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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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vor Glück.
    Man konnte es bereits an unseren Gesichtern ablesen … Nick: zuversichtlich, glücklich, beinahe selbstgefällig. Ich: insgeheim ein totales Nervenbündel.
    Denn natürlich hatte ich Zweifel gehabt. Ich war einundzwanzig gewesen, um Himmels willen! Hatte gerade das College abgeschlossen. Heiraten? Wir mussten verrückt sein! Aber Nick war sich sicher genug für uns beide gewesen, und an jenem Tag – am 21. Juni, dem ersten Tag des Sommers – hatte ich ihm geglaubt. Wir liebten uns, und wir würden glücklich bis ans Ende unserer Tage zusammenleben.
    Tja, man lernt nie aus.
    „Du bist kein dummes Kind mehr“, sagte ich laut, während ich auf mein jüngeres Ich starrte. Jetzt war ich jemand. Ich hatte einen Beruf, ein Haus, einen Hund, einen Mann … nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber Sie wissen, was ich meine.
    Ich legte das Foto beiseite, atmete tief durch, setzte mich gerade hin und strich mein von BeverLee bearbeitetes Haar wieder glatt. Ich würde Nick also wiedersehen. Das Zittern, das dieser Gedanke vorhin noch ausgelöst hatte, war verschwunden. Ich hatte nichts zu befürchten. Nick war ein Fehler meiner Jugend gewesen. Wir waren einander in die Falle gegangen … und ja, wir waren auch verliebt gewesen. Doch man brauchte mehr als Liebe. Acht Jahre als Scheidungsanwältin hatten mir das klar und deutlich gezeigt.
    Früher allerdings hatte Nick mich mit einem Blick zum Schmelzen gebracht. Schon ein Lächeln von ihm hatte mich dermaßen mit Glück erfüllt, dass ich zu schweben glaubte. Nach einem Tag ohne ihn war ich nicht mehr ich selbst gewesen, und nur in seiner Gegenwart fühlte ich mich wieder vollständig.
    Kein Wunder, dass es nicht funktioniert hatte. Diese Art von Gefühl … konnte nicht andauern.
    Ich hatte Jahre gebraucht, um über Nick hinwegzukommen. Und ich war über ihn hinweg. Wenn ich ihn sähe – falls ich ihn sähe –, könnte ich ganz ruhig sein. Dennis und ich waren fest zusammen … zwar nicht verlobt, aber es war fest genug. Jegliches Gefühl, das ich für Nick empfunden haben mochte … na ja, es war tot.
    Zumindest schien es so.

3. KAPITEL
    E lf Tage später stand ich kurz davor, zu testen, ob meine Gefühle für Nick wirklich tot waren. Unnötig zu erwähnen, dass ich nicht gerade bester Laune war.
    „Tommy, hör zu. Manchmal braucht unser Herz einfach Zeit, zu akzeptieren, was unser Kopf bereits begriffen hat.“ Ich unterdrückte ein Seufzen; Tommy saß in meinem Büro – das elfte Mal in dieser Woche – und überlegte erneut, ob der Seitensprung seiner Frau tatsächlich so schlimm gewesen war.
    „Man kann’s doch verstehen, oder? Sie ist jung … wir sind beide jung … und ich arbeite viel, stimmt’s? Vielleicht hat sie sich nur einsam gefühlt.“ Über den Tisch hinweg sah Tommy mich hoffnungsvoll an. Mein Mitarbeiter war eins fünfundneunzig und sah ein bisschen wie ein Kranich aus: lange, dünne Beine, gebogene Nase, kleiner Mund. Trotzdem war er auch irgendwie süß, weil all diese Merkmale ein harmonisches Ganzes ergaben. Seit sieben Monaten war er mit Meggie verheiratet; ich war auf ihrer Hochzeit gewesen und hatte schon damals gespürt, dass ihre gemeinsamen Tage gezählt waren. Nennen Sie es meinen sechsten Sinn.
    „Tom“, sagte ich. „Lass uns die Fakten betrachten. Nicht das, was du dir wünschst, sondern das, was Tatsache ist.“ Er sah mich leicht verwirrt an. „Tommy, sie hat den FedEx-Mann gebumst.“ Ich persönlich fand Kevin von UPS viel niedlicher, aber das war wohl nicht relevant.
    „Ich weiß“, sagte Tom. „Aber vielleicht gab es einen Grund. Vielleicht sollte ich ihr einfach vergeben.“
    „Das könntest du“, erwiderte ich und sah kurz auf die Uhr. „Sicher. Alles ist möglich.“ Konnte man dem Partner wirklich vergeben, wenn er fremdgegangen war? Ach, kommen Sie. Ich war niemals fremdgegangen, und Nick dachte immer noch …
    Ich erstickte den Gedanken im Keim, wollte nicht mehr über meinen Exmann nachdenken als unbedingt nötig war. Ich würde ihn in … herrje! … etwa vierundzwanzig Stunden wiedersehen.
    An diesem Abend würden Dennis und ich die Fähre nachBoston und am nächsten Morgen das erste Flugzeug Richtung Denver nehmen. Dort würden wir in ein kleineres Flugzeug umsteigen und nach Kalispell, Montana, fliegen, was sich verdächtig nach einem Kaff anhörte. Danach ginge es mit einem Mietwagen zur Lake McDonald Lodge direkt im Nationalpark. Christopher, mein ehemaliger und offenbar auch zukünftiger

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