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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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vernünftig. Es gibt keinen Grund, das hier zu tun. Wir sind jetzt anders als früher. Warum alte Wunden aufreißen, hm? Wir haben uns weiterentwickelt.“
    „Stimmt. Du bist jetzt mit Dennis zusammen.“
    Ich korrigierte ihn nicht, und er setzte sich gerade hin und starrte geradeaus. Zum Glück klingelte in diesem Moment sein Handy, und ich zwang mich, meine Hände zu entkrampfen, die das Steuerrad fest umklammert hielten. Nick sah auf das Display und lächelte. „Hallo, Schatz“, meldete er sich.
    Schatz? Schatz? Wer war „Schatz“?
    „Mit geht’s gut. Was gibt’s Neues? Ach ja? Das ist toll.“ Ich sah zu ihm hinüber. Er lächelte noch immer und streichelte Coco, die mittlerweile auf seinem Schoß eingeschlafen war. „Oh, alles okay. Ich bin in … warte mal … North Dakota. Es ist flach hier. Weites Land. Ein bisschen unheimlich.“ Er lachte. „Ist gut. Ich hab dich auch lieb. Tschüss.“
    Soso. Er hatte einen Schatz. Und er hatte ihn lieb . Warum hatte er nichts davon erzählt? Ich hatte Schwierigkeiten, normal zu atmen. Beruhige dich, Harper, sagte ich mir. Nick hatte eine Freundin, aber das war ja zu erwarten gewesen. Es kam nur … überraschend. Wir sahen uns jetzt seit vier Tagen, und er hatte kein Wort darüber verloren.
    „Und? Wie heißt sie?“, wollte ich wissen.
    „Isabel.“
    Isabel. Kein Name, den man verulken konnte, so wie Farrah oder Bitsy. Nein, es war ein richtiger Name.
    „Was macht sie so?“
    „Sie studiert“, antwortete er.
    Nun ja! Ein bisschen jung, oder? Eine Studentin. Also, wirklich! Was für ein Klischee! Erfolgreicher Mann mittleren Alters fährt roten Cabrio-Mustang und hat jüngere Freundin, um noch vorhandene Potenz zu demonstrieren. Aber vielleicht war sie gar nicht so viel jünger. Vielleicht arbeitete sie neben dem Studium und wollte einen Abschluss nachholen. „Wo studiert sie denn?“
    „An der NYU“, sagte er. „Sie ist im ersten Semester.“
    „Nick!“, entfuhr es mir. „Eine Erstsemestlerin? Das ist … grauenhaft! Tut mir leid. Du bist mit einer Achtzehnjährigen zusammen? Sie ist halb so alt wie du!“
    „Das ist mir bewusst, Harper“, erwiderte er. „Aber ich bin nicht mit ihr zusammen. Sie ist meine Stieftochter.“
    Mir fiel die Kinnlade herunter, und ich starrte ihn entgeistert an. „Du bist verheiratet?“, kreischte ich.
    „Pass auf!“, rief Nick. Es gab ein dumpfes Geräusch, und wir holperten einmal auf und ab. Coco bellte erschrocken, dann zischte und qualmte es ein bisschen, der Motor erstarb, und wir rollten auf den Standstreifen.
    Kurz darauf öffnete der Himmel alle Schleusen, und Hagel prasselte auf uns hernieder wie der Fluch Gottes.
    „Mist!“, brüllte Nick. „Harper, du hast ein Reh überfahren!“
    „Was? Oh nein!“ Ich schnappte mir Coco, um sie vor den Hagelkörnern zu schützen, und zuckte zusammen, als sie auf mich niederprasselten.
    Nick fuhr herum, packte das Verdeck, zog es über unsere Köpfe und befestigte es vorn an der Windschutzscheibe. Das Prasseln des Hagels war ohrenbetäubend. Coco bellte.
    Ich sah Nick an. „Ein Reh?“ Ich musste fast schreien, damit er mich hörte.
    „Es lag am Straßenrand“, erwiderte er und streifte sich die Hagelkörner von der Kleidung.
    „Du meinst, es war schon tot? Bist du sicher?“
    „Ich denke mal, dass es da nicht gelegen und geschlafen hat, Harper.“
    „Auf der Straße?“
    „Nein, in den Wolken! Ja, natürlich auf der Straße. Du bistdrübergefahren. Erinnerst du dich nicht?“
    „Okay! Tut mir leid! Ich stehe unter Schock, das ist alles.“ Ich überlegte. „Aber warum ist der Motor ausgegangen?“
    „Wie soll ich das wissen? Ich kann ja kaum fahren!“
    „Wenigstens gibst du es zu.“
    Er sah mich böse an, und dann musste ich lachen, so heftig, dass ich nur noch quietschen konnte und mir die Tränen über das Gesicht liefen. Nick schüttelte den Kopf und fing auch an zu lachen. Eine ganze Weile gab es nur das – das Trommeln des Hagels, Donnerschläge, mein japsendes Quietschen und Nicks wunderbares Lachen.
    Als ein Donner direkt über uns loskrachte, kreischte ich auf, und Coco verwandelte sich vom furchtlosen Jack Russell in einen verängstigten Chihuahua. Treulose Seele, die sie war, wählte sie Nick als Beschützer und kuschelte sich an seinen Oberkörper, als wollte sie hineinkriechen.
    „Hab keine Angst, Hundchen“, tröstete er sie.
    „Gib ihr den Hasen“, schlug ich vor, und er tat es. Mein Hund kuschelte sich unter Nicks Arm und seufzte.

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