Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
aber die auf ihn angemeldete Waffe war im Haus nicht mehr auffindbar.
Die Polizei setzte ihre Suche im Fluss und im näheren Umkreis fort. Aber die Leiche des Mädchens wurde nicht gefunden. Genauso wenig wie die Waffe. Aus Mangel an Beweisen wurde der Fall eingestellt. Doch alle waren der Ansicht, dass die Sachlage eindeutig war: Das Verhältnis zwischen Pflegevater und Mädchen war schwierig, vielleicht lag sogar Missbrauch vor. Es kam zu einer Auseinandersetzung und sie stritten oben auf der Staumauer um den Revolver. Im Kontrollraum, wo der Mann gearbeitet hatte, gab es ebenfalls Kampfspuren. Einer von beiden hatte den Revolver in der Hand, ein Schuss löste sich und einer oder möglicherweise beide wurden getroffen. Dann fielen sie in den Fluss. Peng.â
Kruse schnipste mit den Fingern. âKeine ungeklärten Fragen, alles hübsch in einen Karton gepackt, Schleife drum, no problem.â
âBis plötzlich die Waffe hier bei uns im See auftauchtâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe.
âYes. Damit löst sich die gesamte Theorie Einer von beiden hatte den Revolver in der Hand in Wohlgefallen auf. Denn dann wäre er mit ihnen zusammen im Fluss gelandet, dort bei der Suche gefunden worden oder für immer versteckt liegen geblieben und nie wieder aufgetaucht. Oderâ, Kruse hob den Zeigefinger, âletzte Möglichkeit: Sie prügeln sich um die Knarre, ein Schuss löst sich und sie verlieren die Waffe oben auf der Staumauer. Aber dann hätte die Polizei sie dort oben gefunden und sie wäre nie im Leben hier bei uns im See gelandet.â
âEs muss also noch eine dritte Person dabei gewesen seinâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe. âJemand, der die Pistole hatte.â
âJemand, der den Schuss abgegeben und die Waffe aufbewahrt hatâ, sagte Kruse.
âUnd der später nach Dypdal kam und den Revolver loswerden wollte. Warum auch immer. Der ihn dann in den See warf.â
âGenau.â Kruse zählte wieder an den Fingern ab â eine seiner Angewohnheiten. âNicholas Wilson. Nicholas Johansen, Nicholas Brooks.â
âEs muss eigentlich immer derselbe Nicholas gewesen seinâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe.
âTjaâ, sagte Kruse. âEigentlich ist wohl das Schlüsselwort. Ich weià es nicht. Ich weià nur, dass hier im Dorf die Leute wie die Fliegen sterben. Und dass unser Nicholas irgendwie überall die Finger drin hat. Darauf wette ich. Aber â¦â Er rieb sich über den Bauch und schnitt eine Grimasse. âIch habe einen solchen Hunger, ich könnte glatt umfallen. Kommst du mit zu Burger King?â
5
Das Handy klingelte. Benedicte ging dran. âHallo?â
âSie glauben, Nick war esâ, sagte Nora.
âWar was?â, fragte Benedicte.
âDas mit der Viskveenâ, sagte Nora. âOder sie wissen es. Und sie glauben, das mit Trine hat er auch getan.â
âNeinâ, sagte Benedicte. âTrine?â
âJa.â
âHat deine Mutter das gesagt?â
âIch darf es eigentlich niemandem erzählenâ, sagte Nora.
âAber hat deine Mutter das gesagt oder wer?â
âJa.â
âAber â¦â Benedicte suchte nach Worten. âDu und Nick habt Trine doch gefunden. Ich meine â¦â
âJa, schonâ, sagte Nora. âAber sie glauben es trotzdem.â
âUnd du? Glaubst du das auch?â, fragte Benedicte.
âWas?â
âNa ja, also â¦â Benedicte räusperte sich. âWas glaubst du denn?â
âAch, komm. Hör doch auf.â
âDu kannst dir ja auch nicht hundertprozentig sicher sein â¦â
âNatürlich bin ich mir sicher! Er hat es nicht getan!â
âDas mit der Viksveen hat er doch auch getanâ, wandte Benedicte ein.
âDas war ein Unfall!â
âJa, schon gut.â
âSie glauben auch, dass er Wolff umgebracht hat!â, sagte Nora.
âNein!â Benedicte wurde es ganz kalt.
âSie glauben, er ist bei Wolff eingebrochen und hat ihn umgebracht. Und ist dann nach Oslo abgehauen.â
âEcht?â
âSie glauben, dass er es vielleicht getan hat, weil Wolff die Videoaufnahme hatte. Dass Nick versucht hat, Wolff dazu zu bringen, ihm zu sagen, wo er den Film versteckt hatte. Wolff hat sich geweigert und ⦠na ja. Dann ist es schiefgegangen.â
âAber er ist doch wieder
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