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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Erpresserin! Na schön. Was immer du willst.“
    „Partner“, sagte ich.
    „Wie bitte?“
    „Ich will Partner sein.“
    Theo sank in seinen Sessel. „Gut, gut. Würde eine Gehaltserhöhung auch ausreichen?“
    Ich lächelte mein erstes echtes Lächeln seit Tagen. „Nein.“
    Kurz bevor Carol Feierabend machte, kam sie in mein Büro. „Das hier ist noch für dich abgegeben worden. Entschuldige, es lag zwischen ein paar anderen Papieren.“ Sie reichte mir einen Brief.
    „Danke.“ Abwesend nahm ich den Umschlag entgegen, während ich weiter auf meiner Tastatur tippte. „Mach dir einen schönen Abend, Carol.“
    „Du musst mir nicht sagen, was ich tun soll.“ Sie schloss die Tür hinter sich.
    Ich schrieb die E-Mail fertig, dann warf ich einen Blick auf den Umschlag. Er war per Hand an die Kanzlei adressiert worden, zu meinen Händen. Kein Absender.
    Der Poststempel war aus South Dakota.
    Plötzlich fühlte es sich an, als wäre alle Luft aus dem Zimmer gesogen worden.
    Langsam, ganz langsam und mit heftig zitternden Händen schob ich den Brieföffner unter die Lasche und ritzte bedächtig den Umschlag auf, faltete vorsichtig das Briefpapier auseinander und strich es glatt. Ein Hundertdollarschein fiel mir auf den Schoß. Ich holte tief Luft, hielt den Atem an, ließ ihn raus und sah schließlich auf den Brief. Die Handschrift war rund und schnörkelig, und obwohl ich sie so lange nicht mehr gesehen hatte, erkannte ich sie sofort.
    Liebe Harper!
    Tja, ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Du hast mich neulich wirklich überrascht. Ich habe dich natürlich erkannt, da du ja schon immer genauso ausgesehen hast wie ich. Ich wünschte nur, du hättest mich vorher gewarnt – ich war nicht bereit für eine großartige Szene, falls du verstehst, was ich meine. Es war ein Schock, dich zu sehen – wie kann ich so alt sein, um eine erwachsene Tochter zu haben? Jedenfalls habe ich deinen Namen gegoogelt und dich da drüben gefunden, immer noch auf dieser gottverlassenen Insel. Wie es aussieht, ist ja etwas aus dir geworden! Eine Anwältin. Aber du warst ja schon immer ein schlaues Mädchen, denke ich.
    Ich schätze, du willst wissen, warum ich damals gegangen bin. Zuerst möchte ich dir sagen, dass es mir richtig gut geht. Das Leben war eine aufregende Reise für mich, und ich hätte es nicht anders haben wollen. Ich wollte nie irgendwo sesshaft werden und war auch nicht für das Muttersein geschaffen oder das Leben auf der Insel und all das. Ich habe durchgehalten, solange ich konnte, aber am Ende musste ich das tun, was für mich das Richtige war. Ich hatte viele Pläne, bevor du auf die Welt kamst, und es erschien mir nicht fair, dass ich für den Rest meines Lebens dort festsitzen sollte. Tut mir leid, dass du das mit ausbaden musstest, aber wir hatten doch auch eine schöne Zeit, oder?
    Also, falls du jemals wieder hier in der Gegend bist, komm vorbei, und sag Hallo. Ruf aber vorher an. Ach, und es erschien mir nicht recht, das Geld anzunehmen … Ich fühle mich nicht gern verpflichtet, falls du verstehst, was ich meine. Kauf dir was Nettes dafür, und denk an mich, wenn du es trägst, okay?
    Alles Gute,
    Linda
    Ich las den Brief siebenmal. Und mit jedem Mal wurde er noch abscheulicher.
    Musste tun, was für mich das Richtige war. Habe durchgehalten. War nicht für das Muttersein geschaffen.
    Vermaledeiter Freitag!
    Ich soll mir was Nettes kaufen und an sie denken? An die Frau, die mich verlassen hatte, die nach einundzwanzig Jahren der Trennung vorgegeben hatte, mich nicht zu erkennen?
    Wie es aussieht, ist ja etwas aus dir geworden.
    „Tatsächlich bin ich ein erbärmliches Wrack, Mom“, sagte ich. In der Stille klang meine Stimme übermäßig laut.
    Eine lange Zeit saß ich einfach nur da, sah die Schatten länger werden und hörte irgendwann den Regen gegen die Scheiben klopfen wie Gedanken, die hereinwollten. Und dann wurde mir tatsächlich etwas bewusst, ganz behutsam, als wollte die Erkenntnis mich nicht verschrecken. Langsam, ganz langsam kam mir eine neue Möglichkeit in den Sinn.
    Ich hatte genug.
    Als meine Mutter mich verlassen hatte, war es gewesen, als hätte sie eine Schlinge um mein Herz, nein, um mein ganzes Leben gelegt und sie zugezogen. Seit ich dreizehn war, hatte es mein Herz und mein Leben erstickt.
    Und jetzt reichte es.
    Wie es aussieht, ist ja etwas aus dir geworden.
    „Weißt du was? Streich meinen vorigen Kommentar, Ma!“, sagte ich. „Du hast recht. Es ist etwas aus

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