Zurückgeküsst (German Edition)
beschlich mich, weil ich an meine Begegnung mit dem Grizzly dachte. Warum Menschen zelten gingen, war mir ein Rätsel. Aber Willa hatte an diesem Morgen erst versucht, mich zu erreichen, als Nick und ich in Harold waren, also standen die Chancen gut, dass sie noch lebte.
Die Nächste auf meiner Anrufliste war BeverLee. „Hallo, Schätzchen, wie geht es dir?“, begrüßte sie mich.
„Hallo, BeverLee. Wo seid ihr denn jetzt? Immer noch in Salt Lake City?“
Sie schwieg einen Moment. „Nein, Süße, wir… wir sind schonwieder zu Hause.“ Erneut herrschte einen Moment Stille. „Hör zu, Harper. Es tut mir leid, es dir am Telefon sagen zu müssen, aber dein Daddy und ich … Wie es aussieht, werden wir bald getrennte Wege gehen.“
Ihre Stimme klang fest und ruhig. Es war schrecklich. „BeverLee, es tut mir ja so leid“, sagte ich. „Wie geht’s dir denn?“
„Ach, natürlich geht es mir gut! Du kennst mich doch. Ich lande immer auf den Füßen.“ Dennoch schien ihr üblicher Übermut gedämpft.
„Sicher. Bestimmt.“ Ich biss mir auf die Lippe. Wo würde sie hingehen? Würde sie auf der Insel bleiben, eine gebürtige Texanerin fern der Heimat im Herzen von Neuengland? Wie würde es finanziell aussehen? „Wenn du etwas brauchst, sag einfach Bescheid“, bot ich an und verabscheute mich für meine lahmen Worte.
„Ganz bestimmt, Mäuschen. Möchtest du noch mit deinem Vater sprechen?“
„Äh … ist schon gut, Bev, ich … Oh! Hallo, Dad.“
„Harper. Alles klar bei dir?“
„Ja, sicher. Ich bin nur … Ich fahre ein paar Umwege zum Flughafen und sehe mir unser großartiges Land an.“
„Schön.“
„Also, Dad … Ist bei dir alles in Ordnung?“
„Ja.“
„Und wie geht es dir?“
„Gut.“
Wie konnte es ihm gut gehen, wenn er sich nach zwanzig Jahren von seiner Frau trennen wollte? Und mich hielten die Leute für emotional verkrüppelt! Der Apfel fiel eben nicht weit vom Stamm. „Also gut. Pass auf dich auf, Dad. Hey, hast du was von Willa gehört?“
„Hier, ich geb dir wieder BeverLee.“
Am anderen Ende wurde geflüstert, dann hörte ich erneut BeverLees Stimme. „Was gibt es noch, mein Schatz?“
„Ich wollte nur wissen, wie es Willa geht.“
„Oh, der geht’s prima! Sie und ihr hübscher Kerl amüsierensich prächtig! “ Nun, das konnte stimmen oder auch nicht – es lag in BeverLees Natur, immer das Beste anzunehmen, bis die Realität ihr geradewegs ins Gesicht sprang … und selbst dann war es noch schwer, ihre Meinung zu ändern. Beweisstück A: Clifford „Jimmy“ James, mein guter alter Vater. „Es ist einfach wunderschön da in Montana, findest du nicht? Im Vergleich dazu ist hier alles so klein. Nicht, dass ich mich beschweren will, ich bin gern ein Yankee, aber …“ Sie brach ab, als würde ihr in diesem Moment aufgehen, dass ihr Verbleib im Nordosten inzwischen fraglich war.
„Tja, ich bin jetzt in North Dakota“, sagte ich, um die Stille zu beenden.
„Oh, wie schön! Wie ist es da?“
„Flach“, antwortete ich. „Hübsch.“ Ich schloss die Augen. „Lass uns mal zusammen essen, wenn ich wieder da bin, ja?“
„Das wäre schön“, erwiderte sie leise.
„Pass auf dich auf.“
„Du auch, Süße.“ Sie legte auf, und ich wurde überraschend von Panik ergriffen. In ihrer Stimme hatte so etwas Endgültiges mitgeschwungen … Verdammt! Warum mussten Menschen sich trennen?
Fragte die Scheidungsanwältin.
Okay. Okay. Es gab gute Gründe, sich scheiden zu lassen. Vor allem auch viele Gründe, gar nicht erst zu heiraten!
Plötzlich war ich Dennis dankbar, dass er so zögerlich auf meinen Heiratsantrag reagiert hatte. Vielleicht hatte er etwas gewusst, das mir nicht klar gewesen war. Bei der Erinnerung an meine Liste zuckte ich vor Scham zusammen. Lieber Dennis, sobald du meine Anforderungen erfüllt hast, werde ich dir gern erlauben, mich zu heiraten. Nett, Harper. Dennis, mit seinem großen Herzen und der guten Seele, hatte jemand Besseres verdient. Eine Frau, die ihn als die Liebe ihres Lebens betrachtete. Und nicht eine, die ihm eine Liste gab.
Zumindest war er noch mal gut davongekommen.
Ich rief zwei Klienten an und verschob ein paar Termine in der folgenden Woche, dann meldete ich mich im Büro. MeinAkku war fast leer, und ich hatte mein Ladekabel im Koffer nicht finden können, also musste ich mich beeilen.
„Hallo, Carol, hier ist Harper. Gibst du mir Tommy, bitte?“
„Ja, auch dir einen wunderschönen guten Morgen, Harper!“,
Weitere Kostenlose Bücher