Zurückgeküsst (German Edition)
amüsiert zu beobachten, weil ich nicht einfach herumschnüffeln konnte, um das alte, zerschlissene Ding zu finden.
Da lag es, unter dem Ledersofa im Wohnzimmer. Coco bellte zweimal, um mir zu gratulieren. „Ich hab’s“, bestätigte ich und tastete danach, und in diesem Moment klingelte mein Handy und piepte gleich darauf, um anzuzeigen, dass der Akku leer war. Ach ja, mein Ladekabel war immer noch verschwunden; vermutlich hatte ich es auf der Überlandfahrt in irgendeinem unserer Zimmer vergessen. Ich gab Coco ihren Liebling und sprintete zu meinem Mobiltelefon. Das Display zeigte „Dennis“ an, und ich hatte ein unerwartet schlechtes Gewissen. „Hallo, Den! Alles in Ordnung?“
„Hey, Harp! Wie geht’s dir?“
Piep. „Äh, ganz gut“, antwortete ich. „Aber mein Akku ist fast leer. Was gibt’s?“
„Alles okay. Ich … äh, wollte nur fragen, ob du schon weißt, wann du zurückkommst. Du bist schon ziemlich lange weg, das ist alles.“
Das war … neu. Dennis war sonst nicht der Typ, der anrief und sich nach irgendetwas erkundigte. Das hatte er immer mir überlassen. „Tja, tatsächlich habe ich gerade einen Flug für den späten Nachmittag gebucht.“
„Oh, prima! Ich hol dich ab!“
Piep. „Nein, nein, das ist schon in Ordnung, Dennis. Das musst du nicht. Ich nehme mir einfach ein Taxi, es sind ja nur fünfzehn Kilometer.“
„Nein, Mann, das ist schon okay. Ich kann dich doch abholen, ja? Um wie viel Uhr?“
„Äh … halb acht? Aber, Dennis, bitte … Du brauchst mich ni…“ Piep.
„Cool! Bis dann!“ Und damit gab mein Akku den Geist auf. Ich stöhnte frustriert, nahm Nicks Telefon und rief Dennis zurück. Nach meiner Landung auf Martha’s Vineyard wollte ich wirklich nicht als Erstes Dennis sehen, das Leben war auch so schon kompliziert genug. Und es sah ihm gar nicht ähnlich, so … zuvorkommend zu sein. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er meinen Antrag nicht angenommen hatte? Was auch immer. Dennis’ Mailbox sprang an … typisch. „Dennis hier, bitte Nachricht hinterlassen.“
„Hallo, Den“, sagte ich. „Hör zu, das ist wirklich lieb von dir, aber ich nehme ein Taxi, okay? Aber danke. Wir telefonieren.“ Ich legte auf und sah zu meiner braun-weißen Freundin. „Willst du nach Hause, Coco?“ Sie sah mich an und wurde starr vor Vorfreude, als wären die Worte „nach Hause“ zu schön, um wahr zu sein. „Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“
Als Nick zurückkam, war es beinahe vier Uhr. Ich starrte auf eine Ausgabe des New Yorker, ohne ihn richtig wahrzunehmen, und beim Geräusch von Nicks Schlüssel im Schloss, sprang ichnervös auf. „Hey, hallo! Wie war dein Meeting?“, rief ich gespielt fröhlich. „Ist alles gut gelaufen?“
Er antwortete nicht, denn mein Tonfall konnte ihn nicht täuschen. Stattdessen sah er auf meinen Koffer, der neben der Tür stand, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das sollte mich wohl nicht weiter überraschen.“
„Äh … na ja, ich muss …“
„Du verlässt mich“, erwiderte er tonlos.
„Zieh jetzt keine voreiligen Schlüsse, Nick. Ich muss zurückreisen. Ich habe so viel zu erledigen.“ Nick zog eine Augenbraue hoch, und ich wurde ungeduldig. „Das stimmt wirklich, Nick. Ich habe nun mal auch ein Leben ohne dich.“
Als würde sie auf ihre eigene Weise Abschied nehmen, sprang Coco einfach senkrecht in die Luft, als hätte man sie aufgezogen. Sie warf sich Nick in die Arme, und er hielt sie ein wenig ungelenk fest, da er solche Zuneigungsbekundungen nicht gewöhnt war. Mein kleiner Hund leckte sein Kinn, ohne zu merken, dass die Erwachsenen hier ein ernstes Gespräch führten.
„Tja“, sagte Nick und setzte Coco wieder auf den Boden. Ich merkte, dass er angestrengt versuchte, ruhig zu bleiben. „Und was ist mit uns?“
Ich nickte. Setzte mich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander. „Ja, also“, begann ich leise. „Ich denke, es ist noch ein wenig früh, um über New Yorker Anwaltsprüfungen zu reden.“
„Okay.“ Er sah zu Boden.
Die Stille zog sich hin und schien die Kluft zwischen uns noch zu vergrößern. „Vielleicht könntest du demnächst mal nach Martha’s Vineyard kommen“, schlug ich vor und knabberte an meiner Nagelhaut. „Ähm … nächstes Wochenende vielleicht. Wenn dein Terminkalender das zulässt.“
Eine Weile sah er mich mit seinem typisch tragischen Blick an. „Ich verlasse dich nicht, Nick“, rief ich. „Ich … ich … Ich weiß nur nicht,
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