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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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mir geworden, etwas Tolles, und du hattest keinen Anteil daran.“
    Bevor ich überhaupt merkte, was ich tat, hatte ich den Regenmantel in der Hand und lief die Treppe hinunter, hinaus auf den kleinen Parkplatz hinter unserem Kanzleigebäude und stieg in mein kleines gelbes Auto. Ich setzte so schnell zurück, dass Kies aufspritzte, aber das war mir egal. Ich brach alle Geschwindigkeitsbegrenzungen von Edgartown bis Tisbury und bremste erst, als ich bei meinem Vater in die Auffahrt abbog. Da war es – das Haus, in dem ich aufgewachsen war, der Ort, den ich seit dem College fast mein ganzes Erwachsenenleben hindurchgemieden hatte. Ich stieg aus dem Wagen und rannte hinein.
    Sie war da, sah älter und erschöpfter aus und trug an diesem Tag kein Make-up, was ihrem Gesicht eine gewisse Leere verlieh. In einer Hand hielt sie eine Zigarette, und ihr Haar war nicht so hochtoupiert wie sonst in ihrem „Näher, mein Gott, zu dir“-Look. Als sie mich erblickte, lächelte sie müde.
    „Na, was sehen meine wunden Augen?“, sagte sie. „Wie geht es dir, Harper-Schätzchen?“
    „Hallo, BeverLee“, keuchte ich. Im Radio ertönte eine Countryballade. Bev drückte ihre Zigarette aus, da sie wusste, dass ich es hasste, wenn sie rauchte.
    „Setz dich, zieh dich aus. Willst du was essen?“ Sie machte Anstalten aufzustehen.
    „Nein, bleib sitzen. Es geht schon“, sagte ich und zog mir einen Stuhl heran. „Ist Willa da?“
    „Tja, sie war da, aber sie und dein Daddy sind jetzt hinten in der Werkstatt, glaube ich.“
    Nun, da ich hier war, wusste ich nicht genau, was ich sagen sollte. Ich kaute etwas Nagelhaut ab, dann legte ich die Hände in den Schoß.
    „Wie geht es dir denn jetzt, nachdem du Nick gesehen hast und so?“, fragte Bev.
    Ich sah sie überrascht an, und sie lächelte. Komisch, noch niemand sonst hatte diese Frage gestellt. „Äh … Es geht so, Bev“, antwortete ich. „Aber ich habe nicht … na ja, ich bin nicht … Wie geht es dir, Bev? Wie kommst du zurecht?“
    „Tja, ich schätze, es geht mir ganz gut.“ Sie rückte die Servietten im Serviettenhalter gerade – es war ein hässliches Ding aus Plastik, das aussah wie ein Royal Flush beim Poker – und sah mich wieder an. „Ich habe gehört, dass Dennis und du euch getrennt habt, und das tut mir sehr leid. Dass ihr nicht schon früher heiraten wolltet, hatte wohl etwas zu bedeuten. Dein Daddy und ich … wir kannten uns nur eine Woche und … Na ja, das ist jetzt vielleicht nicht gerade das beste Beispiel, da wir uns ja trennen werden …“ Sie lächelte halbherzig und zuckte mit den Schultern.
    „Bev, was das betrifft, muss ich dir etwas sagen. Ich …“ Verdammt, ich hatte keine Ahnung, wie ich es ihr beibringen sollte. Ich schluckte, Bev wartete, und der Regen prasselte gegen die Fenster. Aus dem Radio erklangen vertraute Akkorde … „Sweet Home Alabama“, die berühmte Südstaatenhymne.
    „Oh, ich liebe diesen Song“, sagte Bev und bekam einen verträumten Blick. „Die Kassette war im Rekorder meines Wagens festgeklemmt, weißt du noch? Das hier war das einzige Lied, das ich hören konnte.“
    Ja, die Erinnerung stieg in mir hoch … ich sah Bev unsere Auffahrt hinauf- und hinunterfahren, mit dem Song von Lynyrd Skynyrd als ewigem Soundtrack.
    „Du bist nie mitgefahren, wenn du es irgendwie vermeiden konntest.“ Sie lächelte schwach. „Aber du hast immer am Fenster gestanden und darauf geachtet, dass ich auch wieder zurückkomme. Dann bist du in dein Zimmer gelaufen, hast die Nase in ein Buch gesteckt und so getan, als wüsstest du nicht, dass ich zu Hause bin. Armes kleines Ding. Du hattest immer so viel Angst davor, dass jemand dich verlässt, dass du niemanden an dich herangelassen hast.“
    Da war es – mein emotionales Versagen, auf den Punkt gebracht.
    Genug. „Bev“, sagte ich wieder. Ich nahm ihre Hände in meine. „BeverLee, hör zu, ich …“ Der Kloß in meinem Hals erstickte meine Worte.
    „Was ist denn, Schätzchen?“ Leicht neigte sie den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. „Ach, du meine Güte, weinst du etwa?“
    Ich umklammerte ihre Hände noch fester. BeverLee hatte mich vom ersten Tag an geliebt – mich verkorksten, schmollenden Teenager, der sie insgeheim verlacht hatte. Sie hatte mich immer für klug und hübsch gehalten … mich liebenswert gefunden, obwohl ich alles getan hatte, um sie auf Abstand zu halten.
    Zwölf Jahre zuvor aber, als ich wie ein Häuflein Elend in New York auf dem

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