Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
worden. Nun lief ein Lied von Roxette, an dessen Titel sich Vilde nicht erinnerte, der neue Lieblingssong von Nora und den anderen Karaokemädels. Aber inzwischen ging das auch anderen auf die Nerven.
âEy! Seid ihr bald endlich mal fertig?â, riefen die auf dem Sofa.
âJetzt sind wir dran!â, sagte einer der Jungs, die Guitar Hero spielen wollten.
Benedicte unterhielt sich mit Trym. Für ihre Verhältnisse war sie unglaublich nüchtern und still. Ihre Blond-und-high-Haltung hatte sie jedenfalls abgelegt. Sie wirkte beinahe nervös.
Da läuft was, dachte Vilde. Ich wette, dass sie auf ihn steht. Benedicte ist ernsthaft an Trym interessiert.
Sie ging hinüber zur Schrankwand, wo die Stereoanlage stand, und sah die CDs durch. Irgendwann würden sie ja mal ein bisschen anständige Musik hören können.
Wie es aussah, gehörten die meisten CDs Noras Mutter. Nora selbst hatte sich nie besonders für Musik interessiert. Sie sammelte keine CDs. Sie interessierte sich eher für Bücher. Vilde fand vier U2-Alben. Sie nahm eins davon aus dem Regal und las die Track-Liste auf der Rückseite. Die gleiche CD war gelaufen, als sie Trine zum ersten Mal geküsst hatte. Am Küchentisch, auf dieser Party, die schon eine Ewigkeit her zu sein schien.
Sie legte sie zurück, ganz nach unten in den Stapel. Sie wollte die Musik nicht noch einmal hören. Jedenfalls nicht heute Abend. Charlene, dachte sie, während sie weiter herumging. Charlene und immer wieder Charlene.
Sie hustete und hielt sich die Hand vor den Mund. Hinter ihr lachte jemand und rief durch das Karaokegebrüll: âDu rauchst zu wenig!â
Vilde drehte sich um.
Es war die kleine Cille aus der Neunten. Das vorsichtige, unscheinbare Mädchen hatte statt ihrer Geige eine Bierflasche in der Hand und redete mit einem Jungen aus der Oberstufe.
Wow, dachte Vilde und sagte laut: âHallo!â Sie lächelte und nickte Cille zu. Dann verzog sie sich, so schnell es ging.
Miriam, Wenche, Ingeborg und Tove aus ihrer Klasse waren in die Küche geflüchtet. Auf dem Tisch standen eine Flasche Wein und ein Sixpack Bier. Vilde lehnte sich an die Anrichte.
âHast du die kleine Cille-Bazille gesehen?â, fragte Miriam.
âMm.â Vilde nickte. âGerade eben.â
âWer hat die denn eingeladen?â, fragte Wenche.
Vilde zuckte die Schultern. âKeine Ahnung. Irgendjemand muss ihr Bescheid gesagt haben. AuÃerdem waren wir ja auch auf ihrer Party.â
âAber habt ihr das gesehen? Sie trinkt Alkohol! Ich hätte nicht gedacht, dass sie jemals auch nur einen Schluck nehmen würde!â, sagte Ingeborg.
âUnd Mongo-Greg hat mir eine geknallt!â Miriam lachte laut. âWisst ihr noch? Er hat mir eine gescheuert!â
âEr heiÃt Gregâ, sagte Vilde. âEcht jetzt. Einfach ganz normal Greg.â
âEr hat ja nicht fest zugeschlagenâ, sagte Tove.
âEr hat es nicht so gemeintâ, sagte Ingeborg. âObwohl, doch. Er â¦â
âWas soll das denn heiÃen? Nicht fest?â, rief Miriam. âWoher willst du das denn wissen? Er hat ja wohl MICH gehauen!â
âHast du doch selbst gesagtâ, meinte Wenche. âDu hast gemeint, dass es nicht schlimm war. Dass er nicht richtig fest zugeschlagen hat.â
âEr hat gedacht, wir würden Cille mobbenâ, sagte Ingeborg. âEs war nicht böse gemeint.â
âHaben wir ja auch!â, sagte Wenche.
âKlein-Cille saà auf dem Kloâ, sang Miriam.
âHihiâ, kicherte Ingeborg.
Vilde stieà sich von der Anrichte ab. Sie suchte einen Aschenbecher, um die Zigarette auszudrücken, fand aber keinen. Also drehte sie sich zum Spülbecken, warf die Kippe hinein und stellte das Wasser an.
Ein paar Jungs kamen in die Küche. âGibtâs hier nix zu knabbern?â, rief einer. Der andere setzte sich neben Miriam und hob seine Bierflasche, um mit ihr anzustoÃen. âCheerio Miss Sophie!â
Miriam lieà ihre Flasche gegen seine klingen. âAdmiral von Schneider!â
Warum lande ich immer in der Küche?, dachte Vilde. Sie schüttelte leicht den Kopf und nahm einen Schluck Wein. Er schmeckte bitter. Sie stellte das Glas weg. Was habe ich überhaupt hier zu suchen?
6
Das Singen machte Nora völlig fertig. âOh Gott!â, rief sie. âIch muss mich hinsetzen!â
âNur noch ein
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