Zurückgeküsst (German Edition)
fügte er hinzu. „Vielleicht weiß ja jemand von einer geeigneten Stelle.“
„Mach dir keine Mühe, ich werde schon allein etwas finden“, erwiderte ich. Mein Herz fühlte sich an wie ein Stein, der kalt und sperrig in meiner Brust saß.
„Toll, Schatz! Braves Mädchen.“
Dann gingen wir ins Bett und hatten Sex, und es war seine Art zu sagen: Siehst du? Es ist doch alles wunderbar! Und was Nick betraf, war die Sache damit erledigt. Er war aus dem Schneider. Dass ich mir Arbeit suchte, war weitaus bequemer für ihn, als sich einzugestehen, dass man in eine Ehe auch Zeit investieren musste, vor allem in eine junge Ehe, vor allem bei einer Frau wie mir. So aber musste Nick weder seine Arbeitszeiten ändern noch seinem Boss sagen: Tut mir leid, heute Abend bin ich mit meiner Frau verabredet. Nein, dies war das Mittel ohne Nebenwirkungen für ihn. Harper brauchte einfach einen Job – und keinen Ehemann, der sich ab und zu mal blicken ließ.
Fast trotzig meldete ich mich auf das Stellengesuch einer Barhin, was für mich vertrautes Territorium war, da ich schon meine Zeit am College mit einem Job als Bartender finanziert hatte. Das Lokal hieß Claudia’s, lag in SoHo und war neu und angesagt.
Am Morgen meines Vorstellungsgesprächs klemmte ich mir versehentlich eine Hand in der Haustür ein. Die linke Hand. Es war nicht weiter schlimm, aber meine Finger schwollen an, und ohne weiter nachzudenken, wechselte ich den Ehering an die rechte Hand. Meinen Verlobungsring trug ich nur selten, da ich bei seiner beachtlichen Größe Angst hatte, er könnte mir von einem der New Yorker Straßenräuber abgerissen werden. Nick hatte darüber zwar gelacht, aber es schien ihm nichts auszumachen, dass ich den Ring zu Hause ließ.
Mit meinem Ehering war das jedoch anders … den liebte ich heiß und innig. Er bestand eigentlich aus zwei schmalen Ringen, die ineinander verschlungen waren, einer etwas dunkler als der andere. Er war elegant und schön und einzigartig, gearbeitet von einem Juwelier auf Martha’s Vineyard. Er sah nicht wie ein klassischer Ehering aus … vor allem nicht, wenn er an der „falschen“, also der rechten Hand getragen wurde. Der Geschäftsführer des Claudia’s fragte nicht, ob ich verheiratet sei, und ich erwähnte es auch nicht extra.
Als Barmixer bekommt man mehr Trinkgeld, wenn man jung und hübsch ist … und alleinstehend. Oder wenn die Gäste denken, man wäre alleinstehend. Meine Finger blieben ein paar Tage lang geschwollen, also trug ich den Ring weiterhin rechts. Es hatte im Grunde nichts zu bedeuten. Aber da irrte ich mich.
Die Arbeit im Claudia’s machte viel Spaß. An einer gepflasterten Straße in SoHo gelegen, lockte es die „Sex and the City“-Typen an – extravagant gekleidete Frauen, deren Outfits mehr kosteten als unsere Miete, und Männer, die nach teuren Parfüms rochen und für einen Zehndollardrink ohne Weiteres zwanzig Dollar Trinkgeld hinlegten. Und meine Kollegen … waren fast alle wie ich. Sie hatten höhere Ambitionen, arbeiteten nur vorübergehend als Servicekraft, manche finanzierten sich ihr Studium. Keiner von uns wollte ewig dort bleiben. Wir waren alle in den Zwanzigern – der Besitzer wusste nur zu gut, dass eineSchauspieler-Model-Belegschaft bessere Kundschaft anzog, also waren wir alle schlank und gut aussehend.
Als „Neue“ beobachtete ich das Ganze erst einmal vom Rand aus, aber selbst dort war es aufregend. Gelegentlich vertraute sich mir jemand an – Jocasta war mit Ben gegangen und hatte ihn wegen Peter verlassen; Ryan suchte einen Mitbewohner, und Prish suchte ein Zimmer, aber wollten sie tatsächlich zusammen arbeiten und wohnen? Vor allem nach einem One-Night-Stand? Ich war geschmeichelt, dass sie mich in ihre Privatangelegenheiten und Ängste einweihten, mischte mich aber nicht weiter ein. Sie faszinierten mich … sie waren so frei. Hatten große Pläne, Tage voller Muße, eine Arbeit, die Spaß machte. So wie es in unserem Alter sein sollte.
In den ersten Wochen beobachtete ich viel, verrichtete meine Arbeit, hörte zu. Niemand fragte, ob ich verheiratet sei, und von mir aus erzählte ich es auch nicht. Wahrscheinlich wollte ich Nick dadurch bestrafen. Ich sah den Kerl ja kaum. Er hatte gesagt, er werde mal vorbeischauen und sich die Bar ansehen, aber die Wochen verstrichen, und er kam nicht.
Ich war jung und dumm, unsicher und einsam. Wenn ich an manchen Abenden nach Hause ging, spürte ich so ein dunkles, schmerzhaftes Ziehen in der
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