Zurückgeküsst (German Edition)
lesen. „Ich habe ihnen gesagt, du hättest gerade eine Trennung hinter dir und wärst eine verbitterte alte Jungfer und dass ich dich zu einem Ashram in North Dakota bringe.“
„Gibt es Ashrams in North Dakota?“
„Gern geschehen“, entgegnete er spitz.
„Danke. Ich schätze, sie können auch ohne meine Hilfe scheitern.“
„Braves Mädchen.“
Es war eigenartig, wie gut ich mich bei diesen Worten fühlte.
13. KAPITEL
G lücklicherweise ließ Nick mich auch weiterhin fahren, und die weiten Felder sausten an uns vorbei. Der Himmel nahm einen bleigrauen Ton an, und es wurde deutlich kälter. Hin und wieder erfasste eine Windbö das Auto, aber der Mustang schnurrte trotzdem zuverlässig weiter. „Flott“, hatte Nick dazu gesagt. An einen Mann, der die U-Bahn nahm und erst im College gelernt hatte, Auto zu fahren, war so ein Wagen wahrlich verschwendet!
Wir passierten die Grenze nach North Dakota, das auch nicht anders aussah als Montana. Allenfalls war es noch flacher. In der Ferne sah man ein paar Baumgruppen, und ab und zu entdeckte ich ein Reh, ansonsten waren wir allein auf weiter Flur.
Laut Landkarte lag Bismarck noch etwa zwei Stunden entfernt. Wir waren fast da. Ich war beinah in Sicherheit.
Ein paar Kilometer vor uns brauten sich ein paar beeindruckende schwarze Wolken zusammen. „Vielleicht sollten wir irgendwo anhalten, Nick. Das sieht nicht gut aus da vorne.“
Er studierte die Karte. „Nun mach dir mal nicht in die Hose“, tadelte er mich nach einem kurzen Blick durch die Scheibe. „Frauen!“
„Ja, Nick, ich bin eine Frau, und nein, Nick, ich mache mir nicht in die Hose“, erwiderte ich ruhig. „Es ist nur so, dass wir geradewegs in ein Gewitter fahren, was ich gern vermeiden würde, da ich lieber heil nach Massachusetts zurückkehren möchte.“
„Keine Bange. Das Gewitter ist meilenweit entfernt. Da vorn hat sich nur ein bisschen der Himmel verdunkelt.“
Der Himmel war nicht dunkel, er war pechschwarz, und die Wolken wurden immer dichter und größer. Es blitzte darin, und in der Ferne grollte bedrohlich der Donner. „Widersprichst du mir einfach aus Spaß, Nick, oder beruht deine Beobachtung auf irgendwelchen Fakten? Was, wie ich feststellen muss, tatsächlich das erste Mal in unserer Beziehung wäre.“
„Beruhige dich, Harper. Ja, es könnte ein bisschen Regen geben.“
„Oder einen Tornado. Dass es so was gibt, weißt du doch, oder?“
Ein Schwarm Amseln – Dutzende … nein Hunderte – kam uns plötzlich am Himmel entgegen. Auf der Flucht vor dem Sturm.
„Gerichtsschreiber, bitte notieren Sie die biblischen Zeichen des Weltuntergangs“, sagte ich.
„Entspann dich. Coco ist auch nicht nervös, oder?“ Ich sah zu meinem Hund. Er saß auf Nicks Schoß, den Hasen im Maul, und starrte Nick an, als wollte er ihn durch Hypnose dazu bringen, ihn bis zum Ende seines Lebens zu verwöhnen. Es war schon schlimm genug, dass mein Vater, BeverLee und Willa Nick allesamt bewunderten. Jetzt war ihm auch mein Hund verfallen. Ich unterdrückte ein Seufzen und blickte die endlose gerade Straße hinunter. Es war drei Uhr nachmittags. Wäre Nick nicht die ganze Zeit mit Omageschwindigkeit gefahren und/oder hätte die Autobahn genommen, hätte ich jetzt schon im Flugzeug gesessen …
Das war nicht gut. Bei Nick zu sein war, wie einen gemütlichen Spaziergang im Wald zu machen, überall Sonnenschein, zwitschernde Vögel, duftende Blumen, und plötzlich springt ein tollwütiger Wolf aus dem Unterholz und reißt dir die Halsschlagader auf.
„Hast du es je bereut, dass du dich von mir hast scheiden lassen?“, fragte Nick da unvermittelt.
Sehen Sie, Euer Ehren. Damit schließe ich mein Plädoyer ab. „Nick, bitte nicht. Die Scheidung war vor so vielen Jahren. In etwa zwei Stunden werden wir in Bismarck sein. Zwei Stunden, bis unsere Wege sich wieder trennen. Können wir es nicht einfach dabei belassen?“ Ich sah ihn an. Der Wind zerzauste ihm das Haar – das Verdeck war noch immer offen, da Nick hier seinen Traum auslebte und so weiter –, aber sein Blick war klar und ruhig.
„Und hast du?“
„Ich bereue es, dass wir so jung geheiratet haben, Nick. Wir waren naiv, wenn nicht sogar furchtbar dumm.“
„Meine Erinnerungen sind da aber anders.“
„Schön für dich.“
„Denk mal an unsere Flittertage.“
Verdammt! „Nein. Die Elektroschockmethode hat gewirkt. Bitte, Nick. Lass uns nicht darüber sprechen.“
„Hast du Angst?“
„Nein! Ich bin nur
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