Zurückgeküsst (German Edition)
wir. Zuerst suchten wir uns ein Hotel – zwei Zimmer natürlich –, und ich ließ Coco in meinem zurück, nachdem ich ihr im Fernsehen einen Tiersender angestellt und sie ermahnt hatte, nicht mehr als drei Desserts beim Zimmerservice zu bestellen. Dann gingen Nick und ich zu Fuß zum nächsten Multiplex-Kino, in dem zwei Horrorfilme, drei Liebesfilme und ein Krimi liefen.
„‚Nightmare on Elm Street‘ oder ‚Saw‘?“, fragte Nick. „Oh, natürlich ‚Nightmare‘“, sagte ich.
„Wie romantisch!“ Ohne mich zu fragen, kaufte er einen Riesenbottich Popcorn und Malzbier, und wir taten das, waswir früher auch immer getan hatten: den ganzen Film hindurch reden.
„Zehn Dollar, dass die Jungfrau vor der Schlampe stirbt“, sagte ich und schlürfte durch meinen Strohhalm.
„Gilt. Oh, hallo, nicht in die Dusche gehen, um Himmels willen!“, riet Nick der spärlich bekleideten Studentin, als sie auf Zehenspitzen über die Leinwand ins Badezimmer trippelte. Er stopfte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Tja, selbst schuld“, fügte er hinzu, während Freddys Messerfinger sie erstachen. „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Die armen Eltern!“
„Hallo, geht’s noch?“, entrüstete sich vor uns ein junger Bursche.
„Hör zu, mein Junge“, erwiderte Nick. „Ich erspar dir jetzt unnötige Aufregung. Alle werden sterben.“
„Arschloch“, murmelte der Junge, stand auf und setzte sich ein paar Reihen entfernt wieder hin. Wir beachteten ihn nicht weiter.
„Nick“, raunte ich, „sollte ich jemals mit nur einer Suppenkelle bewaffnet in den Keller gehen wollen, nachdem die Polizei vor einem Serienmörder gewarnt hat, schlag mich bitte.“
„Ruhe!“, zischte jemand anderes.
„Das werd ich, Harper, das werd ich. Oh! Igitt! Okay, den hab ich nicht kommen sehen. Kann man mit einem Korkenzieher wirklich so etwas machen?“
Der „Zischer“ setzte sich weg.
Es machte riesigen Spaß! Das Popcorn war frisch, das Malzbier kein bisschen wässrig, und als wir so unpassenderweise kichernd im Kino saßen, während ein Teeny nach dem anderen abgeschlachtet wurde, kam mir der Gedanke, dass Nick und ich uns vielleicht nie hätten scheiden lassen, wenn wir so etwas früher auch gemacht hätten: Picknicks und Kinofilme und Erntedankfeste.
Tja, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär …
Als der Film vorbei war, kehrten wir in unsere Unterkunft zurück. Nick ging mit mir den Flur hinunter und murmelte etwasvon „sicher zum Zimmer bringen“. So, so. Ich schob die Karte in den Schlitz, öffnete die Tür und prüfte kurz, ob mit Coco alles in Ordnung war. Ja, sie lag friedlich schlafend auf dem Bett. Ich drehte mich wieder zu meinem Ex.
„Danke für den wunderbaren Abend“, sagte ich und bekam plötzlich weiche Knie.
„Gern geschehen. Herzlichen Glückwunsch“, murmelte er. Sein Blick fiel auf meine Lippen. Ich schluckte.
Mit ihm zu schlafen wäre definitiv verkehrt, sagte die Anwältin in meinem Kopf. Leider strömte mein Blut gerade in genau die andere Richtung, sodass es in meiner Körpermitte anfing, warm und lustvoll zu pochen. Nick sah mich an, und seine Augen waren so dunkel und tief wie ein Abgrund, in den ich mich jetzt liebend gern fallen gelassen hätte. Die Anwältin in mir stöhnte entrüstet auf.
Seine Wimpern … waren wunderbar lang und dicht, und als er lächelte, bildeten sich hübsche Lachfältchen um seine Augen, die in diesem Moment nicht zigeunerhaft traurig wirkten, sondern glücklich.
Noch eine Woche zuvor hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass es in irgendeiner Weise zur Debatte stehen könnte, mit Nick zu schlafen. Jetzt aber … jetzt … okay, mein Verstand kämpfte ganz offensichtlich ums Überleben, während es in meinem Unterleib verdächtig zog … Nick und ich, nackt im Bett … irgendwie schien das gar keine so üble Idee …
Die Anwältin beging spontan Harakiri.
Nick streckte eine Hand vor und strich mir über die Wange. „Gute Nacht, Harper. Wir sehen uns morgen früh.“
„Ja! Okay! Genau. Du auch, Nick. Ich sehe dich auch, meine ich. Morgen früh.“
Als er den Flur wieder in Richtung seines eigenen Zimmers zurückging, sah er sich noch einmal um, ein schiefes Lächeln im Gesicht. Wäre er nur zwei Schritte näher gewesen, hätte ich ihn wohl am Ärmel gepackt und in mein Zimmer gezerrt und jeden Gedanken an Vernunft und Vergangenheit vergessen.
Okay, warum ist er gegangen? Hm? Hä? Hm? Männer. Ichmeine, also wirklich! Männer! Wer
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