Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
Triumph in Viksveens Augen.
Und wie etwas in ihm explodiert war, als die Viksveen gesagt hatte: âKatie lebt.â
âWas?â
âOh, entschuldige. Sorry. Hatte ich das wirklich noch nicht erwähnt?â Synnøve Viksveen hatte gekichert. âDeine Schwester lebt, Nick. Und ich weiÃ, wo sie ist.â
âDas kann nicht sein.â
âNichts ist vorbeiâ, hatte die Viksveen lächelnd gesagt, âgar nichts. Es hat gerade erst angefangen.â
âDu lügst!â
âWillst du wetten? Ich weiÃ, wo Katie ist, Nick. Ich weià es.â
âNein!â
âTu, was ich sage, dann erzähle ich es dir.â
âFahr zur Hölle!â
Und dann hatte er sie geschubst.
Er war zwei Schritte auf die Viksveen zugegangen und hatte sie mit beiden Händen vor die Brust gestoÃen. Es war kein besonders heftiger Schubs gewesen, aber für die Lehrerin kam er unerwartet. Sie taumelte rückwärts, einen Schritt, dann noch zwei. Es schien, als hätte sie das Gleichgewicht wiedergefunden. Doch dann stolperte sie über ihre eigenen FüÃe, ruderte mit den Armen. Das Weinglas flog an die Wand und sie selbst stürzte hintenüber.
Dabei landete sie nicht einfach auf dem Boden. Sie schlug auf dem Couchtisch auf. Mit dem Genick knallte sie auf die Glasplatte, die in einem Schauer aus glänzenden Scherben explodierte. Ihr Kopf brach durch den Regenbogennebel aus Glas, traf mit einem dumpfen Knall den Boden und hüpfte noch zwei Mal auf, bevor er still lag. Ihre Augen waren aufgerissen, der Mund war zu einem überraschten O geformt.
Eine Sekunde lang glaubten Vilde und Nick, dass es schlimmer ausgesehen hatte, als es war. Aber dann begann das Blut aus den zahllosen Wunden in Viksveens Nacken und am Hals, im Gesicht und am Hinterkopf zu laufen.
Noch eine Sekunde später schien die Haut an ihrem Hals aufzuplatzen. Eine lange, spitze Glasscherbe stach blutrot glänzend heraus. Oberkörper und FuÃboden färbten sich schneller dunkelrot, als ihr letzter Atemzug dauerte.
Ihre Beine zuckten, ihre Finger griffen ins Leere.
Dann war Synnøve Viksveen tot.
2
âDu wolltest es also nicht?â, fragte der Ermittlungsleiter.
âNein.â
âWas wolltest du dann?â
âNichts.â
âWarum warst du wütend auf sie?â
âWeià ich nicht.â
âAch komm, Nick.â
Das war ein Ausdruck, den der Ermittlungsleiter sich angewöhnt hatte. Ach komm, Nick. Er sagte es in einem resignierten âJetzt-sei-nicht-dummâ-Tonfall.
âDu kannst es mir ruhig erzählenâ, sagte der Ermittlungsleiter. âWir haben es auf Video. Was willst du mit deinem Schweigen erreichen?â
Nick blickte auf seine Hände. Sie lagen gefaltet vor ihm auf dem Tisch. Die Knöchel traten weià hervor. Seine Muskeln â an Armen, Händen, bis zu den Fingerspitzen â kribbelten und zuckten wie im Fieber. So einfach ist das nicht, dachte er. Wieso denken die Leute immer, dass es so einfach ist?
âWir haben den Clip jemandem gezeigtâ, sagte der Ermittlungsleiter. âJemandem von der Gehörlosenschule, der Lippen lesen kann.â
âAhaâ, sagte Nick. Er spürte, wie sein Mundwinkel zuckte. Was hatten sie herausgefunden? Hinter Stirn und Augen drückte ein dumpfer Schmerz.
âEr sagt â¦â Der Ermittlungsleiter blätterte in den Papieren auf dem kleinen Tisch, der zwischen ihm und Nick stand. âMoment ⦠da ist es. Er sagt, er ist sich nicht bei allem, was gesprochen wurde, ganz sicher. Aber einzelne Worte konnte er deutlich erkennen. Synnøve Viksveen hat gesagt: lebt, deine Schwester, und ich weiÃ.â Die Stimme des Ermittlungsleiters klang trocken und hart. Er hätte genauso gut eine Einkaufsliste für den Supermarkt vorlesen können. âGanz am Schluss â und da ist sich der Typ von der Gehörlosenschule hundertprozentig sicher â sagt Frau Viksveen: Tu, was ich sage, dann verrate ich es dir. Das hat dich veranlasst, sie zu schubsen. War es nicht so, Nick? Tu, was ich sage, dann erzähle ich es dir.â
âEs war ein Unfallâ, sagte Nick. âIch habe sie nicht umgebracht. Sie können nicht behaupten, dass ich sie ermordet habe. Ich habe das nicht gewollt.â
âNein, bewahre.â Der Ermittlungsleiter hob die Arme. âEs sieht aus wie ein Unfall. Ganz klar. Ich glaube dir. Frau Viksveen
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