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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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wurde immer stärker, aber aus irgendeinem Grund schob ich es vor mir her. Vielleicht wartete ich darauf, dass er sich auf seine Liebe zu mir besann und etwas so Überwältigendes tat, das alle Zweifel für immer wegwischte und wir glücklich bis ans Ende unserer Tage weiterleben konnten. Wie schon gesagt … ich war jung und dumm. Und wie das mit Geheimnissen so ist … Je länger man sie hat, desto unverrückbarer setzen sie sich fest.
    Am Abend des unvergesslichen Zwischenfalls arbeitete ichschon fast drei Monate im Claudia’s. Es war Dezember, und New York war um die Weihnachtszeit besonders schön mit seinen kleinen Lichtern in den Lokalen, Kränzen über den Türen und siebenarmigen Leuchtern in den Fenstern. Die Auslagen der Kaufhäuser waren bunt geschmückt, und an jeder Ecke stand ein Santa Claus und schwang seine Glocke. Endlich verliebte ich mich in die Stadt New York.
    Als ich an jenem Abend bei sanftem Schneefall zum Claudia’s ging, blieb ich vor einem Schaufenster stehen. Ein Bronzemodell der Brooklyn Bridge war dort ausgestellt. Es war wunderschön. Nick würde es lieben, und ich würde es ihm als Weihnachtsgeschenk kaufen. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, wieder auf der Brücke zu stehen und Nick auf Knien vor mir zu sehen, die Charles-Dickens-Handschuhe, seine schönen, glücklich strahlenden Augen …
    Und plötzlich war dieses schwere, dunkle Gefühl in meiner Brust verschwunden. Ich liebte meinen Mann. Wir würden diese harte Zeit durchstehen. Vielleicht würde ich sogar im Claudia’s aufhören und eine Arbeit suchen, die besser mit Nicks Arbeitszeiten vereinbar wäre, damit wir uns mehr sehen könnten. An diesem Abend würde ich meinen Freunden erzählen, dass ich verheiratet war, und wir würden über mein Geheimnis lachen … oder was auch immer.
    Es war der Abend unserer internen Weihnachtsfeier, ein Montag, unser Ruhetag. Wir waren ungefähr zwanzig einschließlich des Küchenteams, und als ich ankam, war die Party bereits in vollem Gang. Prish stand an der Bar und reichte mir einen widerlich süßen Pfefferminzdrink. Es war laut, hell, feierlich und lustig, die meisten waren schon gut angeheitert und freuten sich, mich zu sehen. Vielleicht war es doch noch nicht der richtige Moment, allen von Nick zu erzählen. Ich würde es tun, sobald es irgendwann einmal ruhiger wäre. Ja, das wäre besser!
    Prishs Cocktailerfindung war grenzwertig gewesen, also mixte ich noch ein paar Spezialmartinis mit Cranberrysaft und Grey Goose Vodka. Das Essen war lecker: Pizza mit Ziegenkäse und getrockneten Tomaten und Krebspastete mit Remouladensauce. Ben trug eine Rentiermütze und Jocasta eine blinkende Lichterhalskette und ein glitzerndes rotes Minikleid.
    Um 22 Uhr saßen wir alle um den großen Tisch in der Mitte des Lokals, alle mehr oder weniger betrunken, alle fröhlich. Irgendwann – ich hatte es nicht so genau mitbekommen – hatte Darrell den Arm auf meine Rückenlehne gelegt. Ganz beiläufig. Wir waren jetzt alle gut befreundet, umarmten uns zum Abschied, gaben Küsschen auf die Wange und so weiter. Darrell zu bitten, dass er seinen Arm wegnähme, wäre seltsam gewesen, also beließ ich es dabei.
    Das war ein Fehler.
    Denn plötzlich kitzelte mich etwas im Nacken, und ich zuckte zusammen. Darrell sah mich mit verführerischem Schlafzimmerblick an, unterbrach jedoch nicht sein Gespräch mit Ben über irgendein politisches Thema. Ich nahm Darrells Hand und legte sie ihm in den Schoß, und er lächelte kess, berührte mich aber nicht wieder.
    Nach dem Essen stiegen sowohl die Lautstärke als auch der Alkoholpegel. Prish sang, Ryan trommelte im Rhythmus auf dem Tisch herum, Ben holte noch eine Flasche Wein, und Darrell drehte sich zu mir und sagte: „Ich will dich schon seit Wochen küssen.“ Dann umfasste er mein Gesicht mit beiden Händen und setzte seinen Wunsch in die Tat um.
    Es war ein nasser, nachlässiger Kuss eines betrunkenen Mannes – einfach furchtbar und mit dem Geschmack nach gegrillter Paprika. Die anderen applaudierten.
    „Das wurde aber auch Zeit!“, rief Jocasta. „Er steht schon eine ganze Weile auf dich.“
    Ich schob ihn weg. „Tu das nicht noch mal“, sagte ich und spürte, wie das Adrenalin durch meinen Körper rauschte. Das war nicht gut. Das durfte nicht … Ich hätte nicht … Er sollte nicht … Ich musste ihnen sagen …
    Plötzlich konnte ich nichts mehr denken.
    Nick stand draußen vor dem Lokal auf der Straße und sah durch das Fenster hinein. Sah

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