Zurückgeküsst (German Edition)
der Nationalparkfreunde.
„Ich bin Scheidungsanwältin“, antwortete ich. Alle schwiegen.
Nick hustete leicht. „Machst du Witze?“
„Nein“, erwiderte ich kühl. Hatte Willa ihm denn nichts erzählt? „Aber ich gebe gern Auskunft, falls jemand meinen Rat nötig hat.“
„Niemals“, sagte Christopher und sah meine Schwester verliebt an.
„Das ist ja geradezu perfekt“, erklärte Nick. „Du hast deine Bestimmung gefunden, Harper.“
Ich zwang mich, locker zu bleiben. Hatte er das tatsächlich nicht gewusst? Hatte er mich nie gegoogelt? Niemals? Okay, ich hatte in den letzten zwölf Jahren einen oder zwei schwache Momente gehabt – fünf, um ehrlich zu sein –, in denen ich seinenNamen in die Suchmaschine eingetippt hatte, aber bevor das Internet mich mit Informationen quälen konnte, hatte ich das Fenster immer schnell wieder geschlossen. Offensichtlich hatte Nick niemals den Drang gehabt, zu sehen, was ich machte.
Wie auch immer. Zeit, nett zu sein. „Also, Emily, Sie arbeiten mit Willa zusammen?“, fragte ich nach, bedachte die hübsche Brünette mit einem Lächeln und biss von meinem Brot ab.
„M-hm.“
„Und was machen Sie?“
„Ich bin technische Zeichnerin.“ Auf meinen fragenden Blick hin fügte sie hinzu: „Ich zeichne die Baupläne in Nicks Firma.“ Bewundernd sah sie zu ihm auf.
Ich hörte auf zu kauen. „Nicks Firma?“
Sie sah Willa an. „Äh, ja. Wir arbeiten beide für Camden & Lowery . Nicks Architekturbüro.“
Überrascht sah ich meine Schwester an. „Ach, tatsächlich? Wie nett.“
Ich blieb noch eine oder zwei Minuten sitzen, lange genug, um „Ich nehme dasselbe“ zu sagen, als die Bedienung mit Dennis fertig war, ohne überhaupt zu wissen, was er bestellt hatte. Dann entschuldigte ich mich, lächelte, gab Dennis einen Kuss auf die Wange und eilte in die Damentoilette. Dort lehnte ich mich gegen das Waschbecken und presste mir die kalten Hände auf die heißen Wangen. Ein oder zwei Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und Willa trat ein und schnitt eine Grimasse.
„Du arbeitest für Nick?“, fuhr ich sie an.
„Okay, beruhige dich.“
„Willa! Ich … Du hättest …“ Ich holte tief Luft. „Warum hast du mir nichts gesagt? Hast du so Christopher kennengelernt?“
„Harper, beruhige dich“, sagte sie sanft und schwang sich auf den Waschtisch. „Hör zu. Ich war ungefähr einen Monat in der Stadt und fand keine Arbeit, okay? Das Geld wurde langsam knapp …“
„Genau! Deshalb hättest du auch nicht mit diesem Steinmetzseminar aufhören sollen, bis du einen Job hast! Und ich hatte angeboten, dir etwas zu leihen …“
„Du hattest mir doch schon etwas geliehen“, entgegnete sie. „Das war es ja. Ich wollte es allein schaffen.“
„Und da bist du zu ihm gegangen? Zu Nick? Meinem Exmann, Wills?“ Ich bekam einen Kloß im Hals, aber zum Glück ging in diesem Moment die Tür auf, und eine ältere Frau mit einem Sweatshirt, auf dem über dem Wort Montana ein Elch tanzte, sah herein.
„Besetzt!“, rief ich, und sie fuhr erschrocken zurück. Das gab mir eine Sekunde Zeit, mich zu sammeln. Ich hatte seit Jahren nicht geweint und würde es auch heute nicht tun.
„Es war eigentlich ein riesiger Zufall“, erzählte Willa weiter. „Ich war zu einem Vorstellungsgespräch in SoHo eingeladen gewesen, was ganz schrecklich lief. Die waren richtig gemein … es ging um den Job einer Barista in einem Coffeeshop, du weißt schon, und sie fragten mich über die Bedingungen für den Anbau von biologisch-organischem Kaffee aus oder so was. Ich bekam den Job also nicht, hatte noch acht Dollar auf dem Konto und ging diese kleine Straße mit Kopfsteinpflaster entlang … typisch SoHo, weißt du …“
„Ja, ich weiß, ich war auch schon mal da.“
„Und plötzlich sehe ich über mir dieses Schild: Camden & Lowery, Architekten. Ich überlegte, wie hoch wohl die Chancen stünden, dass es Nick wäre. Weißt du, ich habe mich daran erinnert, wie nett er zu mir gewesen ist.“
Scharf sah ich sie an, aber sie ignorierte mich. „Also ging ich rein, und er war es und war ganz überrascht und glücklich, mich zu sehen. Als ich ihm erzählte, dass ich dringend Arbeit suchte … na ja, rate mal!“
„Was?“
„Seine Sekretärin war gerade in Mutterschutz gegangen. Also stellte er mich ein.“
Mir wurde übel. „Willa …“
Die Tür öffnete sich erneut, und die „Tanzender Elch“-Frau war wieder da. „Immer noch besetzt“, sagte ich. „Meiner
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