Zurückgeküsst (German Edition)
selbst zu fragen. Nein. Besser, ich stand einfach auf seiner Schwelle. Falls er die Tür dann zuwarf, könnte ich immer noch von der Straße aus zur Wohnung hinaufrufen, bis die Polizei käme.
Theo presste sich eine Hand aufs Herz, als ich ihn um Urlaub bat, aber als er von meiner Mission erfuhr, begannen seine Augen zu leuchten. „Nimm dir alle Zeit, die du brauchst“, sagte er und zwinkerte mir zu. „Ich stehe auf wahre Liebe. Schließlich war ich viermal verheiratet.“
Mein Plan … tja, er war löchrig. Aber immerhin war es etwas, an dem ich mich festhalten konnte. Und wenn ich alle vier Stunden an Nicks Wohnungstür klingeln müsste, bis er endlich auftauchte, dann wäre es eben so.
Es war übrigens der letzte Schritt in meiner „Harper wird Mensch“-Kampagne. In der vergangenen Woche hatte ich mich bei Kim als Babysitter angeboten (und hatte jetzt zwei blaue Flecken am Schienbein und eine Bisswunde am Handgelenk, allerdings auch gelernt, was Pikachu ist). Ich hatte Tommy zum Essen eingeladen, Carol ein Poster von ihrem Schwarm Dustin Pedroia von den Red Sox geschenkt und Bev, Kim und Willa einen Abend bekocht.
Außerdem hatte ich einen Entschuldigungsbrief an Jack und Sarah Costello geschrieben, wie sehr ich die Familientreffen immer genossen hätte und wie tief ich es bedauerte, Dennis verletzt zu haben. Und ja, ich hatte mich auch bei Dennis gemeldet. Offenbar ging es ihm ganz gut. Der gute alte Dennis. Er war sehr überrascht gewesen, dass ich nun doch nicht mit Nick zusammen war.
Nun, noch nicht. Aber ich würde es versuchen. Und wenn Nick mir nicht vergeben konnte oder mich nicht zurückhaben wollte … Bei dem Gedanken kamen mir die Tränen.
„Dann fährst du jetzt also los ?“, hörte ich eine Stimme. Kim, den kleinen Desmond auf der Hüfte, duftete nach Sonnencreme und Salzwasser.
„Ja.“ Ich schnitt eine Grimasse und zog den Reißverschluss meines Koffers zu.
„Das ist gut, Harper. Das ist ausgesprochen romantisch.“
„Genau. Auch wenn die Gefahr besteht, eine einstweilige Verfügung vorgesetzt zu bekommen. Aber ich schätze, ich muss es einfach versuchen.“
„Tu es, oder lass es. Da gibt es kein ‚Versuchen‘.“
„Von wem ist das? Winston Churchill?“
„Nein, Yoda. Ich bitte dich! Ich habe vier Söhne. Star Wars ist mein Leben.“
„Dann bekomme ich jetzt also gute Ratschläge von den Muppets?“
„Sei froh – es könnten auch die Teletubbies sein …“ Sie beugte sich vor und gab mir überraschenderweise einen Kuss auf die Wange. Desmond trat mich in die Rippen und lächelte wie ein Engel. „Wir sehen uns, wenn du wieder da bist“, sagte meine Freundin.
„Danke, Kim.“ Ich sah sie an und zwang mich zu einem Lächeln, das nach wenigen Sekunden zu einem echten wurde. „Danke.“
„Schnapp ihn dir, Schwester!“, rief sie, während sie das Zimmer verließ. „Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Im schlimmsten Fall bist du wieder da, wo du jetzt bist.“
Und das war auch so eine Sache. Hier … bei mir im Haus, in der Arbeit, auf der Insel … war es nicht mehr so wie früher. Die Zufriedenheit (die Selbstgefälligkeit, um ehrlich zu sein), die ich in meinem Leben gespürt hatte, war irgendwie verflogen, und ich fühlte mich so normal und mittelmäßig wie der Rest der Menschheit – wir alle waren armselige, von den Wirren der Liebe gebeutelte Trottel ohne Durchblick.
Ich sah auf die Uhr, unterdrückte die aufsteigende Übelkeit und holte Cocos Transportbox. Bei deren Anblick setzte sie umgehend ihren Chihuahua-Waisenblick auf und hielt eine Vorderpfote hoch, als wäre sie verwundet.
„Deine Pfote ist vollkommen in Ordnung“, versicherte ich ihr. „Was ist los? Willst du Nick nicht wiedersehen? Du liebstNick, weißt du noch? Ist das ein Zeichen? Versuchst du mir zu sagen, dass ich es lassen soll? Sprich, Coco. Du bist, Gott weiß, viel schlauer als ich.“
Sie kauerte sich hin und wedelte mit dem Schwanz. Siehst du? Ich bin doch so süß – also lass mich bitte nicht in die böse Box steigen! Ich bin kein Großstadthund!
Wer konnte es ihr verübeln? Fliegen war schlimm genug, auch ohne eingesperrt zu sein. Und New York hatte sie furchtbar gestresst … all das Hupen und Sirenengeheul, der ewige Lärm! Seufzend kniete ich mich neben sie.
„Okay. Du kannst hierbleiben. Aber ich muss weg, ja, meine Süße? Das verstehst du doch, oder? Willst du zu Kim gehen?“ Ich dachte an Kims Söhne und erschauerte. „Oder wie wäre es mit Willa?“
Mein Flug
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