterhielten, Fernsehen schauten, es sich gut gehen ließen und jemanden hatten, zu dem sie gehörten, wanderte er allein eine lange, kalte Straße entlang.
    Gleichzeitig fühlte er sich hier und jetzt auf diesem Bürgersteig seltsam zu Hause. Er war auf dem Weg zu einem Traum. Einem Albtraum vielleicht. Das hatte er nicht in der Hand. Er spürte Ruhe in sich aufsteigen. Die Gleichgültigkeit verwandelte sich langsam in Sicherheit, Gewissheit.
    â€žAch, verdammt“, flüsterte er sich selbst zu. „Sei nicht blöd!“
    Er hatte doch wirklich keine Ahnung. Gewissheit? Sicherheit? Das waren doch nur große Worte, sonst nichts. Große Worte.
    Ihm fiel auf, dass er immer langsamer ging, je näher er dem Haus kam. Er dachte über Kleinigkeiten nach, die normalerweise in den Hintergrund traten, die man kaum bewusst wahrnahm. Flüchtige Bewegungen, Mienen, Blicke, die nur von Bedeutung waren, solange sie währten, die man nicht festhalten konnte. Jetzt war trotzdem alles wieder da. Im Gehen fiel ihm alles wieder ein und er war sich sicher: Er tat das Richtige. Genau das wollte er.
    Er erreichte die Auffahrt zum Haus. Der Kies knirschte unter seinen Füßen. Er stieg die Treppe hinauf. Klingelte. Niemand machte auf. Er klingelte noch einmal, war aber zu nervös, um abzuwarten. Er drückte vorsichtig die Klinke runter. Dann schob er die Haustür auf und ging hinein.
    Im Flur herrschte Chaos. Überall lagen Sachen kreuz und quer verstreut. Mit einem großen Schritt stieg er darüber und bahnte sich einen Weg zum Wohnzimmer. Sie waren ziemlich erstaunt, als sie ihn sahen. Es war ihm egal. Er schaute sich um. Am liebsten hätte er ihren Namen gerufen. Aber das traute er sich nicht. Das wäre zu viel gewesen.
    Er ging ins Wohnzimmer. Dort stapelten sich die Leute. Er schob und schubste sich voran, bis er plötzlich nicht mehr weiterkam.
    Er blieb stehen und überlegte, was er sagen würde –

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