Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
Vom Netzwerk:
würde in eineinhalb Stunden gehen. Genug Zeit, um noch bei Willa vorbeizuschauen – sie und Chris hatten ein Haus in Oak Bluffs gemietet. Ein paar Tage zuvor erst hatte ich sie besucht; sie warteten noch auf ihre Möbel aus New York, aber es war ein hübsches Häuschen. Chris hatte einen guten Eindruck gemacht – er erzählte etwas von Treffen bei den AA und einer regelmäßigen Arbeit. Und Willa hatte sich bei einem Onlinelehrgang angemeldet … Anatomie. Sie wollte Krankenschwester werden, was sicher gut zu ihrem sonnigen Gemüt passte.
    Ich rief meine Schwester auf ihrem Handy an. „Hallo, ich muss dich um einen Gefallen bitten.“
    „Aber klar!“, sagte sie.
    „Kannst du Coco für ein, zwei Tage nehmen? Es könnte allerdings auch länger werden.“ Meine Knie begannen wieder zu schlackern. „Vielleicht sogar eine Woche.“
    „Kein Problem. Was hast du vor?“
    „New York“, erwiderte ich und schluckte schwer.
    „Sag das noch mal.”
    „New York City.“ Ich atmete tief durch. „Ich … ich … ich will Nick besuchen.“
    „Äh … Harper? Nick ist hier.“
    „Was?“, krächzte ich. „Hier? Was meinst du mit hier? Wo ist hier? In eurem Haus?“
    „Nun beruhige dich doch“, entgegnete sie. „Er ist auf der Insel.“
    „Was macht er hier?“ Mein Herz raste.
    „Chris hat gestern einen Umzugstransporter gemietet, ist nach New York gefahren und hat unsere Sachen eingepackt. Nick ist dann mit zurückgefahren, um ihm beim Ausladen zu helfen. Also ist er hier bei uns. Nein, er war hier, denn eigentlich ist er gerade gegangen, so vor zehn Minuten. Er wollte um sieben Uhr die Fähre ab Oak Bluffs erwischen. Danach … Verdammt! Er hat einen Leihwagen zum Bostoner Flughafen bestellt und fliegt dann nach … Seattle oder so.“
    Ich sah auf die Uhr. Es war 18 Uhr 22. „Ich bin unterwegs“, rief ich hektisch.
    „Soll ich ihn anrufen? Ihm sagen, dass er warten soll?“
    „Nein! Nein … ich … Vielleicht will er mich gar nicht sehen.“ Ich rannte aus dem Haus und ließ meinen protestierend bellenden Hund zurück. Unter aufspritzendem Muschelkies fuhr ich aus meiner Auffahrt direkt vor einen umweltverpestenden Hummer mit Nummernschild aus Virginia, dessen Fahrer aufgebracht hupte. Ich ignorierte ihn und raste mit meinem kleinen Auto die Straße hinunter. Die Fahrt nach Oak Bluffs dauerte normalerweise eine halbe Stunde, mit Touristenverkehr ein wenig länger. Und den gab es an diesem Tag reichlich, da es das Wochenende des Columbus Day war. Wenn ich ganz normal durch Vineyard Haven führe, würde ich es niemals schaffen, also nahm ich den Weg über Fiddlehead Farm und durch Tisbury, die Hände fest um das Lenkrad geklammert. Am Flughafen vorbei und auf die Barnes Road, wo ich dann hinter einem Minivan aus New Jersey feststeckte.
    „Komm schon, komm schon, habt ihr nicht euren eigenen Strand?“, murmelte ich. Als kein Gegenverkehr mehr kam, überholte ich und drückte wieder aufs Gaspedal.
    Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Verkehr in Oak Bluffs selbst ebenfalls so dicht sein würde. Sofern ich nichtdurch Vorgärten brettern (definitiv eine Option) oder diverse Menschenleben aufs Spiel setzen wollte (definitiv keine), würde ich es nicht schaffen. Touristen spazierten gemütlich durch die Gegend, und auf den Straßen drängten sich die Autos.
    Ich sah auf die Uhr. 18 Uhr 56.
    Ich würde es nicht schaffen. Jedenfalls nicht ohne fremde Hilfe.
    Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer eines allseits beliebten Menschen auf der Insel, der eine Menge einflussreiche Freunde besaß. „Geh ran. Bitte, bitte, bitte, geh ran“, flehte ich. Meine Bitte wurde erhört.
    „He, Mann, wie geht’s?“
    „Oh, Dennis, Gott sei Dank! Hör zu, ich habe hier eine Art Notfall. Du musst die Fähre aufhalten.“
    „Warum?“
    Ich zögerte. „Um Nick aufzuhalten. Damit ich wieder mit ihm zusammen sein kann.“
    „Stark“, meinte Dennis aufrichtig, und ich hätte ihn küssen können, weil er so ein lieber Mensch war und in seinem Herzen kein Platz für Rache oder Missgunst.
    „Aber ich stecke im Verkehr fest und werde es nicht rechtzeitig zur Fähre schaffen. Ich hatte schon überlegt, eine Bombendrohung durchzugeben …“
    „Nicht gut …“
    „Ich weiß, und ich will auch nicht verhaftet werden. Also. Kannst du mir helfen? Ich brauche nur ein paar Minuten.“
    „Lass mich sehen.“ Er schien nachzudenken. „Ich glaube, Gerry arbeitet da heute Abend. Ich werde ihn mal

Weitere Kostenlose Bücher