Zurückgeküsst (German Edition)
Frühstück, danach fuhr Deaconuns in die Stadt. Lars, der Mechaniker, hatte den Schlauch am Mustang ohne weitere Probleme austauschen können. Er hatte ein Ersatzteil auf Lager gehabt. Eine einfache Sache. Es war also ziemlich enttäuschend.
„Ich hoffe, Sie kommen irgendwann einmal hierher zurück“, sagte Deacon, als ich die Rechnung bezahlte (ich bestand darauf, und Nick ließ mir meinen Willen).
„Es ist ein hübsches Städtchen“, erklärte ich aufrichtig. „Und Sie waren so lieb zu uns, Deacon.“
„Wir haben uns gefreut, mal ein bisschen Gesellschaft zu haben“, entgegnete Deacon. „Und wann immer Sie wieder durch North Dakota kommen, schauen Sie vorbei, ja?“
„Ganz bestimmt“, versicherte Nick und schüttelte ihm die Hand. „Vielen Dank für die Gastfreundschaft.“
„Passt auf euch auf, Kinder! Schickt eine Weihnachtskarte!“, rief Deacon uns nach.
Und das war’s. Auf Wiedersehen, Harold, auf Wiedersehen, süße, kurze Täuschung, dass Nick und ich … glücklich verheiratet waren, auf Wiedersehen, geflüsterte Bekenntnisse im Mondlicht. Coco rollte sich auf meinem Schoß zusammen, denn Nick hatte mit Anspielung auf die vielen überfahrenen Tiere auf Landstraßen darauf bestanden, wieder selbst zu fahren. Laut seinem tragbaren Navigationsgerät lag der Flughafen von Bismarck zwei Stunden und zweiundvierzig Minuten entfernt.
„Da ist nur noch ein Zwischenstopp, den ich vorher gern einlegen würde“, sagte Nick. „Macht es dir was aus?“
„Nein“, antwortete ich sofort. „Das geht in Ordnung.“
Die Zeit, die in den vergangenen Tagen so langsam vergangen war, schien jetzt zu verfliegen. Nick und ich plauderten munter – über nichts Bedeutenderes als den Wetterbericht – und hörten Radio. Je näher wir der Landeshauptstadt kamen, desto dichter standen Bäume und Häuser, und Coco richtete sich gespannt auf, als könnte sie spüren, dass wir bald unser Ziel erreichten. Bismarck war eine relativ neue Stadt – zumindest im Vergleich mit der Ostküste. Viele der Häuser stammten aus der „Arts and Craft Period“ zwischen 1860 und 1920 oder waren solide Bautenim viktorianischen Stil. Es gab viele Gärten, viel Grün … wobei das Laub der Bäume hier schon anfing, sich zu verfärben. Es war recht hübsch – und recht flach. Ich fand es beinahe schockierend, wie weit man hier über das Land sehen konnte.
Wir fuhren mit offenem Verdeck, und der Himmel war strahlend blau. Ich trug Nicks Yankees-Kappe, aber durch den Wind hatten sich wieder ein paar Haarsträhnen gelöst. Ich schätzte, das war egal. Wir kamen an Restaurants und Geschäften vorbei und erreichten schließlich das Gelände der Whalen University. Nick verlangsamte die Fahrt und bog ein. Die kurz gemähten Campuswiesen lagen vor uns, mit Schatten spendenden Bäumen darauf und Studenten, die sich auf dem Gras lümmelten. Nick wusste anscheinend genau, wohin er wollte; er bog rechts ab, dann links und erreichte ein großes Gebäude: das „Hettig Bibliotheks- und Medienzentrum“, wie ein Schild besagte.
„Brauchst du was zum Lesen?“, erkundigte ich mich.
Er antwortete nicht, sondern stieg wortlos aus. Ich folgte ihm, Coco an ihrer rosa Leine neben mir.
Die Bibliothek war aus Glas und Ziegelstein erbaut und wirkte klar und offen, mit eleganten Linien und einer Glaskuppel als Dach. Wie schön es sein musste, hier zu lernen, dachte ich, den endlosen Himmel über sich, während man über Büchern oder Computerbildschirmen brütete. Es gab auch einen Vorplatz mit Schieferplatten und einem sehr modernen Springbrunnen mit vielen Ecken und Kanten, aus dem angenehm plätschernd das Wasser rann. An einem Ende des Gebäudes stand ein vier oder fünf Stockwerke hoher Turm, der sehr schön die ältere Architektur der übrigen Universitätsgebäude widerspiegelte. Ich stellte mich neben Nick, der den Turm hinaufstarrte, die Augen wegen der Sonne leicht zusammengekniffen.
„Das hast du entworfen, stimmt’s?“
„Ja“, antwortete er auf seine klare, unmittelbare Art. Er sah mich an. „Ich wollte nur, dass du …“ Er hielt inne. „… dass du mal etwas von mir siehst.“
Ich war … gerührt, da ich noch nie eines von Nicks Gebäudengesehen hatte – zumindest nicht bewusst. „Tja, dann führ mich mal rum.“
Die nächste Stunde liefen wir überall herum, außen und innen, und zum ersten Mal erlebte ich Nick ganz und gar im „Architektenmodus“. Er sprach über Lichteinfall und Winkel, Ausdehnung und Symmetrie,
Weitere Kostenlose Bücher