Zurückgeküsst (German Edition)
Sie trug ein silbernes Kleid mit einer Perlenkette, dazu High Heels mit dezentem Perlenbesatz und knallroten Lippenstift – es war sehr gewagt und hollywoodlike.
„Ist das nicht ein bisschen zu viel für sie, Lin?“, fragte mein Vater. „Sie sieht ja aus wie … zwanzig.“
„Hast du das gehört? Dein Vater findet, du siehst aus wie zwanzig! Und das stimmt! Du solltest dir heute Abend einen Martini bestellen, nur um zu sehen, wie der Kellner reagiert“, sagte Mom und zupfte meine Kette zurecht.
„Linda!“
„Jimmy, ich würde sie doch niemals einen trinken lassen!“
Seufzend verdrehte meine Mutter die wunderschön geschminkten Augen. „Vielleicht nur ein winziges Schlückchen“, fügte sie verschwörerisch leise hinzu und zwinkerte. Ich grinste glücklich – wir zwei Schönen gegen den alten langweiligen Dad. Natürlich war er ein lieber Kerl, aber … eben sehr provinziell.
Den ganzen Weg zum Flughafen und auch den Flug über war Dad sehr still. Linda und ich beachteten ihn nicht weiter, wir hielten uns aufgeregt an den Händen, als das Taxi zum Restaurant fuhr. „Okay, wir sind da. Sei locker, Jimmy, und versuche, dich nicht wie ein Bauerntrottel zu benehmen.“ Linda und ich kicherten, wie immer verbündet gegen meinen Dad, obwohl ich ihm trotzdem liebevoll die Wange tätschelte.
Im Rückblick sah ich alles natürlich ganz anders. Mein Vater, ein einfacher Bauunternehmer, hatte bei uns auf der Insel ein akzeptables Einkommen, aber wir waren bei Weitem nicht wohlhabend. All die Ausgaben – die teuren Designerfummel („Wir haben es uns verdient“, hatte Linda gesagt), die Schuhe, der Schmuck, Mani- und Pediküre im Wellnesscenter, das Taxi vomund zum Flughafen, der Flug und das Essen …! Alles zusammen hatte ihn vermutlich mehr als ein Monatsgehalt gekostet, vielleicht sogar mehr als zwei Gehälter.
Doch in jener Nacht ging es nur um Linda und mich. Wir spielten die vornehmen Damen, als wir aus dem Taxi stiegen, und versuchten dennoch, alles genauestens zu registrieren … die elegante Ausstattung, die vielen Kellner, das leise Klirren von Kristall und das gedämpfte Murmeln. Und ja, alle drehten die Köpfe, als wir durch das Restaurant zum besten Tisch geführt wurden, oben auf der Galerie mit Blick auf das gesamte Lokal.
„Zu schade, dass wir uns New York nicht leisten konnten“, sagte Linda, als wir uns setzten. „Oder besser noch L. A.! Wenn wir in L. A. leben würden, wärst du jetzt ein Star, Harper!“ Selbstbewusst breitete sie ihre Serviette aus. Schließlich war sie in Kalifornien aufgewachsen und kannte sich mit solchen Dingen aus.
Wir bestellten Getränke … ich ein Tonic mit Lime, was seltsam schmeckte, aber viel cooler wirkte als ein Shirley Temple oder Ginger-Ale, wie meine Mutter mir versicherte. Dad nahm ein gewöhnliches Bier, wobei Linda pathetisch seufzte, bevor sie sich selbst einen Grapefruit-Martini bestellte. Dry.
Dann sah Dad auf die Speisekarte und versuchte, nicht zu hyperventilieren, aber, du meine Güte, die Preise waren exorbitant! Fünfundvierzig Dollar für ein Stück Fisch? Im Ernst? Fünfzehn Dollar für einen Salat?
„Bestell, was immer du willst, Harper“, animierte mich Linda. „Es ist dein besonderer Abend. Und meiner natürlich auch, weil ich die ganze Arbeit damit hatte.“ Sie zwinkerte mir zu und bestellte als Vorspeise Hummer mit Avocado und danach einen Caesar Salad und Filet mignon. Sie hatte schon immer viel verdrücken können und noch nie eine Diät gebraucht.
Das Essen war … na ja, es war okay. Tatsächlich taten mir die Füße von den neuen Schuhen schrecklich weh, und in meinem schulterfreien Kleid war mir ziemlich kalt. Was das Essen angeht, wäre ich lieber zu Sharky’s Super Nachos auf der Insel gegangen, aber ich tat so, als wäre es das beste Essen meines Lebens.Meine Mutter erzählte Geschichten aus ihrem Leben in Kalifornien, brachte uns zum Lachen und flirtete sogar mit meinem Vater, indem sie ihm die Hand auf den Arm legte und auf ihre sprühende Talkshow-Moderatorinnen-Art redete und lachte.
Und das … war wirklich wunderbar.
Meine Eltern führten keine wirklich glückliche Ehe. Das wusste ich. Linda gab zu viel Geld aus, tat kaum etwas im Haus oder Garten, und Dad war oft frustriert. Manchmal, spät in der Nacht, hörte ich sie streiten, Dad mit lauter Stimme, Linda trotzig. Aber Linda war nicht wie andere Mütter oder andere Ehefrauen, das musste er doch erkennen. Sie war etwas Besonderes, viel spaßiger, viel
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