Zurückgeküsst (German Edition)
Auf einmal spürte ich einen Stich der Eifersucht. Auf meinen Hund. Ja, ich war eifersüchtig auf Coco, die sich an Nick schmiegte und gestreichelt wurde, die Nicks schöne Hand auf ihrem Körper spürte und … Okay, das reicht, Harper. Komm wieder zu dir. Er hat eine Stieftochter, was bedeutete, dass er auch eine Frau hat.
Ich suchte den Horizont nach einem möglichen Wirbelsturm ab, sah aber keinen, doch meine Sicht war sehr eingeschränkt, da es inzwischen angefangen hatte zu regnen. Es schüttete geradezu, und der Regen lief in Bächen über die Windschutzscheibe. Ich räusperte mich. „Meinst du, wir sollten versuchen, einen Unterschlupf zu finden?“
Nick öffnete eine Sekunde lang die Tür, blickte hinaus und schloss sie wieder. „Ich denke, wir sollten besser hierbleiben. Die Tornadostrecke liegt weiter südlich, oder? Wenn wir jetzt aussteigen, werden wir nur nass bis auf die Knochen. Und ich sehe auch keine Gräben oder Brücken, selbst wenn wir die brauchen sollten.“
„Okay. Sollen wir Hilfe rufen?“
„Klingt gut.“
Ich klappte mein Handy auf. „Kein Empfang.“
Er sah bei sich nach. „Bei mir auch nicht. Also weiter zu Plan B. Sitzen bleiben und auf die Busse zur Maisernte warten.“
„Tatsächlich werden das eher Busse zur Steckrübenernte sein“, meinte ich und musste wieder kichern.
„Klingt ja berauschend“, erwiderte er und lächelte, wobei sich wieder diese wunderbaren Fältchen um seine schönen dunklen Augen bildeten. (Du meine Güte, hören Sie mich an! Aber er hatte nun mal diese unglaubliche Wirkung auf mich.) Immer noch lächelte er mich an, und … verdammt noch mal! Mein Gesicht wurde heiß. Aber nicht nur mein Gesicht, sondern auch andere Körperteile, die hier am besten unerwähnt bleiben. Ich richtete mich auf und fuhr mit den Händen über das lederbezogene Lenkrad. Der Regen hatte nachgelassen, was einigermaßen beruhigend war.
„Also. Du hast eine Stieftochter, Nick. Heißt das, du hast eine Frau?“
Er antwortete nicht sofort, sondern blickte erst zu Coco, die eingeschlafen zu sein schien. In der Ferne grollte leise der Donner.
„Wir sind geschieden“, sagte er dann.
Geschieden. Zum zweiten Mal. Wie ich Nick kannte, hatte das bestimmt wehgetan. Sehr. „Ich nehme an, sie ist etwas älter, wenn sie schon ein Kind auf der Uni hat?“
„Stimmt. Sie ist … lass mich nachdenken. Dreiundvierzig? Ja.“
„Wie lange wart ihr verheiratet?“
„Drei Jahre. Wir sind seit fast vier Jahren getrennt.“ Ernst sah er mich an. „Sie heißt Jane und ist sehr nett. Arbeitet im Finanzwesen. Einvernehmliche Trennung.“ Er hielt inne. „Wir sind auch jetzt noch Freunde.“
Ich saß da, lauschte dem Trommeln des Regens und schluckte. Erst war ich eifersüchtig auf meinen Hund gewesen. Jetzt war ich eifersüchtig auf Nicks zweite Exfrau.
Einen kurzen Moment lang stellte ich mir vor, wie es gewesen wäre, Nick über die letzten zwölf Jahre als Freund behalten zu haben. Es hätte nicht funktioniert, aber trotzdem. Die Vorstellung, jederzeit an ihn denken zu können, ohne diesen schmerzhaften Stich im Herzen zu spüren … das wäre schön gewesen. Oder sein Lachen hören zu können, ihn sprechen zu können, zusammen einen Kaffee trinken zu können. Ich sah uns, wie wir Arm in Arm die Straße hinuntergingen, als gute Freunde, die einander sehr zugetan waren.
Ja, genau – träum weiter.
Aber ich war überrascht, wie sehr mich dieses Bild anrührte.
„Und warum habt ihr euch getrennt, wenn sie so nett war?“, wollte ich wissen. Meine Stimme klang ein wenig gepresst.
Er schwieg einen Moment. „Wir haben uns auseinandergelebt“, sagte er schließlich.
Ah! Wie oft in den letzten Jahren hatte ein Klient das zu mir gesagt? Es war ein Code für Untreue, und wie ich Nick einschätzte, war nicht er derjenige gewesen, der fremdgegangen war. „Aber ihr seid noch gute Freunde?“
„Ja. Isabel hat es nicht verdient, dass noch ein Vater sie im Stich lässt. Jane arbeitet an der Wall Street, nicht weit von mir entfernt, also wollten wir es zivilisiert durchziehen.“
Wie erwachsen! Kindische Ablehnung wucherte in mir wie ein Geschwür. Wahrscheinlich aßen sie regelmäßig zusammen zu Abend und gingen in die Metropolitan Opera und zu Spielen der Yankees und all so was. „Und wie ist Isabel so?“, fragte ich nach.
Nick lächelte, und meine dumme Eifersucht flammte wieder auf. „Sie ist toll. Klug, offen, süß. Sie hat eine schöne Stimme. Ihr Chor hat letzten
Weitere Kostenlose Bücher