Zurückgeküsst (German Edition)
gerade die Bibliothek gezeigt.“
„Ja, und?“
„Ich habe eine Verabredung mit dem Dekan der Uni. Sie überlegen, ob sie die Ingenieure in einem neuen Gebäude unterbringen, und wollen mit mir darüber sprechen.“
„Oh.“
„Das ist keine große Sache. Es dauert nur eine Stunde. Vielleicht zwei.“
„Gut. Okay. Sicher. Vielleicht kannst du mich irgendwo an einem Waschsalon absetzen? Ich hatte nicht geplant, so lange unterwegs zu sein.“
„Natürlich. Klar.“ Er sah mich an.
„Um wie viel Uhr ist das Treffen?“
„Um zwei. Ich musste es verschieben, nachdem du das Reh platt gefahren hattest.“
Aha. Nick hatte eine Verabredung gehabt, die ganz zufällig in Bismarck, North Dakota, stattfand. Ich hätte es mir denken können. So locker und unbeschwert er sich auf unserer kleinen Fahrt vom Nationalpark auch gegeben haben mochte, tat Nick selten etwas ohne einen Plan.
Eineinhalb Stunden später saß ich im Wash’n Coffee und beobachtete meine Wäsche durch das Bullauge einer Waschmaschine. Ich kam mir irgendwie … betrogen vor. Nicht, dass Nick mir eine Erklärung schuldig gewesen wäre; er hatte mir immerhin einen großen Gefallen getan, mich mitzunehmen. Aber trotzdem.
„Schluss damit, Harper“, sagte ich laut. Eine Frau in meinemAlter warf mir einen kritischen Blick zu und sah dann fürsorglich auf ihre Tochter hinunter, um sicherzugehen, dass ihr keine Gefahr drohte. „Ich hab nur mit mir selbst gesprochen“, erklärte ich.
„Oh, schon gut. Das mach ich auch die ganze Zeit“, erwiderte sie freundlich. Ach, die Leute hier waren ja so nett!
Zeit, ein paar Telefonate zu erledigen. Ich hatte das übliche Paket an Nachrichten – Tommy, Theo, Carol, BeverLee (die Arme; ich hoffte sehr, die Scheidung würde sie nicht allzu sehr mitnehmen), Willa und … ah! Kim. Genau, was ich brauchte. Eine Freundin. Ich hatte seit Sonntag nicht mehr mit ihr gesprochen, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte.
„Kim, ich bin’s.“
„Wer ist ich? “, fragte sie zurück. „Gus, hör auf, deinen Bruder zu beißen! Hör auf damit! Hör …! Danke! Hallo?“
„Hallo. Ich bin’s, Harper.“
„Das wurde aber auch Zeit! Wo bist du?“
„Ich sitze in einem Waschsalon in North Dakota.“
„Faszinierend. Ist dein Ex in der Nähe?“
„Der ist gerade in einem Meeting.“
„Und was würde Dr. Freud dazu sagen, dass ihr zwei immer noch zusammen seid? Ich meine, okay, ihr seid sicher mitten in der Prärie, aber irgendwo muss es doch einen Flughafen geben, oder?“
„Tatsächlich sind wir in der Landeshauptstadt, die recht hübsch ist.“
„Aha. Aber du bist immer noch mit ihm unterwegs, mit … wie heißt er noch?“
„Nick.“
„Genau. Gus, muss ich dich etwa in einen Käfig sperren oder so was? Denn das werde ich! Fordere es nicht heraus, junger Mann!“
„Als Anwältin fühle ich mich dazu verpflichtet, zu erwähnen, dass das Einsperren von Kindern rechtswidrig ist“, sagte ich.
„Na gut. Das verstehe ich als Angebot, auf alle meine vier süßen Engel aufzupassen, wenn du wieder hier bist.“
„Andererseits sind Käfige bestimmt sehr bequem“, entgegnete ich und schmunzelte. Kim konnte es kaum ertragen, einem Kind mal den Nachtisch zu verweigern, geschweige denn, es in die Hundehütte zu sperren (die die Jungs übrigens als Fort benutzten).
„Aber zurück zu dir. Habt ihr es schon getan? Du und dein heißer Exmann Nick?“
„Woher willst du wissen, ob er heiß ist?“
„Ist er nicht?“
„Er ist … hm … ja“, gab ich zu und verdrehte die Augen. „Aber nein. Es ist noch nichts passiert.“ Oje, wie hörte sich das denn an? Schnell fügte ich hinzu: „Und es wird auch nichts passieren. Wir sind nur … Der Flug war wirklich …“
„Okay, okay, du musst dich nicht rechtfertigen. Also, was ist da los zwischen euch?“
Ich seufzte. „Ich bin nicht sicher.“
„Aber du willst irgendwas von ihm, sonst würdest du nicht seine Unterhosen waschen.“
„Ich wasche nur meine eigenen Sachen, dass du’s weißt!“
„Himmel, du bist die Meisterin der Ausflüchte, Harper! Du hast mich angerufen. Nun erzähl schon. Schnell. Die Zwillinge haben angefangen, sich gegenseitig anzuknabbern.“
„Ich bin nur … Ich habe keine Ahnung, was ich tue. Ich bringe den Jungs ein Souvenir mit – etwas Lautes. Ich muss jetzt los.“
„Tschüss, Feigling“, erwiderte sie fröhlich.
Mein nächster Anruf schlug fehl – Willa hatte anscheinend keinen Empfang. Ein Gefühl der Sorge
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