Zurückgeküsst (German Edition)
eine herzlose Schlampe bist, und nicht, dass du dich wieder in deinen Ex verliebt hast?“ Er musste gemerkt haben, dass „herzlose Schlampe“ nicht gerade schmeichelhaft war, denn er zog eine Grimasse. „’tschuldige.“
„Du kannst erzählen, was immer du willst“, sagte ich und schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an.
„Ernsthaft?“
„Ja.“
„Toll. Danke, Mann. Und hey … den Zopf kannst du behalten. Zur Erinnerung sozusagen“
„Oh. Äh, danke, Den.“ Ich lächelte, stand ebenfalls auf und nahm ihn in den Arm.
Eine Stunde später hatte Dennis seinen neuen Truck erneut mit den noch unausgepackten Kisten und Tüten beladen.
„Dafür muss ich dir wirklich danken“, sagte er und klopfte auf die Fahrertür. „Das ist echt ein toller Wagen, und ich habe ihn sehr günstig bekommen.“
„Dann ist es ja gut“, erwiderte ich lächelnd.
Er setzte sich hinters Steuer. „Das war’s dann wohl. Du wirst mir fehlen.“
„Du mir auch“, flüsterte ich, und es stimmte. Die Zeit mit dem lieben, gutherzigen Dennis war angenehm lustig und locker gewesen. Wir hätten ein gutes Leben zusammen gehabt – mit hübschen Kindern – und uns wahrscheinlich kaum gestritten.
Vielleicht hätten wir aber auch eines Abends dagesessen, ein Spiel der Sox gesehen, uns gegenseitig verstohlen angeschaut und gedacht: War es das? Wie auch immer – wir würden es nie erfahren.
Außerdem hatte Dennis eine Frau verdient, die ihn von ganzem Herzen liebte. Und das war mir offenbar nicht gegeben. Ich war anscheinend für keine Art von Beziehung geschaffen, nicht für die Ehe … und nicht für Kinder. Dazu schien mir irgendetwas zu fehlen.
26. KAPITEL
I ch war nicht der Typ, der sich gehen ließ und in Depressionen verfiel. Nein, ich war eher ein Stehaufmännchen und verordnete mir daher für den Rest des Wochenendes harte körperliche Arbeit. Ich putzte. Wie wahnsinnig. Das ganze Programm mit Bleiche und Ammoniak (natürlich nicht gleichzeitig … lebensmüde war ich schließlich nicht). Als in meinem Haus kein Körnchen Sand mehr zu finden und jede Staubfluse entfernt war, beschloss ich, die Terrasse abzuschleifen.
Coco beobachtete mich mit großen Augen und geneigtem Kopf. „Ich muss nur was reparieren“, rief ich ihr am Nachmittag vom Dach aus zu. „Alles in Ordnung.“
Irgendwann kam Kim, um mich über Nick auszufragen, aber ich sagte ihr, alles sei gut. „Weißt du was?“, meinte ich von der Leiter aus, da ich gerade den Deckenventilator putzte. „Ich glaube, manchmal wollen die Menschen mehr, als andere in der Lage sind zu geben. Und Nick … er ist … ich …“ Ich atmete schwer. „Nur weil man Gefühle für jemanden hat, heißt das noch lange nicht, dass man für immer zusammen glücklich sein wird.“ Das ergab doch Sinn, oder etwa nicht? Es war zwar nicht besonders romantisch, entsprach aber der Realität.
„Ich weiß nicht. Ich glaube, ihr liebt euch und …“
„Ja, unsere Liebe ist so heiß, dass sie uns verbrennt“, entgegnete ich. „Und ich mag nicht brennen. Brennen tut weh. Brennen ist schmerzhaft. Ich will lieber … einfach nur … hierbleiben und putzen. Verdammt! Diese Glühbirnen sind ein Verbrechen gegen die Menschheit. Hast du jemals derart dreckige Glühbirnen gesehen?“
„Du willst Dreck? Ich kann dir die Jungen bringen. Dann weißt du, was wahrer Dreck ist, und der Dreck und du, ihr werdet eins sein.“
Erleichtert, dass sie mich so leicht vom Haken ließ, setzte ich meinen Putzwahn fort, und als ich bei mir nichts mehr zu putzen hatte, ging ich rüber zu Kim und nahm mir als Dankeschön ihre Küche vor.
Das Bild, wie Nick in den Wagen stieg, ging mir immer wieder durch den Kopf, und ich litt Höllenqualen. Dann erfasste mich eine Welle … irgendwas … und drohte mich umzuwerfen, mein Herz klopfte stark und schmerzhaft, mir zitterten die Hände, und ich versuchte so schnell wie möglich, meine Gefühle zu verdrängen. Suchte mir etwas anderes zum Putzen oder Bohnern oder Bügeln oder Reparieren. Schaltete den Fernseher ein. Das Radio ebenfalls.
Aber die Erinnerungen drangen immer wieder durch den dicken Mantel des Vergessens, den ich über der Vergangenheit ausbreiten wollte. Nicks Kopf auf meinem Schoß, nachdem wir seinen Vater gefunden hatten … sein Lächeln, während wir im Bett lagen und redeten … sein strahlendes Gesicht, als ich aus dem Flughafen von Bismarck wieder zu seinem Wagen gekommen war … und Verzweiflung und Liebe drohten mich zu
Weitere Kostenlose Bücher