Zurückgeküsst (German Edition)
Küchenfußboden gelegen hatte, war siediejenige gewesen, die ich angerufen hatte. Und ich war ohne jeden Zweifel davon überzeugt gewesen, dass BeverLee Roberta Dupres McKnight Lupinski James kommen und mich holen würde. Und das hatte sie getan. Ohne zu zögern, war sie fünf Stunden durch Massachusetts, Connecticut und New York zu unserer Wohnung gefahren, hatte mich in die Arme genommen und mich ohne eine einzige Frage oder ein Wort des Vorwurfs nach Hause gebracht.
„BeverLee“, flüsterte ich jetzt, weil mein Hals zu geschwollen war. „Bev … du warst mehr Mutter für mich, als meine eigene Mutter es je war.“ Sie bekam große Augen. „Du musstest mich nicht lieben, und ich habe dir, Gott weiß, wenig Anlass dazu gegeben, aber trotzdem hast du mich geliebt. Du bist immer für mich da gewesen, hast dich immer um mich gekümmert, und es tut mir furchtbar leid, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu erkennen. Du sollst wissen, dass, selbst wenn Dad und du euch scheiden lasst …“ Ich brach ab und drückte ihre Hände ganz fest. „Ich werde immer deine Tochter sein.“
Denn diese Frau war meine wahre Mutter. Seit zwanzig Jahren liebte sie mich in all meiner Verkorkstheit, nahm mich so, wie ich war. Das war es, was bedingungslose Liebe bedeutete.
Bev war einen Moment lang sprachlos. Dann flüsterte sie: „Ach mein Liebling … Ich liebe dich auch.“
Wir umarmten uns, und Bevs fülliger Oberkörper war eigenartig tröstend. Bei ihr und dem Geruch ihres Haarsprays, vermischt mit Virginia Slims, fühlte ich mich zu Hause. Sie weinte und streichelte mir das Haar, und ich ließ es geschehen. Ja, ich muss sogar sagen, dass es sich verdammt gut anfühlte.
Eine Stunde später, nach einer Tasse Tee und etwa einem Viertelliter Tränen, drückte ich BeverLee ein letztes Mal. All diese Liebesbekundungen waren mir noch sehr fremd, dennoch genoss ich sie. Ich wollte mich daran gewöhnen.
Mit dem Versprechen, am nächsten Tag anzurufen, ging ichdurch den Garten in den Bastelschuppen meines Vaters, wo es nach Holz und geöltem Elektrowerkzeug roch. Mit verschränkten Armen und ernstem Gesicht redete Dad leise auf Willa ein. Ich spürte einen Stich der Eifersucht – Dad war schon immer besser mit Willa zurechtgekommen. Sie war natürlich auch viel liebenswerter als ich.
Beim Anblick seiner biologischen Tochter verstummte mein Vater, und beide sahen mich an.
„Kann ich kurz was loswerden?“
„Bei mir?“, fragte Dad.
„Eigentlich bei euch beiden“, erwiderte ich. „Okay. Äh … Wills, hör zu.“ Ich biss mir auf die Lippe. „Ich werde deine Scheidung diesmal nicht bearbeiten. Tatsächlich kann ich dich … und ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu hart oder so … Ich kann und will dich nirgends mehr rausboxen. Du bist siebenundzwanzig – und keine siebzehn mehr. Kein geliehenes Geld mehr, keine Kreditkartennummer. Und ich werde dir auch keine guten Ratschläge mehr erteilen, wie wäre das, hm? Du nimmst meinen Rat ja sowieso nie an.“
„Tja, ich …“, begann Willa.
„Ach, doch … einen guten Ratschlag habe ich noch: Lass dich mal auf irgendetwas ein. Ob das nun Christopher ist oder ein Job oder ein Ort oder ein College … bleib dabei, Wills. Halt durch. Du willst doch sicher nicht wie der Samen einer Pusteblume herumschweben und lauter halbherzige Beziehungen hinter dir lassen. So war es bei meiner Mutter, und jetzt ist sie Bedienung in South Dakota und hat nichts und niemanden. Das willst du nicht, Willa. Glaub mir.“
Einen Moment lang herrschte bedrücktes Schweigen. Bei der Erwähnung meiner Mutter war mein Vater erstarrt. Willa sah mich nur an. Dann lächelte sie.
„Komisch, dass du das sagst“, meinte sie. „Chris und ich sind nämlich wieder zusammen. Er wird für Dad arbeiten. Also … werden wir hierherziehen.“
Ich staunte. „Wirklich? Und was ist mit dem … Thumbie?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Ich habe Chris angerufen …an dem Tag, als Nick hier war. Er will seine Erfindungen nicht aufgeben, aber er sieht ein, dass er auch eine geregelte Arbeit haben muss.“
„Oh. Tja, das ist … super. Schön für dich, Willa.“
Sie hob eine Augenbraue. „Vielleicht brauche ich deinen Rat gar nicht so nötig, wie du denkst.“
Ich atmete tief durch, dann nickte ich. „Nein, vielleicht nicht. Was wirklich gut ist, Willa. Tut mir leid, wenn ich mich gerade wie eine Wichtigtuerin aufgespielt habe.“
„Warum sollte es heute anders sein als sonst?“, meinte sie
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